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Caroline und der Bandit

Caroline und der Bandit

Titel: Caroline und der Bandit
Autoren: Linda Lael Miller
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wie auch die Stoppeln seines Bartes, war hellbraun.
    Er war eine
beeindruckende Erscheinung, trotz seines Äußeren.
    »Madam«,
sagte er und tippte sich an den Rand seines schäbigen Huts. Ein leichter
Anflug eines weichen Südstaatenakzents klang in seiner Stimme mit.
    Caroline
holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. Gott war ihr Zeuge, daß sie
nichts mit Kerlen wie Guthrie Hayes zu schaffen haben wollte, aber vielleicht war
er Seatons letzte Chance. Sie war bereit, fast alles zu tun, um dem Mann zu helfen,
den sie zu heiraten hoffte.
    So reichte
sie Guthrie Hayes die Hand. »Mein Name ist Caroline Chalmers.«
    Ein
amüsierter Blick flackerte in Hayes' grünem Auge auf, als er Caroline langsam
von Kopf bis Fuß betrachtete. Seine Belustigung ärgerte sie, gleichzeitig
jedoch spürte sie, wie sich unter seiner Musterung eine süße Schwere in ihren
Gliedern ausbreitete.
    »Was kann
ich für Sie tun, Miss Chalmers?« Hinter ihm winselte der gelbe Hund klagend
und ließ sich dann zu Füßen seines Herrn im Straßenstaub nieder.
    Caroline
befeuchtete ihre plötzlich trockenen Lippen, und obwohl ihr Anliegen sehr
dringend war, zögerte sie noch, es vorzutragen. »Ist der Hund krank?« fragte
sie.
    »Tob?«
Hayes lachte, ein tiefes, warmes Lachen, das Carolines Magen traf und dort
zerschmolz wie Bienenwachs in der Sonne. »Ach nein. Er ist nur ein bißchen
beschwipst – eine schlechte Angewohnheit, die er schon hatte, bevor wir uns
begegneten.«
    Caroline errötete
und trat einen Schritt zurück. Im Saloon klimperte ein Piano, und Kutschen und
Wagen rumpelten über die aufgeweichte Straße hinter ihnen. »Tob ist ein seltsamer
Name«, sagte sie verwundert. »Warum nennen Sie ihn so?«
    Mr. Hayes
seufzte schwer. Wahrscheinlich konnte er es nicht erwarten, an den Spieltisch
im Hellfire-and-Spit-Saloon zurückzukehren. Er nahm seinen Hut ab, setzte ihn
jedoch sogleich wieder auf, und Caroline sah für einen winzigen Moment wirres
braunes Haar mit einem goldenen Schimmer.
    »Miss
Chalmers«, sagte er mit mühsam erzwungener Geduld, »ich bin nicht
herausgekommen, um über meinen Hund zu sprechen. Was wollen Sie von mir?«
    Caroline
errötete noch heftiger, und aus den Augenwinkeln sah sie, daß Hypathia Furvis
sie durch das Fenster des Bekleidungsgeschäfts beobachtete. Nun würde noch vor
Sonnenuntergang jeder in Bolton wissen, daß die Lehrerin sich mit einem Mann
unterhalten hatte, der fast ein Krimineller war.
    »Miss
Chalmers?« drängte Mr. Hayes.
    »Ist es
wahr, daß Sie früher ... daß Sie während des Krieges Männer aus
Unionsgefängnissen befreit haben?«
    Er nahm ein
Streichholz aus der Hemdtasche, rieb es an seiner Stiefelsohle und zündete die
erloschene Zigarre an. Wolken blauen Rauchs drangen in Carolines Gesicht. »Wer
hat das gesagt?«
    Caroline
hustete. »Einer meiner Schüler«, gab sie zu.
    Ein
verschmitztes Lächeln spielte um Mr. Hayes' Lippen. »Ich dachte mir schon, daß
Sie wie eine Lehrerin aussehen«, sagte er und musterte ihre schlanke Figur von
neuem. »Sie sind ein mageres kleines Ding. Bezahlen sie Ihnen nicht genug,
damit Sie anständig essen können?«
    Caroline
war zutiefst gekränkt. Vielleicht war sie nicht so rundlich und plump, wie es
jetzt modern war, aber mager war sie auch nicht. Noch einmal holte sie
tief Atem, um ihm zu beweisen, daß sie – wenn auch in bescheidenem Umfang –
Busen hatte. »Mein Gehalt ist sehr ordentlich, vielen Dank. Es erlaubt mir
sogar, Ihnen eine beträchtliche Summe für Ihre Hilfe anzubieten.«
    Hayes zog
an seiner Zigarette. »Wie beträchtlich?«
    »Zweihundertsechsunddreißig
Dollar und siebenundvierzig Cent«, erwiderte Caroline stolz. Sie hatte
praktisch von Kindheit an gespart, um dieses – für sie – kleine Vermögen zusammenzubekommen.
Und sie liebte Seaton Flynn genug, um jeden einzelnen Penny für seine Freiheit
zu opfern.
    Hayes pfiff
leise durch die Zähne und schüttelte den Kopf. »Das ist eine Menge Geld, Miss
Chalmers. Was genau müßte ich tun, um es zu verdienen?«
    Caroline
schaute sich prüfend um, dann senkte sie ihre Stimme zu einem flüstern: »Ich
möchte, daß Sie meinen ... Freund drin aus dem Gefängnis befreien.«
    Das eine
grüne Auge von Mr. Hayes wurde schmal, und er warf den Zigarrenstummel auf die
Straße. »Was sagten Sie?«
    Caroline
biß sich auf die Lippen und wiederholte ihre Bitte noch einmal, diesmal so
langsam, als hätte sie einen schwerfälligen Schüler vor sich.
    »Ich will
verdammt sein!« fluchte
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