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Cagot

Cagot

Titel: Cagot
Autoren: Tom Knox
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Loch geklettert sein, durch das er das Licht hatte fallen sehen. Wie unter Schock starrte David Amy und Angus an, die sich bereits daranmachten, ihn aus den Trümmern zu befreien …
    »Komm«, sagte Amy und zog ihn hoch.
    Er blickte auf seinen Bauch hinab, auf dem die Spuren eines Bisses zu erkennen waren … aber sonst fehlte ihm nichts …
    »Los jetzt, kommt!«, drängte Angus und deutete mit dem Kopf die Richtung ihrer Flucht an. Am anderen Ende des Gangs schienen Soldaten zu sein. Oder Polizisten. Helles Licht. Taschenlampen. Uniformen.
    »Aber …«, protestierte David. »Aber …«
    Amy drückte seine Hand. Ihr Blick war leidenschaftlich und entschlossen.
    »Ich habe mit der Polizei einen Deal ausgehandelt. Sie wollten in erster Linie Miguel haben, David. Deshalb habe ich ihnen Miguel und die Forschungsunterlagen zugesichert - für uns, für dich und mich. Und jetzt lauf… so schnell du kannst… noch hat die Polizei mit Miguels Männern alle Hände voll zu tun … im Gasthaus…«
    Angus brüllte:
    »Jetzt kommt endlich! Wir müssen los!«
    Über ihnen ächzten und bröckelten die Steine und Felsbrocken; der unterirdische Gang drohte einzustürzen. Hastig kletterten sie durch das Loch und liefen um ihr Leben. Eine Flutwelle aus Schutt und Erdmassen kam hinter ihnen her wie ein wildes Tier, ein alles verschlingendes Höhlenmonster - ein riesiges Maul aus grauen und schwarzen Felsbrocken, das sie hetzte und jagte, um sie bei lebendigem Leib zu verschlingen. Ein Wolf aus Stein.
    Und dann erreichten sie endlich die kleine Tür, und der dröhnende Lärm aus dem einstürzenden Gang legte sich langsam. Sie rissen die Judentür auf und platzten atemlos blinzelnd in das helle Licht des böhmischen Gasthauses.
    Dort wurden sie bereits von mehreren deutschen und tschechischen Polizisten erwartet. Auch Sarria war da und der andere Polizist aus Biarritz. Dazu mehrere Männer in Zivil, mit Sonnenbrillen. Geheimpolizei? Was sollte das? Ärzte versorgten auf Tragbahren liegende Männer, die Spuren eines Schusswechsels trugen.
    Auf Simon kam ein deutscher Polizist zu und hielt ihm ein Handy hin. »Mister Quinn?«
    »Ja…«
    »Gespräch für Sie. Ein Inspektor … von Scotland Yard. Hier.« Der deutsche Polizist drückte Simon das Telefon in die Hand. Simon wankte ins Freie, in die feuchte graue Oktoberluft hinaus. David beobachtete ihn durch die offene Tür des Gasthauses. Nachdem Simon eine Weile stumm in das Handy gelauscht hatte, sank er taumelnd vornüber und hielt eine Hand über seine Augen, um seine Tränen zu verbergen.
    Es gab keinen Zweifel: Tim war tot. Sie waren zu spät gekommen.
    David, Amy und Angus gingen in den Regen hinaus. Die Straße war mit großen glänzenden Polizeiautos zugeparkt; mehrere Krankenwagen standen mit eingeschalteten Blaulichtern bereit, andere entfernten sich rasch den Hügel hinauf. Am Ende der Straße stand ein Zug Soldaten in Kampfanzügen.
    Es war das reinste Chaos. Polizisten eilten in das Gasthaus. Sie hatten große Mengen Sprengstoff bei sich.
    David sah Amy an; ihr Gesicht war verdreckt und blutig. Aber sie war am Leben. Und unversehrt. War sie auch schwanger?
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Hör mir erst zu, ja? Ich werde dir alles erzählen. Bitte!«, flehte sie. »Mir war ganz einfach klar, dass wir ihm nicht entkommen könnten. Als wir in Amsterdam ankamen, wusste ich … dass Miguel nie aufgeben würde. Egal wo, eines Tages würde er uns finden. Deshalb hatten wir nur eine Chance: Wir mussten ihm eine Falle stellen. Ihn an einen Ort locken, an dem es uns möglich wäre, ihn zu überwältigen, ihn zu töten. An dem ihn die Polizei fassen konnte. Aber wie hätte ich dir davon erzählen sollen? Ich wusste doch, dass du mich viel zu sehr liebst… und … du hättest nie …« Sie blinzelte und wischte sich mit ihrem schmutzigen Handrücken über die Augen. »Du hättest nie zugelassen, dass ich ein solches Risiko eingehe, David - vor allem, wenn du von meiner Schwangerschaft gewusst hättest. Und die Schwangerschaft war mein einziger Trumpf, den ich ja dann auch ausspielen musste, damit wir Zeit gewinnen.« Ihr Blick strahlte tiefe Ruhe aus und unendliche Zuneigung. »Deshalb, ja, ich habe Miguel angerufen. Ich habe uns verraten und ihm gesagt, wohin wir unterwegs waren. Er hat mir geglaubt. Er hat mir abgenommen, dass ich ihn immer noch abgöttisch liebe. Er wollte es glauben.«
    »Aber…«
    »Aber ich habe auch die Polizei angerufen, Sarria. Er hat sich mit den zuständigen
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