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Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)

Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)

Titel: Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)
Autoren: Mary Janice Davidson
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zu steigen, wo ich Blutplättchen zu spenden gedachte. Wobei ich hoffte, dass ein gewisser Dr. Welch, Leiter der Rotkreuz-Blutspendenabteilung des Krankenhauses, noch nicht durch seinen Nachfolger ersetzt worden war.
    Denn Dr. Welch verstand Dinge, die viele andere nicht begriffen. Falls ein neuer Arzt vor Ort wäre, müsste ich mit meiner Täuschung wieder ganz von vorn beginnen.
    Anders als meine verrückte Schwester Adrienne hasste ich es, Menschen zu belügen. Schon bei der bloßen Vorstellung brach mir der kalte Schweiß und mitunter auch ein Ausschlag aus. ( Lieber Meister Gepetto: Sie hätten Pinocchio lieber ein Ekzem schnitzen sollen, das wäre wesentlich wirksamer gewesen als eine endlos wachsende Nase. Mit den besten Grüßen, Special Agent Cadence Jones .)
    Ich flitzte an der Röntgenabteilung und der Verbrennungsstation vorbei (Oh mein Gott, herrje, die armen, armen Menschen!) und drückte mich vorsichtig durch die Doppeltüren, die in die Blutbank führten. Und entdeckte zu meiner Erleichterung nur vertraute Gesichter.
    Joey, eine der Schwestern, sah mich sofort (wie ein Tyrannosaurus Rex nahm sie vorzugsweise Bewegung wahr) und rief: »Hey, Adrienne, wo haben Sie gesteckt?«
    Okay, jetzt verrate ich Ihnen den wichtigsten Grund, warum ich Blut spenden muss , auch wenn Sie ihn vielleicht merkwürdig finden. Adrienne konnte sich hier benehmen . Shiro suchte nie die Blutbank auf, Adrienne aber schon, und zwar nicht eben selten. Sie war hier so friedlich wie ein Lämmchen, mampfte Kekse und schaute Zeichentrickfilme, während das Blut aus unserem Arm gezapft wurde.
    Also nahm ich es hin, dass ich von allen hier mit ihrem Namen angesprochen wurde. Es war zwar lästig, vereinfachte aber den Umgang miteinander.
    Der zweite Grund war, dass meine Schwestern und ich Allroundspender waren: Typ AB positiv. Unser Blut konnte jeden Menschen retten.
    Der dritte Grund: mein Gewissen. Gerade mal drei Prozent der Bevölkerung spenden. Das ist ein geradezu schändlich geringer Prozentsatz, da schließlich ein sehr viel höherer Anteil der Bevölkerung Unfälle oder Verletzungen erleidet und dringend eine Spende benötigt. Im Durchschnitt ereignet sich ein solcher Notfall alle zwei Sekunden! Kaum eine andere Kalamität tritt mit solcher Häufigkeit auf, abgesehen vielleicht von Scheidungen und drohenden Steuerprüfungen. Angebot und Nachfrage bestimmen den Markt … nur, dass dieser Markt ein großes Angebotsloch hat.
    Und der vierte Grund: Wir/ich spendeten nicht nur für andere. Wir/ich spendeten für uns. (Uff, jetzt krieg ich wirklich Kopfschmerzen.) Meine erste Blutspende erhielt ich bereits im Alter von elf Jahren, nachdem Adrienne beschlossen hatte, wie ein Vogel fliegen zu können, worauf sie in meinem Körper von einer Feuerleiter sprang.
    Und ich will gar nicht erst davon anfangen, wie oft Shiro in einen Faustkampf verwickelt wird und Blut verliert wie ein Jack Russell sein Fell. Und mal ehrlich, wer hat schon genug Zeit – für den Kampf oder diesen Vortrag? Also hatten ich und meine Schwestern ein Guthaben bei der Blutbank.
    Das wären sie also, meine weisen, wohlbedachten Gründe, aufgereiht wie die Entlein. Sie waren meine insgeheime Rechtfertigung dafür, Mitarbeiter des Gesundheitswesens anzuschwindeln. Aber egal! Jetzt war ich hier. Willig und bereit, ein Liebling der Krankenschwestern, zum Bersten gefüllt mit wertvollen Blutplättchen und einer langen Lügenliste, deren Schändlichkeit, wie ich hoffte, von meinen guten Taten aufgewogen wurde.
    Das … das ergibt schon Sinn, wenn Sie mal eine Minute darüber nachdenken. Wirklich!
    »Ach … sieh mal einer an, wen haben wir denn da?« Wolf, ebenfalls Pfleger in der Blutspendenstation, tauchte hinter einem Aktenberg auf und grinste mich an. »Es war gerade so schön ruhig hier! Wissen Sie, Adrienne, Sie kommen so oft in die Notaufnahme, dass Sie eigentlich Miete zahlen müssten.«
    »Pssst! Bringen Sie die Verwaltung nicht auf falsche Gedanken. Oder die Rechnungsabteilung. Haben Sie ein Bett?«
    »Für Sie haben wir sogar eine Suite. Wir haben fünf Suiten. Okay, ein Feldbett. Darf’s auch ein Schlafsack sein?« Wolf, der seinen Namen übermäßiger Körperbehaarung verdankte (lockige Büschel quollen aus dem V-Ausschnitt seines Pflegerkittels und aus seinen Ärmeln hervor, und Gott allein mochte wissen, wie es an den Orten aussah, die von Kleidung bedeckt waren), streckte die Hand wie ein Oberkellner aus, der einem Stammgast den besten Tisch im
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