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Cabal - Clive Barker.doc

Cabal - Clive Barker.doc

Titel: Cabal - Clive Barker.doc
Autoren: Admin
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Mausoleen. Er hatte Deckers Aufmerksamkeit eindeutig auf sich gelenkt. Der Griff um ihren Hals wurde lockerer. Es reichte noch nicht aus, daß sie sich befreien konnte, aber wenn Narcisse sein Ablenkungsmanöver beibehielt, würde es ihr vielleicht gelingen.
    »Ich hab' was für dich!«, sagte er und nahm die Hände aus den Taschen, um die silbernen Krallen an den Daumen zu zeigen.
    Er schlug die Krallen aneinander. Sie erzeugten Funken.
    Decker gab Loris Hals frei. Sie entfernte sich aus seiner Reichweite und stolperte auf Narcisse zu. Er kam den Durchgang entla ng auf sie zu; besser gesagt auf Decker, den er nicht aus den Augen ließ.
    »Nicht...«, keuchte sie. »Er ist gefährlich.«
    Narcisse hörte sie – er grinste über die Warnung – , 251

    antwortete aber nicht. Er ging einfach an ihr vorbei, um es mit dem Killer aufzunehmen.
    Lori drehte sich um. Als die beiden sich einander auf einen Meter genähert hatten, zog die Maske ein zweites Messer aus der Jackentasche, dessen Klinge so breit wie eine Machete war. Bevor Narcisse die Möglichkeit hatte, sich zu verteidigen, führte der Schlächter einen raschen, abwärts gerichteten Hieb aus, der Narcisses linke Hand mit einem einzigen Schlag am Handgelenk abtrennte.
    Narcisse schüttelte den Kopf und wich einen Schritt zu-rück, aber die Maske folgte seinem Rückzug, hob die Machete zum zweiten Mal und ließ sie auf den Schädel des Opfers heruntersausen. Der Schlag teilte Narcisses Kopf von der Kopfhaut bis zum Hals. Es war eine Verletzung, die nicht einmal ein Toter überleben konnte. Narcisses Körper fing an zu zittern, dann fiel er – wie Ohnaka im Sonnenlicht – mit einem Krachen auseinander, und ein Chor von Heulen und Seufzern erklang und verstummte.
    Lori gab ein Schluchzen von sich, unterdrückte aber ein weiteres. Sie hatte keine Zeit zu trauern. Wenn sie wartete und nur eine einzige Träne vergoß, würde die Maske sie erwischen und Narcisses Opfer wäre vergeblich gewesen.
    Sie versuchte zurückzuweichen, während die Mauern rechts und links von ihr bebten, und sie wußte, sie sollte einfach weglaufen, konnte sich aber nicht von der Leere der Maske abwenden. Er stocherte in der Verwüstung und spießte mit seinem kleineren Messer die Hälfte von Narcisses Kopf auf, dann stützte er die Klinge samt Trophäe auf die Schulter, bevor er die Verfolgung wieder aufnahm.
    Jetzt lief sie aus dem Schatten zwischen den Mausoleen heraus und wieder auf den Hauptweg zurück. Selbst wenn ihre Erinnerung ihr einen Hinweis hätte liefern können wo sie sich befand, hätte ihr das nichts genützt, 252

    denn sämtliche Mausoleen waren zu Geröll zerfallen; sie wußte nicht einmal, wo Norden und Süden war. Letztendlich blieb sich alles gleich. Wo immer sie sich hinwand-te, dieselben Zerstörungen und derselbe Verfolger. Wenn er sie immer und ewig verfolgen würde – und das würde er –, welchen Sinn hatte es dann, in ständiger Angst vor ihm zu leben? Sollte er seinen grausamen Willen haben.
    Ihr Herz schlug so schnell, daß sie es nicht mehr weiter zwingen konnte.
    Doch während sie sich seinem Messer ergeben wollte, brach das Pflaster zwischen ihr und ihrem Verfolger auf, und eine Rauchwolke schirmte sie von der Maske ab.
    Einen Augenblick später platzte der gesamte Weg auf. Sie stürzte. Nicht auf den Boden. Es gab keinen Boden mehr.
    In die Erde..
    3
    »...fällt!« sagte das Kind.
    Der Schock schüttelte es beinahe von Boones Schultern.
    Er hob die Hände, um das Kind zu stützen. Es krallte sich heftig in seinem Haar fest.
    »Fest?« sagte er.
    »Ja.«
    Babette sah Ashberry nicht in ihrer Begleitung. Er war sich im Mahlstrom selbst überlassen worden, während sie nach Lori suchen gingen.
    »Da vorne«, sagte sie und gab ihrem Träger Anweisungen. »Nicht sehr weit entfernt.«
    Die Feuer erloschen, da sie alles verzehrt hatten, was sie bekommen konnten. Wenn sie an kalte Backsteine 253

    kamen, konnten sie diese lediglich mit ihren Zungen schwarzlecken und dann erlöschen. Aber das unterirdische Beben hatte nicht aufgehört. Ihr Lodern brachte immer noch Stein auf Stein. Und zwischen dem Tosen war ein anderer Lärm, den Boone weniger hörte als vielmehr fühlte: im Magen, in den Eiern, in den Zähnen.
    Das Kind drehte den Kopf synchron zu ihrer Bewegung.
    »Da entlang«, sagte es.
    Die erlöschenden Feuer erleichterten das Vorankommen; ihre Helligkeit hatte Boones Augen nicht gutgetan.
    Jetzt schritt er schneller aus, obwohl das Erdbeben den Boden
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