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Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit
Autoren: Linda Lael Miller
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Mr. Hayes und stützte empört die Hände in die Hüften.
»Sie verlangen von mir, das Gesetz zu brechen!«
    »Psst!«
zischte Caroline, ergriff seinen Arm und zerrte ihn fast in die kleine Gasse
zwischen dem Saloon und dem Wells Fargo Büro. Es war nicht auszudenken, was
Hypathia daraus machen würde, aber darauf konnte Caroline jetzt keine Rücksicht
nehmen. »Sie würden nicht das Gesetz brechen«, beharrte sie, ohne Mr. Hayes'
Arm loszulassen, »sondern Gerechtigkeit üben! Seaton ... Mr. Flynn ist
unschuldig. Er ist ungerechterweise beschuldigt worden.« Bei den letzten
Worten traten ihr Tränen in die Augen. »Und sie werden ihn hängen, wenn Sie
nichts tun!«
    Mr. Hayes
wurde spürbar nachgiebiger. Sein Hund, der wieder an seiner Seite stand,
stubste ihm die Nase in die Kniekehlen. »Ich habe in der Zeitung von dem Fall
gelesen«, erwiderte Hayes stirnrunzelnd und rieb sich nachdenklich das Kinn.
    Nur ihre
Verzweiflung hinderte Caroline daran, ihrer Verwunderung Ausdruck zu geben,
daß Mr. Hayes' des Lesens mächtig war. »Er hat die Postkutsche nicht
ausgeraubt«, flüsterte sie eindringlich. »Und ich weiß, daß er den
Fahrer nicht erschossen hat! Zu einer solch schändlichen Handlungsweise wäre
Mr. Flynn gar nicht fähig.«
    Mr. Hayes
wirkte skeptisch, aber auch mitfühlend, wofür Caroline ihn am liebsten
geohrfeigt hätte. Aber sie nahm sich zusammen.
    »Warum sind
Sie sich dessen so sicher?« wollte er wissen. Caroline seufzte ungeduldig.
»Weil er es mir gesagt hat.« Hayes spreizte die Hände. »Tatsächlich?«
entgegnete er spöttisch. »Na
ja, das ändert natürlich alles.«
    Caroline
weinte jetzt ganz offen, aber das war ihr egal. Praktisch alles, was ihr etwas
bedeutete, stand auf dem Spiel. »Wenn Mr. Flynn aus dem Gefängnis fliehen
könnte, wäre es ihm möglich, seine Unschuld zu beweisen.«
    »Oder für
immer zu verschwinden«, entgegnete Hayes kühl. »Flynn wurde des Raubmordes
angeklagt, Miss Chalmers, und zum Tod durch Hängen verurteilt. Und daran kann
ich nichts ändern.« Er wandte sich zum Gehen, doch Caroline hielt ihn am Ärmel
fest.
    »Warten
Sie«, flehte sie. »Bitte!«
    Er drehte
sich erneut zu ihr um. »Während des Krieges in ein Yankee-Gefangenenlager
einzubrechen, war eine Sache, Miss Chalmers. Aber der Kampf ist jetzt vorbei,
und ich habe nicht die Absicht, der Gerechtigkeit in die Quere zu kommen.«
    »Gerechtigkeit?«
rief Caroline empört. »Sie werden den falschen Mann aufhängen, Mr. Hayes!
Nennen Sie das Gerechtigkeit?«
    Hayes schob
einen Daumen unter seinen Hosenträger und betrachtete Caroline sinnend. »Sie
lieben diesen Galgenvogel, was?«
    »Ja«, gab
Caroline leise zu. Der Hund zu Mr. Hayes Füßen schien ihre Stimme mit seinem
leisen Winseln nachzuahmen.
    »Teufel!«
fluchte Mr. Hayes. »Ich hasse es, wenn Frauen weinen.«
    Da ihr
Taschentuch zu schmutzig war, trocknete Caroline ihre Tränen mit dem
Handrücken. »Werden Sie mir helfen?«
    »Nein«,
entgegnete Mr. Hayes und ging, seinen mageren Hund dicht auf den Fersen.
    Caroline
brauchte einen Moment, um ihre Fassung wiederzufinden, aber dann folgte sie
ihm. Die neugierige Hypathia stand auf dem Bürgersteig vor dem Laden ihrer
Tante und beobachtete Caroline mit verschränkten Armen und einem anzüglichen
Lächeln.
    »Hallo,
Caroline!« rief sie ihr munter zu.
    Caroline
bedachte sie mit einem gereizten Blick und kehrte zum Fenster des Saloons
zurück.
    Guthrie
Hayes war wieder in sein Kartenspiel vertieft. Während Caroline zusah,
schlenderte ein Barmädchen mit wiegenden Hüften zu ihm hinüber. Sie trug ein
tiefausgeschnittenes, sehr kurzes Taftkleid, und in der Hand eine
Emailleschüssel.
    Am Tisch
nahm sie die Whiskeyflasche und goß etwas von der bernsteinfarbenen Flüssigkeit
in die Schüssel. Sie setzte sie auf den Fußboden, und ihre Strumpfbänder wurden
sichtbar, als sie sich bückte. Der Hund schleckte den Whiskey schamlos auf und
ließ sich dann mit einem zufriedenen Seufzen zu Mr. Hayes' Füßen nieder.
    Im Moment
kümmerte Caroline das seltsame Verhalten des Hundes nicht. Es war das
Barmädchen, das sie ärgerte. Während sie sprachlos zuschaute, setzte es sich
auf Mr. Hayes' Schoß und schlang ihm einen Arm um den Nacken.
    Für einen
Augenblick waren Seaton Flynn und seine verzweifelte Lage für Caroline
vergessen.
    Die Dirne
nahm Mr. Hayes' Hut ab und setzte ihn auf ihren Kopf, dann beugte sie sich vor
und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Caroline
klopfte an das Fenster, aber Mr. Hayes'
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