Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cagot

Cagot

Titel: Cagot
Autoren: Tom Knox
Vom Netzwerk:
mir versprochen …«
    Sie starrte den Terroristen finster an. Er erwiderte ihren Blick abschätzig.
    »Glaubst du etwa, ich würde dich so sehr lieben? Mein Ferkelchen? Die Hure, die mit dem Amerikako gefickt hat? Hm?«
    Amys Gesicht wurde von der Petroleumlampe beschienen. Es lag ein Leuchten, ein flehentlicher Ausdruck auf ihren Zügen. Sie stolperte über ihre Worte.
    »Aber ich habe nie … mit David geschlafen.«
    Die Feststellung war absurd. Warum sagte sie das? Miguel tat es mit einer verächtlichen Handbewegung ab.
    »Ich habe nie mit ihm geschlafen, Miguel«, sagte sie noch mal. »Und das ist wichtig … weil… weil…«
    Amy geriet ins Stocken, sie hob die Hand an ihr Gesicht. Sie wollte etwas sagen, brachte es aber nicht über die Lippen. Trotz der Dunkelheit konnte David sehen, dass sie die Hand schützend auf ihren Bauch gelegt hatte.
    Für David brach eine Welt zusammen, als er blitzartig begriff. »Nein!«
    Dieses eine Wort war so einsam und doch so fest, dass alle sich zu ihm drehten. »Du bist schwanger?«
    Miguel machte einen Schritt nach vorn. David sah Amy unverwandt an.
    »Du bist schwanger«, sagte er. »Und du weißt, es ist von ihm. Du weißt, es ist von ihm?«
    Dieser letzte Stich war zu viel für Amy. Tränen strömten über ihr Gesicht. Sie nickte und packte den Arm des Terroristen, zog seine dunkle Pranke auf ihren Bauch und legte seine Handfläche auf ihren Nabel.
    »Es ist von dir, Miguel. Es ist von dir.«
    Davids Tragödie nahm kein Ende. Zuerst hatte Amy ihn - sie alle - verraten, und jetzt noch das? Er schaute nach allen Seiten, zu Simon und Angus. Sie standen beide da und starrten auf Miguel, auf Amy, auf den Fernauslöser für die Sprengladung.
    »Ich habe einen Sohn …« Miguels Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, heiser und triumphierend. »Ich habe einen Sohn!
    Ein Kind. Eine Tochter.« Seine Augen leuchteten. »Die Garovillos leben … der Name lebt weiter …?«
    Er ging zu einer der Kisten und griff nach seiner Pistole.
    »Amy, was ich jetzt tue, tue ich nur für dich. Ich werde sie jetzt erschießen. Das ist ein schönerer Tod, als bei lebendigem Leib zu verbrennen. Hauxe de lorra! Ich werde deine Freunde jetzt erschießen. Damit sie nicht leiden müssen.«
    Miguel deutete mit der Pistole auf David. Seine Männer hielten die Hände hinter dem Rücken verschränkt und standen abwartend da.
    »Hinknien!«, befahl Miguel barsch. David schüttelte den Kopf. »Hinknien!«
    »Da kannst du lange warten.«
    Miguel ging zu David, legte ihm seine derbe, kräftige Pranke auf die Schulter und drückte ihn zu Boden. David blieb keine andere Wahl. Die Pistole war wenige Zentimeter von seinem Ohr entfernt. Seine Knie gaben nach, und er sank auf den Betonboden und kniete in der Dunkelheit.
    Amy sah David an. Mit glänzenden Augen. Er verfluchte sie mit einem vernichtenden Blick. Inzwischen empfand er nur noch Hass für sie. Genoss sie das Schauspiel? Fuhr sie darauf ab? Hatte sie ihn nie geliebt? Immer nur Miguel?
    Miguel ging vor David in die Hocke und hielt den Lauf der Pistole zehn Zentimeter vor seine Augen. Sein Lächeln war eher ein anerkennendes Spitzen der Lippen, der Gesichtsausdruck eines Gourmets, der seine Freude über ein besonders gelungenes Gericht zum Ausdruck brachte.
    Und dann schrie Amy plötzlich: »Ich töte das Baby. Hör auf. Hör sofort auf.«
    David riss den Kopf herum.
    Amy hatte Simons Messer gepackt und seine Spitze auf ihren Bauch gerichtet, auf das Ungeborene. Bereit, jeden Moment zuzustoßen.
    David blickte zu Angus, der verdutzt den Atem anhielt.
    »Lass sie laufen, Miguel«, sagte Amy noch einmal, lauter dieses Mal. »Sonst töte ich das Kind. Deinen Sohn. In meinem Schoß. Ich werde ihn töten. Lass sie laufen, dann kannst du meinetwegen alles in die Luft sprengen. Aber lass sie laufen.«
    Wütend, mit dem wilden Schrei eines Wolfs, sprang Miguel auf und stürzte auf Amy zu, um ihr das Messer zu entreißen. Doch sie stieß bereits nach ihrem Bauch; gleichzeitig schrie sie in Richtung Simon:
    »Die Lampe!«
    Aber es war schon zu spät. Die Petroleumlampe rollte über die Holzkisten und krachte gegen die Wand. Die herumliegenden Dokumente und das benzingetränkte Holz fingen sofort Feuer. Der unterirdische Raum ging in einer riesigen Stichflamme auf, die die Luft zum Glühen brachte und mit ihrem schwarzen Rauch alles Leben erstickte. Ein Mann schrie wie am Spieß; sein Haar hatte Feuer gefangen. Miguel versuchte, Amy zu packen. Und dann sah David, wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher