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BZRK Reloaded (German Edition)

BZRK Reloaded (German Edition)

Titel: BZRK Reloaded (German Edition)
Autoren: Michael Grant
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etwas, das nicht in Verzweiflung getränkt war.
    Sie brauchten etwas anderes als Vincents tierhafte Schreie.
    Unvermittelt keuchte Noah auf und wich zurück. Er drückte Plaths gierige Hände aufs Kissen hinunter.
    Sie sah ihn verwirrt an, misstrauisch. »Mach weiter«, sagte sie, doch es war keine flehentliche Bitte, sondern ein patziger Befehl. Sie erwartete, dass man ihr gehorchte. Wenn es sein musste, hatte sie manchmal diesen Tonfall.
    »Du hast eine undichte Stelle«, sagte Keats.
    »Was?«
    »Es ist nicht schlimm, noch nicht jedenfalls.«
    Sie begriff, setzte sich auf und fasste sich an den Kopf. Als könnte sie es fühlen. »Verdammt.«
    »Ja«, pflichtete er ihr bei.
    Keats betrachtete sie. Sie schloss die Augen und ließ ihre hilflose Wut auf sich wirken. Dann riss sie die Augen wieder auf und funkelte ihn an.
    Doch während er ihr Gesicht betrachtete, sah er auch tief in sie hinein. Nicht metaphorisch. Seine Augen reichten in ihr Inneres, tief hinab bis in ihr Gehirn.
    Bis tief ins Fleisch.
    Plath hatte ein Aneurysma, eine Arterienerweiterung, auf das erst die Bioten ihres Vaters aufgepasst hatten – bis dieser ermordet worden war. Und jetzt kümmerten sich Keats’ Bioten darum. Zwei winzige, albtraumhafte Wesen, keines größer als eine Staubmilbe, keines mit bloßem Auge zu erkennen. Jedes hatte sechs Beine und einen Schwanz, der giftige Stiche versetzen oder Säure verspritzen konnte. Ein Speer, um die Metallhüllen von Nanobots zu durchstoßen.
    Auf die Rücken der Bioten waren Gestelle mit Haken geschnallt, nicht dicker als ein paar Moleküle. Aus einer Spinndrüse an ihrem Hinterteil troff ein Spinnfaden.
    Bioten waren aus mehreren DNA-Strängen zusammengebaut: aus der DNA von Skorpionen, Spinnen, Kobras, Quallen und Menschen. Aus der DNA eines bestimmten Menschen, in diesem Fall der des Noah Cotton, genannt Keats.
    Diese DNA-Verbindung war das Bindeglied zwischen dem Biot und seinem Schöpfer, so wie ein Finger mit dem Gehirn verbunden ist. Ein Biot war eine Art nicht angewachsenes Körperglied, das vom eigenen Verstand gesteuert wurde. Nach rechts. Nach links. Spring in die Höhe. Schlag zu. Lauf weg.
    Lebe.
    Stirb.
    Am deutlichsten sichtbar war die DNA im Gesicht des Biots. Zusätzlich zu den leeren, seelenlosen Insektenaugen, besaßen die Bioten etwas, das wie Menschenaugen aussah. Beinahe. Solange man nicht genau hinsah, denn sonst erkannte man, dass sie genauso leer und seelenlos wie Spinnenaugen waren.
    Die enge Verbindung hatte einen beträchtlichen Nachteil. Ein Biot war nicht einfach nur ein Körperglied, sondern auch eine Erweiterung des Bewusstseins seines Lenkers und Schöpfers. Wenn man einen Biot verlor, verlor man auch seinen Verstand.
    Das war der Grund, weshalb Vincent brüllte. Bug Man hatte ihn im Kampf geschlagen und einen seiner Bioten getötet.
    Noah gab Plath einen Kuss, einen Kuss voll Bedauern, und sie nahm ihn gleichmütig hin.
    Tief in ihrem Gehirn, wo kein Skalpell hingelangte, standen K1 und K2, die beiden Bioten von Keats, auf der Teflonfaserabsperrung, die mühevoll um das Aneurysma herum aufgestellt worden war. Das Aneurysma war eine ausgebeulte Arterie, ein winziger Punkt, eine Schwellung, die einem zu kräftig aufgeblasenen Ballon glich, und es machte den Eindruck, als würde die wie ein Trommelfell gespannte Membran jeden Augenblick platzen und sich ein Blutstrom mit zerstörerischer Gewalt in das Hirngewebe ergießen.
    Peng.
    Ein geplatztes Aneurysma konnte alles Mögliche verursachen, von einem Hirnschlag über den Ausfall einzelner Bereiche bis hin zum endgültigen Tod.
    Die Membran war undicht. Aus Keats’ Perspektive war sie keine Wand, sondern der Boden, denn auf Nanoebene hatte die Schwerkraft kaum eine Bedeutung. Und aus dem Boden quollen winzige rote Frisbees wie aus einer Hustensaftfontäne. Das waren die roten Blutkörperchen, die Erythrozyten. Aus einem winzigen Riss in der Arterienwand schossen sie wie aus einer Düse hervor und schwebten in der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit, wo Blut eigentlich nichts verloren hatte.
    In dem Schlauch aus Erythrozyten befanden sich auch blassere Teile, die wie belebte Schwämme aussahen, wie ein schleimiger Wattebausch – die weißen Blutkörperchen, die bleichen Soldaten, die Verteidiger des Körpers.
    Keats erkannte sie durch die beiden Augenpaare seiner Bioten. Die Bioten sahen sich jedoch auch gegenseitig. Gleichzeitig, im Makrobereich, beobachtete er, wie Plath aufstand. Mit heftigem Bedauern betrachtete er
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