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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic
Autoren: Richard Montanari
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gekommen. Sie schlenderten durch die Eingangshalle des Krankenhauses. Die älteren Leute unterhielten sich leise, beteten, schauten sich alles an und verscheuchten die Kinder von den Süßigkeiten- und Getränkeautomaten.
    Als Jessica sich den Leuten als Kollegin von Josh Bontrager vorstellte, schüttelten ihr alle die Hand. Bontrager schien unter den Amischen ein sehr beliebter Mann zu sein.
    »Du hast mir das Leben gerettet«, sagte Nicci.
    Jessica und Nicci Malone standen am Fuß von Josh Bontragers Krankenbett. Überall im Zimmer standen Blumen.
    Der messerscharfe Pfeil hatte Niccis rechte Schulter aufgeschlitzt. Ihr Arm hing in einer Schlinge. Die Ärzte gingen davon aus, dass sie ungefähr einen Monat arbeitsunfähig sein würde.
    Josh Bontrager lächelte. »Alles an einem Tag.«
    Die gesunde Farbe war in sein Gesicht zurückgekehrt. Sein Lächeln hatte er ohnehin nie verloren. Er richtete sich im Bett auf. Ringsum lagen Päckchen mit verschiedenen Käsesorten, Brote, Konservendosen und Würste, alle in Wachspapier eingewickelt. Außerdem hatte Bontrager ganze Packen selbstgemalter Karten mit Genesungswünschen bekommen.
    »Wenn es dir wieder besser geht, spendiere ich dir das beste Essen in Philly«, sagte Nicci.
    Bontrager strich sich übers Kinn und dachte nach. »Im Le Bec Fin?«, fragte er dann.
    »In Ordnung. Le Bec Fin. Abgemacht«, sagte Nicci.
    Jessica wusste, dass der Besuch im Le Bec Fin Nicci um ein paar hundert Dollar ärmer machen würde. Aber das war ein läppischer Preis für ihr Leben.
    »Aber du musst vorsichtig sein«, fügte Bontrager hinzu.
    »Wie meinst du das?«
    »Du weißt, was man sagt?«
    »Nein«, erwiderte Nicci. »Was denn, Josh?«
    Bontrager zwinkerte Nicci und Jessica zu. »Einmal Amisch, immer Amisch.«

99.
    B yrne saß auf einer Bank vor dem Gerichtssaal. Er hatte schon sehr oft als Zeuge ausgesagt – vor dem Geschworenengericht, bei Vorverhandlungen, bei Mordprozessen. Meistens wusste er genau, was er sagen würde.
    Diesmal nicht.
    Er betrat den Gerichtssaal und setzte sich in die erste Reihe.
    Matthew Clarke wirkte harmlos und verschüchtert, beinahe so, als wäre er geschrumpft. Byrne kannte das. Es war nicht ungewöhnlich: Clarke hatte eine Waffe in der Hand gehalten, und mit einer Waffe wirkte fast jeder größer und einschüchternder. Jetzt wirkte der Mann nur noch klein und verzagt.
    Byrne trat in den Zeugenstand. Der Bezirksstaatsanwalt skizzierte mit knappen Worten die Ereignisse, die sich in der Woche zugetragen und schließlich dazu geführt hatten, dass Clarke ihn als Geisel genommen hatte.
    »Möchten Sie dem etwas hinzufügen?«, fragte der Bezirksstaatsanwalt, als er geendet hatte.
    Byrne schaute Matthew Clarke in die Augen. Er hatte in all den Jahren viele Kriminelle gesehen, darunter viele Männer, die sich weder um den Besitz noch um das Leben anderer Menschen geschert hatten.
    Matthew Clarke gehörte nicht ins Gefängnis. Er brauchte Hilfe.
    »Ja«, erklärte Byrne. »Ich möchte etwas dazu sagen.«
    Die Luft außerhalb des Gerichtsgebäudes hatte sich seit dem Morgen erwärmt. Das Wetter in Philadelphia war unbeständig, und das Thermometer stieg auf fast sechs Grad.
    Als Byrne das Gebäude verließ, kam Jessica auf ihn zu.
    »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich hab’s nicht geschafft.«
    »Kein Problem.«
    »Wie ist es gelaufen?«
    »Ich weiß es nicht.« Byrne schob die Hände in die Manteltaschen. »Ich weiß es wirklich nicht.«
    Sie schwiegen. Jessica musterte ihn einen Augenblick und fragte sich, was in ihm vor sich ging. Sie kannte ihn gut und wusste, dass der Fall Matthew Clarke ihn sehr belastete.
    »Ich fahre nach Hause.« Jessica wusste, wann ihr Partner sich vor der Außenwelt abschottete. Sie wusste aber auch, dass Byrne eines Tages darüber sprechen würde. Sie hatten alle Zeit der Welt. »Soll ich dich mitnehmen?«
    Byrne schaute zum Himmel. »Ich glaube, ich gehe ein Stück zu Fuß.«
    »Oh.«
    »Was ist?«
    »Wenn du schon mal gehst, wirst du bald joggen.«
    Byrne lächelte. »Man weiß nie.«
    Byrne schlug den Mantelkragen hoch und stieg die Treppe hinunter.
    »Bis morgen«, sagte Jessica.
    Byrne antwortete nicht.
    Padraig Byrne stand im Wohnzimmer seines neuen Hauses. Überall im Zimmer waren Kartons verstreut. Sein Lieblingssessel stand gegenüber von dem neuen 42-Zoll-Plasma-Fernseher, den sein Sohn ihm zum Umzug geschenkt hatte.
    Byrne betrat den Raum mit zwei Gläsern, die zwei Finger breit mit Jameson gefüllt waren. Er reichte seinem
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