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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Tassen auf dem Tisch, befühlte die Kaffeetasse und setzte sich. Und während er versuchte zu ergründen, was mit Carl Mørck passiert sein mochte und wie sie ihn wiederfinden konnten, nahm er die Kaffeetasse und trank einen Schluck. Doch der Geschmack war so bitter, dass er die Tasse angeekelt zurückstellte.
    Er tastete in seiner Hosentasche nach dem sicheren Handy. Vielleicht sollte er einen Mann ins Präsidium schicken, um herauszufinden, ob Carl Mørck auf die eine oder andere rätselhafte Weise dorthin zurückgekehrt war. Er sah auf die Uhr. Nein, er würde jemanden zu Mørck nach Hause schicken. Es war spät geworden.
    Einen Moment lang ließ Curt den Kopf sinken. Er fühlte sich auf einmal müde. Das Alter ließ sich trotz allem nicht ignorieren. Da fiel sein Blick auf einen winzigen Fleck auf dem rotbräunlichen Teppichmuster. Merkwürdig, sieht ziemlich frisch aus, dachte er und prüfte mit dem Zeigefinger, wie sich der Fleck anfühlte.
    Er war feucht.
    Curt schaute auf seine Fingerspitze und versuchte zu verstehen.
    Warum war auf Netes Teppich frisches Blut? Was um Himmels willen war hier passiert? War Carl Mørck womöglich doch noch hier?
    Curt sprang auf, eilte hinüber in die Küche und betrachtete Nete, die noch immer auf dem Fußboden lag. Auf einmal hatte er ein extrem trockenes Gefühl im Mund und spürte Übelkeit in sich aufsteigen. Er rieb sich das Gesicht, trank ein paar Schlucke Wasser direkt aus der Leitung und befeuchtete sich die Stirn. Trotzdem musste er sich am Küchentisch abstützen. Er hatte in den letzten Tagen aber auch wirklich einiges durchgemacht.
    Als er sich etwas besser fühlte, tastete er nach der zweiten Propofolspritze, prüfte sie und steckte sie wieder ein. Wenn nötig, konnte er sie im Handumdrehen herausziehen.
    Dann verließ er die Küche und ging auf leisen Sohlen den Flur entlang. Nachdem er vorsichtig die nächste Tür geöffnet hatte, hatte er ein ungemachtes Bett, einen Haufen Schuhe und alte Strumpfhosen vor sich.
    Der daran angrenzende Raum war eine richtige Rumpelkammer: Mäntel, Taschen und diverse andere Accessoires, die das Herz einmal begehrt hatte, hingen an Haken und stapelten sich auf Regalen.
    Nichts, dachte er und zog die Tür wieder zu. Nun fiel ihm erneut der unangenehm muffige Geruch auf, den er beim Betreten der Wohnung bemerkt hatte, nur war er jetzt etwas stärker geworden.
    Einen Moment stand Curt schnuppernd da, dann meinte er, der Geruch käme von dem Regal, das in der hinteren Ecke des Flures stand. Aber das war nicht sehr wahrscheinlich, denn das Regal war so gut wie leer, dort lagen nur ein paar alte Ausgaben von ›Reader's Digest‹ und ein kleiner Stapel Illustrierte.
    Curt stellte sich ganz nahe an das Regal und atmete tief ein. Der Geruch war nicht sonderlich markant, es war eher eine leichte Duftnote, die in der Luft hing, so wie wenn man am Vortag Fisch oder Curry zubereitet hatte.
    Da hatte sich wohl irgendwann mal eine Maus zum Sterben hinter das Regal zurückgezogen, was sollte es sonst sein?
    Als er sich umdrehte, um sich das Wohnzimmer genauer vorzunehmen, stolperte er.
    Er blickte zu Boden. Der Kokosläufer hatte sich gewellt, aber der Faltenwurf sah merkwürdig aus. So, als hätte eine Tür beim Öffnen den Läufer immer wieder verschoben. Und dort, mitten auf dem Läufer, war Blut. Kein braunes, geronnenes Blut, sondern dunkelrotes, frisches.
    Prüfend folgte er dem Faltenwurf im Teppich bis zum Regal. Dann fasste er mit der einen Hand hinter die rechte Seite des Regals und zog daran.
    Da das Regal so gut wie nichts wog, starrte Curt schon in der nächsten Sekunde auf eine Tür, die sich dahinter verbarg. Eine Tür mit Hängeschloss. Direkt dahinter.
    Sein Herz begann zu rasen, er fühlte sich auf eine sonderbare Weise fast aufgekratzt. Als wenn diese verborgene Tür die ganze Geheimniskrämerei repräsentierte, mit der er sich ein Leben lang umgeben hatte. Die Geheimnisse um all die Kinder, die nicht leben durften, um all die verhinderten Kreaturen. Die geheimen Taten, auf die er überaus stolz war. Ja, sonderbar, aber so war es. Genau hier, vor dieser Geheimtür, fühlte er sich gut, obwohl sein Mund extrem trocken war und sich die gesamte Umgebung zu deformieren und auf seinen Schultern zu lasten schien.
    Er schob das Gefühl beiseite, erklärte es sich als Folge übergroßer Müdigkeit und zog am Schloss. Es ließ sich ohne Probleme öffnen, und auch die Türklinke konnte er leicht herunterdrücken. Mit einem schmatzenden
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