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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le
Autoren: Dame Koenig As Spion (Smiley Bd 5)
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klar.«
    »Ganz
klar.«
    »Wir
wollten einen alten Circus-Mann: einen, der Schlagzeilen machen würde.«
    »Ja«,
sagte Smiley und erinnerte sich an die keuchende, schwitzende Gestalt auf dem
Hügel. »Ja, ich sehe die Logik dieses Arguments ein.«
    »Verdammt
noch mal, ich hab' ihn wieder rausgekriegt«, fuhr Haydon ihn an.
    »Ja, das
war sehr freundlich von Ihnen. Sagen Sie, hat Jim Sie aufgesucht, ehe er wegen
dieses Testify- Auftrags abfuhr?«
    »Ja, das
hat er tatsächlich getan.«
    »Und was
wollte er Ihnen sagen?«
    Haydon zögerte
lange, sehr lange, dann antwortete er gar nicht. Aber trotzdem war die Antwort
da, in der plötzlichen Leere der blassen, hellen Augen, in dem Schatten der
Schuld, der sich über das schmale Gesicht legte. Er ist gekommen, um dich zu
warnen, dachte Smiley; weil er dich liebte. Um dich zu warnen, genau wie er zu
mir kam, um mir zu sagen, Control sei übergeschnappt, mich aber nicht antraf,
weil ich in Berlin war. Jim hat dir den Rücken gedeckt bis zum bitteren Ende.
    Ferner,
sagte Haydon, mußte es ein Land sein, das erst vor kurzem eine Gegenrevolution
durchgemacht hatte: die Tschechoslowakei sei das einzig Richtige gewesen.
Smiley schien nicht genau zuzuhören.
    »Warum
haben Sie ihn wieder rausgeholt?« fragte er. »Aus alter Freundschaft? Weil er
harmlos war und Sie alle Karten in der Hand hielten?«
    Es war
nicht nur das, erklärte Haydon. Solange Jim in einem tschechischen — er sagte
nicht russischen - Gefängnis saß, hätte man Wind um ihn gemacht und ihn als
eine Art Schlüsselfigur betrachtet. Aber sobald er zurück wäre, würde in
Whitehall jeder alles tun, damit er den Mund nicht aufmachte: das wurde bei
Rückführungen immer so gemacht.
    »Ich bin
überrascht, daß Karla ihn nicht einfach erschossen hat. Oder hat er aus purer
Feinfühligkeit Ihnen gegenüber davon Abstand genommen?«
    Aber
Haydon war schon wieder in halbgare politische Dogmen versunken.
    Dann
begann er über sich selbst zu sprechen, und schon schien er für Smileys Augen
sichtlich zu etwas ganz Kleinem und Miesem zusammenzuschrumpfen. Er war tief
berührt von der Meldung, daß Ionesco uns kürzlich ein Stück versprochen habe,
in dem der Held beharrlich schweige und alle um ihn unaufhörlich redeten. Wenn
einmal die Psychologen und die Mode-Historiker ihre Verteidigungsreden für ihn
schreiben würden, so erinnerten sie sich hoffentlich, daß er selber sich
genauso gesehen habe. Als Künstler habe er schon mit siebzehn Jahren alles
gesagt, was er zu sagen hatte, und irgend etwas müsse man ja auch mit seinen
späteren Jahren anfangen. Er bedauere schrecklich, daß er nicht ein paar seiner
Freunde mitnehmen könne. Er hoffe, Smiley werde seiner in Zuneigung gedenken.
Smiley hätte ihm an dieser Stelle nur zu gern gesagt, daß er keineswegs
vorhabe, in diesem Sinn an ihn zu denken, und er hätte noch manches andere gern
gesagt, aber es schien keinen Sinn zu haben, und Haydon hatte wieder
Nasenbluten bekommen. »Ach, und ich sollte Sie noch bitten, jede Publicity zu
vermeiden. Miles Sercombe liegt kolossal daran.«
    Hier
gelang Haydon ein Lachen. Nachdem er im stillen den ganzen Circus
durcheinander gebracht habe, sagte er, wolle er nun nicht den Prozeß vor der
Öffentlichkeit wiederholen. Ehe er ging, stellte Smiley die eine Frage, die ihm
noch immer am Herzen lag.
    »Ich werde
es Ann sagen müssen. Gibt es irgend etwas, das ich ihr bestellen soll?«
    Es
erforderte einiges Hin- und Herreden, ehe ihm die Bedeutung von Smileys Frage
aufging. Zuerst glaubte er, Smiley habe gesagt »Jan« und konnte nicht
begreifen, warum Smiley sie noch nicht aufgesucht hatte.
    »Ach so, Ihre Ann«,
sagte er, als gäbe es eine Menge Anns um sie herum.
    Es sei
Karlas Idee gewesen, erklärte er. Karla hatte längst erkannt, daß Smiley die
größte Bedrohung für den Maulwurf Gerald darstellte. »Er sagt, Sie seien sehr
gut.«
    »Vielen
Dank.«
    »Aber Sie
hatten diesen einen Preis: Ann. Die letzte Illusion eines illusionslosen
Mannes. Er schätzte, wenn ich überall als Anns Liebhaber bekannt wäre, so
würden Sie mich in anderer Hinsicht nicht so genau sehen.« Seine Augen, so
stellte Smiley fest, waren sehr starr geworden. Zinnkugeln hatte Ann sie
genannt. »Nichts forcieren oder so, aber wenn möglich, nehmen Sie am Rennen
teil. Ja?«
    »Ja«,
sagte Smiley.
    Zum
Beispiel, in der Nacht von Testify hatte
Karla darauf bestanden, daß Haydon, wenn irgend möglich, mit Ann turteln sollte.
Als eine Art Versicherung.
    »Und
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