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Byrne & Balzano 3: Lunatic

Titel: Byrne & Balzano 3: Lunatic
Autoren: Richard Montanari
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Vater ein Glas.
    Sie standen sich gegenüber – Fremde an einem fremden Ort. Es hatte nie zuvor einen solchen Augenblick gegeben. Padraig Byrne war soeben aus dem einzigen Haus ausgezogen, in dem er jemals gewohnt hatte. Das Haus, über dessen Schwelle er seine Braut getragen und in dem er seinen Sohn großgezogen hatte.
    Sie hoben ihre Gläser.
    »Dia duit« , sagte Byrne.
    »Dia is Muire duit.«
    Sie stießen an und leerten die Whiskeygläser.
    »Gefällt es dir hier?«, fragte Byrne.
    »Sehr gut«, sagte Padraig. »Mach dir um mich keine Sorgen.«
    »Okay, Dad.«
    Als Byrne zehn Minuten später die Einfahrt hinunterfuhr, hob er den Blick zu seinem Vater, der in der Tür stand. Padraig sah hier, an diesem Ort, ein bisschen kleiner und ein wenig verloren aus.
    Byrne wollte diesen Moment für immer festhalten. Er wusste nicht, was der morgige Tag bringen würde und wie viel gemeinsame Zeit ihnen noch blieb. Aber er wusste, dass im Augenblick alles in Ordnung war und dass sich in absehbarer Zukunft auch nichts daran ändern würde.
    Er hoffte, sein Vater sah es ebenso.
    Byrne brachte den Umzugswagen zurück und holte sein Auto. Er bog vom Expressway ab und fuhr zum Schuylkill hinunter. Dort stieg er aus dem Wagen und ging zum Ufer.
    Er schloss die Augen und rief sich jenen Moment ins Gedächtnis, als er im Haus des Wahnsinnigen auf den Abzug gedrückt hatte. Hatte er gezögert? Wenn er ehrlich zu sich war – er konnte sich nicht daran erinnern.
    Egal. Er hatte geschossen, nur das zählte.
    Byrne öffnete die Augen. Er schaute auf den Fluss und dachte an die Geheimnisse von tausend Jahren, als das Wasser leise rauschend und plätschernd an ihm vorbeifloss; Tränen entweihter Heiliger, das Blut gefallener Engel.
    Der Fluss sprach nicht darüber.
    Byrne ging wieder zum Wagen und fuhr zurück auf den Expressway. Er schaute auf die grün-weißen Schilder. Eins zeigte in Richtung Stadt. Ein anderes zeigte nach Westen, nach Harrisburg, Pittsburgh und auf Orte im Nordwesten.
    Einschließlich Meadville.
    Detective Kevin Francis Byrne holte tief Luft.
    Und traf seine Entscheidung.

100.
    I n der undurchdringlichen Dunkelheit, die ihn nun umgab, lagen Reinheit und Klarheit, die durch das Wissen um die Endgültigkeit ein gewisses Maß an Gelassenheit mit sich brachten. Es gab Momente der Erleichterung, als wäre das alles nur geschehen, um ihn in diese lichtlose Welt zu führen. Alles, was in dem Augenblick begonnen hatte, als er das feuchte Feld betrat, bis zum Tag seiner ersten Tat, als er den Schlüssel in dem verfallenden Reihenhaus in Kensington im Schloss drehte, bis hin zu dem stinkenden Atem des Vergewaltigers und Kinderschänders Joseph Barber, der sich wimmernd und schreiend vom Leben in dieser Welt verabschiedet hatte.
    Aber für Gott den Herrn war die Dunkelheit keine Dunkelheit.
    Jeden Morgen kamen sie in Roland Hannahs Zelle und führten ihn in die kleine Kapelle, wo er den Gottesdienst las. Zuerst wollte er die Zelle nicht verlassen. Doch rasch erkannte er, dass es nur eine Ablenkung war, eine kurze Unterbrechung auf dem Weg zur Erlösung und zum Heil.
    Er würde den Rest seines Lebens hier verbringen. Es hatte keinen Prozess gegeben. Sie hatten Roland gefragt, was er getan hatte, und er hatte es ihnen gesagt. Er würde nicht lügen.
    Aber Gott der Herr kam auch hierher. Tatsächlich war der Herr genau an diesem Tag hier. Und an diesem Ort waren viele Sünder, viele Männer, die auf den rechten Weg zurückgeführt werden mussten.
    Pastor Roland Hannah würde sich um sie alle kümmern.

101.
    J essica traf am 5. Februar um kurz nach vier im Devonshire Acres ein. Das imposante Natursteingebäude lag auf einem kleinen Hang. Hier und da standen ein paar Nebengebäude.
    Jessica war hierhergekommen, um mit Roland Hannahs Mutter zu sprechen, Artemisia Waite, oder es zumindest zu versuchen. Ihr Chef hatte es ihr überlassen, ob sie das Gespräch führen wollte oder nicht. Sie sollte entscheiden, ob sie den Bericht über den Fall auf diese Weise zu einem endgültigen Abschluss bringen wollte. Begonnen hatte alles an einem herrlichen Tag im April 1995, als zwei kleine Mädchen in den Park gingen, um dort ihr Geburtstagspicknick zu veranstalten – der Tag, an dem die grauenhafte Mordserie ihren Anfang nahm.
    Roland Hannah hatte die Tat gestanden und war zu achtzehn Mal lebenslänglich verurteilt worden. Eine vorzeitige Entlassung war ausgeschlossen. Kevin Byrne hatte der Staatsanwaltschaft gemeinsam mit einem Detective im
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