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Burnout vorbeugen und heilen

Burnout vorbeugen und heilen

Titel: Burnout vorbeugen und heilen
Autoren: Johann Schneider
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einen guten Coach überwiesen.“
    Wer ist von Burnout betroffen?
    Betroffen sind Männer und Frauen aus allen Berufen, genauso aber auch Frauen und Männer, die voll zu Hause arbeiten, den Haushalt machen, Kinder großziehen und alte Menschen versorgen. Solche, die sowohl erwerbstätig als auch zu Hause und in einem Ehrenamt arbeiten, sind besonders gefährdet.
    Menschen mit Burnout-Erscheinungen haben das Gleichgewicht von Energie-Aufnehmen und Energie-Abgeben verloren. In der Regel verwechseln sie nach meinen Beobachtungen im ersten Stadium von Burnout seelische Energie und Kraft als Ausdruck und Empfinden einer eigenen inneren Bestätigung mit physikalischer Energie und Kraft. Sie spüren und wissen in dieser Verfassung nicht (mehr), wann und wie sie ihre Energie aufnehmen und wann oder wie sie sie verbrauchen. Wenn sie sich in ihrer Leidenschaft und in der Umsetzung ihrer Kraft intensiv spüren, so meinen sie, bekämen sie in diesem Moment Energie und Kraft. Meist sagen sie dann: „Meine Arbeit gibt mir so viel Kraft.“
    Aus meiner Sicht spüren sie in diesem Moment, wie ihre Kraft fließt – und ziehen daraus eine momentane Anerkennung oder Bestätigung ihres Tuns und Fühlens. Doch anders, als sie annehmen, erhalten sie keine Energie im physikalischen Sinne, sondern sie verbrauchen sie. Das Spüren und Fließen der physikalischen Energie verwechseln sie mit der seelischen Energie des Sich-Spürens und des Sich-kraftvoll-Fühlens. Arbeit, auch solche, die begeistert, die Spaß, Freude und Lust macht, braucht physikalische Energie und führt zu einem natürlichen Erschöpfungsgefühl.
    Es wäre auch natürlich, diese Erschöpfung zuzulassen, indem man Pausen einlegt, ausruht, schläft und sich dadurch erholt. In den Erholungsphasen schöpft man Energie, tankt wieder auf. Wenn Menschen sich jedoch nicht mehr genügend erholen, geraten sie in Disstress; sie wirken gereizt, entwickeln körperliche und seelische Beschwerden. Wenn sie schließlich ihre Ziele nicht mehr erreichen, keine Wertschätzung mehr spüren und sich unfrei und fremdbestimmt fühlen, entwickeln sie ein Gefühl des Ausgebrannt-Seins und der inneren Leere. Wie es um sie bestellt ist, spüren sie häufig erst, wenn es zu einem „Zusammenbruch“ kommt, sie „einfach nicht mehr können“ und „alles versagt“:
    „Ich stand morgens im Bad vor dem Spiegel und plötzlich konnte ich nicht mehr. Alles versagte. Mir wurde schwindelig, die Beine hielten mich nicht mehr, ich bekam Panik und rief meine Eltern an. Sie kamen und brachten mich zum Arzt.“
    „Ich bin beim Telefonat mit einem Kunden ausgerastet. Ich habe gebrüllt und dann bin ich weggelaufen; ich musste einfach raus. Ich wollte weit weg. Ich bin zum Bahnhof gelaufen, der Zug fuhr vor meiner Nase weg. Dann bin ich durch die Stadt geirrt, ziellos. Erst als mich meine Familie fand, kam ich wieder richtig zu mir. Ich habe ihnen alles erzählt und es fiel eine schwere Last von mir ab. Dann habe ich erst einmal drei Tage geschlafen.“
    „Plötzlich, wie aus heiterem Himmel, habe ich Herzrasen bekommen und es ging nicht mehr weg. Ich habe Angst bekommen und mein Chef hat meine Familie angerufen. Sie haben mich abgeholt und sind mit mir zum Arzt gefahren, aber der konnte nichts Körperliches feststellen. Er hat mich aber trotzdem erst einmal aus dem Verkehr gezogen. Erst dann habe ich ganz allmählich gemerkt, wie fertig ich war. Die ganzen letzten Jahre war ich eigentlich schon fertig, nicht mal mehr im Urlaub konnte ich mich erholen.“
    „Ich hatte plötzlich massivste Rückenschmerzen. Ich konnte nichts mehr machen. Ich wurde medizinisch nach den neuesten Regeln der Kunst auf den Kopf gestellt. Man fand nach allen Untersuchungen nichts Körperliches. Und als mein Hausarzt mir die Diagnose Burnout mitteilte – er hatte sie mir schon die Jahre zuvor häufiger angeboten –, konnte ich es endlich zulassen, erschöpft und am Ende zu sein. Aber dann ging erst einmal nichts mehr, ich konnte nicht mehr arbeiten, bin drei Monate ausgefallen.“
    „Eines Tages konnte ich einfach nicht mehr: Ich bin zur Arbeit losgefahren, aber nicht mehr Richtung Betrieb. Ich bin einfach andere Straßen gefahren und habe überlegt, wie ich das meiner Frau erklären soll. Sie rackert sich ja auch ab, dann kann ich doch nicht einfach schlapp machen. Ich habe an einem Fluss angehalten, bin ausgestiegen. Ich habe der Fähre nachgeschaut und aufs Wasser geblickt. Plötzlich konnte ich nicht mehr an mich halten, es
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