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Cagot

Cagot

Titel: Cagot
Autoren: Tom Knox
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Untersuchungen zur genomischen Vielfalt wiederholt werden, das ist unvermeidlich …«
    »Glaubst du, Nairn?« Miguel wandte sich dem Wissenschaftler zu. »Bist du dir da wirklich sicher? Wir haben das Stanford Pro-ject abgewürgt. Wir haben GenoMap abgewürgt. Die Cagots sind alle tot. Fischers Experimente können also nicht mehr wiederholt werden. Wir waren auf der ganzen Linie erfolgreich. Das war auch dringend nötig. Oder möchtest du, dass wir werden wie die Tiere, wie Ratten, die sich ständig gegenseitig bekämpfen? Willst du das wirklich? … Umeak! Das ist doch total absurd!«
    Er blickte sich um; inzwischen hatten seine Leute die Sprengladungen angebracht, die flachen silbergrauen Päckchen waren an den Wänden befestigt. Die benzingetränkten Holzkisten würden brennen wie Zunder. »Gut. Wir sind fast fertig. Bai.«
    Gab es denn keinen Ausweg mehr? Hektisch zählte David Miguels Männer. Sie waren zu siebt oder acht. Schwerbewaffnet gingen sie mit stummer Effizienz ihrer Arbeit nach.
    Es gab kein Entkommen. Und was spielte es noch für eine Rolle? Sie saßen in der Falle; sie hatten verloren; und er, David Martinez, würde sterben, verraten von der Frau, die er liebte. In dem Moment, in dem er die Wahrheit herausgefunden hatte. Welch bittere Ironie.
    »Sind wir so weit?«
    Einer der Männer drehte sich um.
    »Bai, Miguel.«
    »Sehr gut.« Der Wolf richtete sich an seine Gefangenen. »Ich möchte euch dafür danken, dass ihr mir geholfen habt, Fischers Forschungsergebnisse zu finden, nach denen andere - Einzelpersonen, Behörden, Regierungen - schon seit Jahrzehnten vergeblich gesucht haben.«
    Miguel sah zuerst Simon, dann Angus und schließlich David an, als wollte er sich für das, was er als Nächstes sagte, ihrer uneingeschränkten Aufmerksamkeit versichern.
    »Ihr dachtet natürlich, dass wir im Auftrag der Kirche arbeiten, richtig? Ihr habt gemerkt, dass die Piusbruderschaft dahintersteckt, und habt deshalb angenommen, die ganze Kirche würde im Hintergrund die Fäden ziehen. Die Heilige Mutter Kirche.« Er schüttelte mit einem verächtlichen Lächeln den Kopf. »Wir bekommen von dieser Seite vielleicht ein wenig Unterstützung, und auf einer bestimmten Ebene könnte man vielleicht von einem gewissen Maß an Kooperation sprechen. Aber glaubt ihr allen Ernstes, Rom hätte das Geld und die Mittel und die Entschlossenheit und die Brutalität, um all das zu tun, um all diese Menschen zu töten? Kardinäle mit Gewehren und Raketen? Wirklich? Bai? Haltet ihr das wirklich für möglich? Wollt ihr wissen, woher unser Geld tatsächlich kam?«
    Das Lampenlicht war schwach, die Luft abgestanden.
    »Das Geld kam von wesentlich höherer Stelle«, fuhr Miguel fort. Sagen wir einfach nur … Washington, London, Paris, Jerusalem, Beijing und natürlich Berlin. Enorm viel Geld und Unterstützung aus Berlin. Es gibt vor allem eine Regierung, die es als ihre ausdrückliche Pflicht, ja sogar als ihr Schicksal betrachtet, mit allen Mitteln dafür zu sorgen, dass der Faschismus, egal in welcher Form, niemals wieder sein Haupt erhebt. Sie täten fast alles, um Deutschland von seiner Schmach reinzuwaschen und die Welt vor wissenschaftlich untermauertem Rassismus zu bewahren. Auf jeden Fall schrecken sie nicht davor zurück, auch Fanatiker und Terroristen für ihre Zwecke einzuspannen … obwohl sie natürlich geflissentlich dafür Sorge tragen, dass diese Leute auf keinen Fall mit ihnen in Verbindung gebracht werden können und jederzeit - welch grandiose Wortschöpfung - >glaubhafte Abstreitbarkeit< gewährleistet ist. «
    Er machte einen Schritt zurück. »Bai … David … und du, Angus Nairn … und du, Quinn. Ihr werdet sicher verstehen, dass wir niemanden am Leben lassen können. Deshalb werdet ihr zusammen mit Fischers Forschungsergebnissen für immer hier begraben werden. Nola bizi, hala hil. Dieser Raum hier wird zubetoniert. Die Gaststube zerstört, der Gang zugeschüttet.« Er hielt ein Kästchen hoch, den Fernauslöser für die Sprengladung. »Ihr bekommt ein richtig eindrucksvolles Grab. Ist doch schön, oder?« Er lächelte im Schein der Taschenlampen.
    Seine letzten Worte waren noch nicht ganz verhallt, als Amy aus dem Dunkeln nach vorn kam. Ihr Gesicht war plötzlich sehr lebendig, und wütend.
    »Miguel, du hast gesagt, du würdest sie verschonen.«
    »Mazel tov. Das hast du doch hoffentlich nicht im Ernst geglaubt?«
    »Aber Miguel … du hast gesagt, du würdest sie meinetwegen verschonen … du hast es
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