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BY700 - Falschgeld-Piraten

BY700 - Falschgeld-Piraten

Titel: BY700 - Falschgeld-Piraten
Autoren: Falschgeld-Piraten
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hölzerne Wand. Es gab einen dumpfen Ton, und ich hoffte nur, daß niemand im Haus das gehört hatte. Aber inzwischen machten die Kollegen vorn soviel Krach, daß das unwahrscheinlich war.
    Dicht neben mir war eine der vernagelten Fensteröffnungen. Ich ging, die Füße an der Hauswand, in die Knie, stieß mich ab, schwang zurück und krachte mit den Füßen voraus gegen die Bretter. Sie splitterten, gaben nach, und ich hing zur Hälfte in der Bretterverschalung. Verzweifelt strampelte ich, um wieder loszukommen, aber das half nichts.
    Das Seil zuckte. Mit einem Blick nach unten gewahrte ich den Ranger, der wie ein Affe heraufgeturnt kam. Zwischen den Zähnen trug er ein scharf geschliffenes Buschmesser, das im unbestimmten Nachtlicht schimmerte. Auf meiner Höhe angekommen, hielt er sich mit einer Hand am schwankenden Seil und reichte mir die Machete.
    - »Einschlagen!« zischte er überflüssigerweise, denn ich hatte nichts anderes vor. Ich nahm das schwere Messer und hieb kreuz und quer in die Bretter, mit denen das Fenster verschalt war. Die Trümmer flogen beiseite, und dann kam ich frei. Unbeabsichtigt hatte ich gleich das ganze Fenster ausgeräumt. Mit einem Satz war ich drinnen. Ein Schrei machte mich erstarren. Es war eine hohe, helle Kinderstimme.
    Ich stand aus der Hocke auf.
    »Hallo?« fragte ich in das Dunkel hinein. Hinter mir schwang sich der Ranger auf die Fensterbank. »Mrs. Banks?«
    Ein Schemen kam aus der Finsternis auf mich zu. Eine Frau fiel mir in die Arme, und um meine Knie klammerte sich ein Kinderarm.
    »Los«, sagte ich heiser, »zum Fenster!«
    Ich zerrte sie beide mit mir. Der Ranger nahm wortlos das Kind in einen Arm und hangelte sich mit dem anderen das Seil hinunter.
    »Mrs. Banks!« rief ich unterdrückt. Sie lag wie leblos Jn meinen Armen! »Sie müssen hinaus! Hängen Sie sich an das Seil!«
    Mich traf ein Blick aus dunklen Augen.
    »Seil«, sagte sie. Ich führte sie zum Fenster und gab ihr das Hanfseil in die Hände. »Hoch, und hinab!« befahl ich ihr. Mit den Knien auf der Fensterbank, das Seil in der Hand, bebten ihre Lippen. »Türknopf!« stieß sie aus, ehe sie sich in das Dunkel fallen ließ. Ich sah, wie das Seil durch ihre Handflächen lief. Unten angekommen, würde sie einige dicke Brandblasen in den Händen haben. Aber Brandblasen heilen. Was hatte sie mit dem Wort »Türknopf« gemeint?
    Ich trat an den Türrahmen heran und suchte den Lichtschalter. Das verstaubte und ärmliche Zimmer war auf einmal in helles Licht getaucht. Am Türknauf hing ein Leinwandsack. Vergeblich versuchte ich des Rätsels Lösung zu finden. Warum hatte sie mich auf diesen Türknopf aufmerksam gemacht, und zwar noch unter Aufbietung ihrer letzten Kraft? Was war in diesem Sack?
    Er war mit einem Klebestreifen festgemacht, und das bedeutete wohl, daß er nicht zufällig herabrutschen sollte. In dem Gefängnis der Frau?
    Ich wich bis zum Fenster zurück. Ich schwang mich hinaus. Das Seil war nicht mehr da. Aber der Sprung aus dem ersten Stock mußte mir glücken. Man lernt auch Fallen im Training des FBI. Als ich die Waffe in der Hand hielt, um auf das Ding zu feuern, krachte es unten im Haus plötzlich ohrenbetäubend, und ich spürte, wie der linke Eckpfosten des Hauses brach. Dann begann die ganze Wand zu beben. Ich stieß die Beine dagegen und warf mich zurück. Irgendwo würde ich landen, jedenfalls nicht in den Trümmern dieser verfallenen Villa. Vom Aufschlag spürte ich schon nichts mehr.
    ***
    Phil hatte sich gründlich umgesehen und alles genau erwogen. Als draußen der Lärm begann, wußte er, was los war. Jetzt kam es für ihn darauf an, das sinkende Schiff zu verlassen. Durchaus richtig hatte er die verschiedenen Geräusche gedeutet, das Feuer der Gangster nach vorn, die verhältnismäßige Ruhe hinten und dann, was an der Rückfront des Hauses geschah. Und dann hatte er sich in dem allgemeinen Getümmel das Schloß seines Gefängnisses freigeschossen.
    An dem Stützpfeiler des Hauses in der hinteren rechten Ecke seines Kellers hatte er alle Handgranaten, die er besaß, gebündelt angebracht und den Zünder gezogen, dann war er mit schnellen Schritten aus der Tür und durch den Kellergang bis zur Treppe gelaufen. Hier erwischte ihn der große Knall und warf ihn gegen die Wand. Leicht benommen strebte er die Kellertreppe hinauf und nahm nur undeutlich das Knacken und Knarren des langsam zusammenstürzenden Hauses wahr.
    In der Diele angekommen, sah er sich dem Bärtigen gegenüber.
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