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Butterschmalz zum Fruehstueck

Butterschmalz zum Fruehstueck

Titel: Butterschmalz zum Fruehstueck
Autoren: Helga Jursch
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begleitet von zwei Männern mit Maultrommel und Tablas , indischen Trommeln. Der Trommler fasziniert mich, denn er trommelt mit jedem einzelnen Finger auf einer definierten Stelle des Trommelfells, er spielt sozusagen Klavier auf der Trommel.
    In der Nacht hat es in Sumatra ein Erdbeben gegeben, doch davon haben wir hier nichts mitgekriegt, auch hat damals der Tsunami keine nennenswerten Schäden angerichtet, dafür waren die aber in Mdrs besonders schlimm. Ich brauche ein Weilchen, bis ich kapiere, dass Madras gemeint ist. Aber hier verschlucken sie viele Buchstaben, sonst könnten sie gar nicht so schnell sprechen. Wir sind übrigens nicht in Kerala, sondern in Krrla , wenn man nach der Aussprache der Einheimischen geht.
    Ich rede mit Deepa über Kovalam . Sie findet den Ort fürchterlich. Zu viele Hippies. Ich sage, dass es aber voller Inder war. Doch das war nur wegen der Osterfeiertage. Ich berichte ihr über das eigentümliche Verhalten der Inder am Strand, und sie sagt, das Meer wird in Indien generell als etwas unheimliche und eklige Brühe empfunden, und kein anständiger Mensch würde jemals ganz ins Meer gehen. Das erklärt für mich das erstaunlich schlechte Image der Fischer.
    Der Kokosmann steht wieder an einer exponierten Stelle, und die Kameras klicken. Er wird sauer. Er wurde auch schon damals, als ich ihn gefilmt habe, ärgerlich, was mich gewundert hat, da die Menschen hier sich ausgesprochen gerne fotografieren lassen. Sie laufen einem regelrecht in die Kamera rein. Ein Kellner kommt und erklärt ihm, dass es in Deutschland keine Kokosnüsse gäbe und dass seine Arbeit für uns eine außergewöhnliche Vorstellung sei. Das scheint ihn zu freuen, doch scheint er auch unschlüssig zu sein, ob er das glauben soll, aber jetzt klettert er voller Stolz die Palme hoch.

29. März 2005

Zweifel
    Ich habe meinen Abführtag und gerate richtiggehend in Panik, weil meine Verluste so groß sind. Dass ich auf Abführmittel reagiere, ist klar. Ich fühle mich ganz leer. Doch jedes Mal, wenn ich Wasser trinke, geht es hinten wieder los. Aber der Arzt sagt, das solle so sein. Ich müsse ordentlich durchgespült werden. Mittags gibt es dann wieder Reissüppchen und Kokosnuss. Das ist schon eine kräftezehrende Angelegenheit. Zwischendrin frage ich mich, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe, meinen Urlaub zu opfern und einen Haufen Geld zu bezahlen, nur um mich misshandeln zu lassen. Etwas schlapp bin ich immer noch, dennoch geht es mir erstaunlich gut. Ich schwitze wie blöd, und das soll ich ja. Außerdem bin ich nun definitiv leer und normalerweise bekomme ich dann Kopfschmerzen und Muskelkrämpfe, aber hier komischerweise nicht. Der Arzt sagt mir, mein Wohlbefinden läge an den Kokosnüssen, die eine geradezu perfekte Glukose- und Elektrolytmischung bieten. Gereinigtes Kokoswasser wird sogar als Infusion gegeben.
    Eigentlich will ich nur schlapp abhängen, aber meine Tischfrauen fahren nachmittags nach Trivandrum in ein Geschäft mit sechs (klimatisierten) Etagen voller Stoffe und Saris, in allen Farben und Qualitäten und nehmen mich einfach mit. Wir kaufen entfesselt. Zum Schluss bekommen wir alle einen Tee, wir haben uns schließlich als sehr gute Kundinnen erwiesen. Dann ist noch der staatliche Laden für Kunsthandwerk dran. Die Anzahl der Angestellten steht im umgekehrt proportionalen Verhältnis zum gebotenen Service. Auf jeden Kunden kommen mehrere mürrische Angestellte, die keinen Zweifel daran lassen, dass man sie belästigt. Das Bezahlen ist ein Abenteuer, das sich an mehreren Schaltern mit vielen Durchschlägen und Stempeln abspielt. Der Verpacker misst das nötige Verpackungsmaterial praktisch mit dem Lineal aus und schneidet es akribisch mit einer großen Schere zurecht. Man kommt sich vor wie auf einer Behörde und nicht wie im Geschäft, wären da nicht die hinreißend schönen Dinge. Schwer mit Tüten und Taschen beladen machen wir uns müde, aber zufrieden auf den Heimweg.

30. März 2005

Sauber bis in den letzten Winkel
    Heute steht mein erster Einlauf auf dem Programm, und ich bin gespannt, wie ich ihn vertrage. Die Reaktionen sind sehr unterschiedlich, wie ich von Mitbewohnerinnen höre. Kann sein, dass die Sache nach einer Stunde ausgestanden ist, kann sein, dass ich mich für den restlichen Urlaub zehn Meter im Umkreis von einer Toilette aufhalten muss.
    Inzwischen habe ich ein neues Programm: erst Ölmassage, dann sanftes Körperpeeling, bei dem Reissäckchen in Milch getaucht werden,
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