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Cademar-Günstling der Magie

Cademar-Günstling der Magie

Titel: Cademar-Günstling der Magie
Autoren: Falko Löffler
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blickte zurück über die Ebene – die befestigte Straße nach Bergfried, die sich von dort nach Süden wand, war verlockend, aber Cademar hatte keine Wahl und tauchte in den dunklen Wald ein.
    Vielleicht hatten die Magier weitere Kristallkugeln auf den Weg geschickt, um ihn zu suchen. Cademar wusste nicht, wie schnell eine weitere Kugel ankommen oder in welchem Umkreis sie einen Günstling der Magie ausmachen konnte. Außerdem war er sich nicht sicher, ob es ihm noch einmal gelingen würde, eine Kristallkugel zu zerschmettern – schon jetzt wusste er nicht mehr, was er getan hatte oder wie er den Fluss der Magie auf die Kugel gelenkt hatte. Alles verschwamm …
    Der nächtliche Wald war erfüllt von Geräuschen, die wimmelndes Getier und der stetige Wind erzeugten. Cademar versuchte, sich auf der schmalen Schneise zu halten, die im Laufe der Jahre durch Wagenräder entstanden war, doch schon bald stolperte er über einen liegenden Baum. Er rappelte sich auf und versuchte tastend, wieder die Furchen der Wagenräder zu finden, aber es gelang ihm nicht. Ebenso wusste er in der Dunkelheit nicht mehr, wo sich Osten befand. Das Blätterdach über ihm war zu dicht, um Mond oder Sterne ausmachen zu können. Hierbleiben konnte er nicht, also entschied er sich für eine Richtung und tastete sich voran, setzte vorsichtig einen Schritt vor den nächsten.
    So arbeitete er sich für eine knappe Stunde durch den Wald voran, als vor ihm ein tiefes Knurren erklang, das alle anderen Geräusche übertönte – und diese zum Schweigen zu verurteilen schien, als wären die kleinen Lebewesen des Waldes vor Angst erstarrt.
    Nordwölfe – einige Klarbacher hatten erzählt, ein Rudel der grauweißen Tiere gesehen zu haben, das von den Ausläufern des Umon hierher nach Süden gezogen war, aber das war vor einigen Monaten im Winter gewesen, und seitdem hatte niemand mehr das Rudel ausgemacht. Cademar hielt inne und versuchte, in der Dunkelheit vor sich etwas zu erkennen, doch obwohl an dieser Stelle ein wenig Sternenlicht zwischen den hohen Bäumen einfiel, herrschte absolute Schwärze. Er wagte nicht, sich zu bewegen. Als er vorsichtig sein Gewicht auf das andere Bein verlagerte, bemerkte Cademar, wie erschöpft er war. So leise wie möglich sank er zu Boden und robbte zu den Wurzeln eines nahen Baumes, wo er seinen Rucksack abnahm und sich schwer atmend anlehnte und lauschte.
    Er drückte den Rucksack gegen seine Brust und starrte in die Dunkelheit. Ein Rascheln näherte sich. Cademar erwartete schon, dass vor ihm der Umriss eines Nordwolfs auftauchte und dessen heißer Atem über sein Gesicht strich, doch es war nur ein kleines Tier, das vor ihm im Laub raschelte und davonhuschte. Dieses Wesen konnte unmöglich das Knurren von sich gegeben haben. Was auch immer es gewesen war – es war noch immer ganz in der Nähe.
    Stoßweise atmete Cademar und fühlte sein Herz rasen. Er verharrte, schloss die Augen. Er musste eine Zeitlang warten. Die Nordwölfe würden weiterziehen. Er durfte sich nicht regen, kein Geräusch machen, kein Geräusch … kein Geräusch …
    Ein Kitzeln in Cademars Nase weckte ihn. Er schreckte aus einem unruhigen Schlaf auf und schaute sich um. Es war das zwischen den Bäumen einfallende Licht der Sonne, das ihn geweckt hatte. Erst nach einigen Augenblicken bemerkte er, dass er am ganzen Körper zitterte und seine Kleidung und Haare nass vom Morgentau waren. Ächzend stellte er sich hin und hüpfte auf der Stelle auf und ab, um Kälte und Steifheit aus seinen Muskeln zu vertreiben. Das Frühjahr mochte schon Einzug gehalten haben, doch nach einer Nacht unter freiem Himmel kam sich Cademar wie im tiefen Winter vor.
    War die Nacht im Wald von unheimlichen Geräuschen erfüllt gewesen, so war dieser Morgen ruhig. Bis auf das gelegentliche Zwitschern eines Vogels in der Ferne herrschte Stille im Wald.
    Eigentlich hatte Cademar noch in der Nacht den Wald durchqueren wollen – er war immer noch ganz in der Nähe von Klarbach und durfte nicht noch mehr Zeit verlieren. Er hob den Rucksack auf und lief der Sonne entgegen – nach Osten.
    Es war ein Fußmarsch von etwa drei Stunden, bis er den Arketwald durchquert hatte. Obwohl Cademar wieder auf den Weg stieß, der von Wagenrädern gebildet worden war, hielt er sich abseits im Gehölz. Einmal sah er einen Wagen von Osten kommen, auf dem ein alter Bauer die Zügel des Pferdes führte, und Cademar verharrte hinter einem Baum, bis der Wagen sich entfernt hatte. Es war sicherer
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