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Cantz schoen clever

Cantz schoen clever

Titel: Cantz schoen clever
Autoren: Guido Cantz
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Aoyama-Friedhof in Tokio zu beobachten. Dort herrschen Zustände wie im Yachthafen von Cannes: Wer hier einen Liegeplatz erstehen möchte, der muss ganz tief in die Tasche greifen. Eine Parzelle (1,6 mal 3,65 Meter) kostet umgerechnet mindestens 21 000 Euro. Es ist aber auch kein Problem, 80 000 Euro für einen ewigen Ruheplatz loszuwerden. Im Vergleich dazu sind die Bestattungskosten in Deutschland ein Witz.
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    DAS GEHT JA GAR NICHT!
    Bestattungskosten in Deutschland:
    Erdbestattung (auf einem Friedhof, inklusive Sarg und Grabstein): von € 2240 bis € 25 580. Der Klassiker.
    Feuerbestattung (Einäscherung, Urne, Urnenbeisetzung): von € 499 bis € 12 550. Für Menschen, die schon zu Lebzeiten nichts anbrennen ließen.
    Baumbestattung (Beisetzung im Wurzelbereich eines Baumes): von € 2400 bis € 8800 €. Empfehlenswert für Naturfreunde und Biber.
    D iamantbestattung (Einäscherung, Zusammenpressen der Asche zu einem Diamanten): von € 5000 (0,4 Karat) bis € 13 000 € (1 Karat). Je nach Größe lebt der Partner weiter – im besten Fall als protziger Ring, im schlechtesten Fall als Plattenspieler-Nadel.
    Seebestattung: von € 950 (stille Seebestattung ohne Trauerfeier) über € 4500 (Seebestattung mit Trauerfeier) bis € 150 000 (Seebestattung mit anschließender einjähriger Weltreise für die Witwe und deren Hausfreund).
    Weltraumbestattung (Asche wird im Universum verstreut): von € 11 000 bis € 25 000. Empfehlenswert für Menschen, die den Verstorbenen schon zu Lebzeiten am liebsten auf den Mond geschossen hätten.
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    Einer der Lieblingssprüche meiner Oma war: »Umsonst ist nur der Tod. Und der kostet das Leben!« Stimmt, Oma. Aber vergiss nicht die Beerdigungskosten, die (wie wir jetzt wissen) durchaus beachtlich sind. Egal, ob man sich unter einen Grabstein, unter einen Baum oder unter einer Gruppe von Surfern zur letzten Ruhe bettet – die Hand wird überall aufgehalten. Vor allem, wenn man bei der Grabgestaltung nicht auf Standard-Ware zurückgreifen möchte. Wer glaubt, der Diamant im Hochzeitsring sei der teuerste Stein seines Lebens gewesen, der sollte sich mal anschauen, was in Sachen Grabsteinen so alles möglich ist.
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    WIE GEIL IST DAS DENN?
    Das Taj Mahal im indischen Agra ist das wohl aufwendigste Grabmal der Welt. Der Großmogul Shah Jahan ließ es zum Gedenken an seine verstorbene Hauptfrau Mumtaz Mahal errichten. 20 000 Handwerker brauchten siebzehn Jahre, bis das Mausoleum endlich fertig war. Es hätte auch schneller gehen können, wenn der nächste Baumarkt nicht so weit weg gewesen wäre.
    Auf dem Londoner Manor-Park-Friedhof hat ein 2009 verstorbener Engländer seinem Lieblingsauto ein ewiges Denkmal gesetzt: Auf seinem Grab steht die Nachbildung eines BMW Cabriolets – komplett aus schwarzem Granit. Ausnahmsweise ist diesmal nicht der Wagen, sondern sein Fahrer tiefergelegt.
    Dass St. Petersburg lange Zeit zu Recht als Hauptstadt der russischen Kriminalität galt, kann man auch auf dem dortigen Shirokorechenskoe-Friedhof überprüfen: Überall finden sich aufwendig und prunkvoll gestaltete Gräber von Mafia-Angehörigen. Neben einem lebensgroßen Porträt aus Marmor ist auf den Grabsteinen häufig die Spezialität des Verstorbenen vermerkt, zum Beispiel: »Er war Experte im Umgang mit dem Messer.« Wobei ich den Wahrheitsgehalt dieser Aussage bezweifle, denn wenn er wirklich ein »Experte im Umgang mit dem Messer« gewesen wäre, würde nicht er auf dem Friedhof liegen, sondern sein Gegenspieler .
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    Nach dem Tod gilt also das Gleiche wie vor dem Tod: Extrawünsche kosten extra. Wer nicht unterm Standard-Stein liegen möchte, sollte vorher für seine Sonderwünsche etwas zur Seite legen und sparen. Zum Beispiel bei der Gesundheit. Es kann ja sein, dass Sie irgendwann mal eine künstliche Hüfte brauchen – aber muss es unbedingt eine neue sein? Was spricht gegen einen Secondhand-Herzschrittmacher? Oder gegen gebrauchte, aber top gepflegte »dritte Zähne«? Wenn das Auto mit Ersatzteilen versorgt werden muss, klappt das ja auch. Dann heißt es beim Arzt halt demnächst: »Eine Hüfte, Baujahr 36? Haben wir nicht am Lager. Aber ich könnte Ihnen eine gebrauchte 38er anbieten. Die tut es genauso. Mit Garantie und allem Drum und Dran. Aber wenn es unbedingt die 36er Hüfte sein muss – morgen kriegen wir noch ein paar Modelle zum Ausschlachten rein.« Wahrscheinlich werden in ein paar Jahren Rentner mit Schaufeln bewaffnet über Friedhöfe laufen, um nach
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