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Burke 2 - Strega

Burke 2 - Strega

Titel: Burke 2 - Strega
Autoren: Andrew Vachss
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wußte, wonach ich suchte. Es dauerte nur ein paar Minuten – ein paar Minuten Sucharbeit durch die schlimmste Sache auf dieser Sickergrube von einem Planeten: ein kleines, friedlich schlafendes Baby, einen erigierten Männerpenis als Schnuller im Mund – ein paar Tage alte Kinder bis hoch zu Zehnbis Elfjährigen, penetriert mit jedem stumpfen Gegenstand, den sich ein ausgefreaktes Hirn nur ausdenken konnte – lächelnde, miteinander spielende Kinder – ein kleiner Junge, vielleicht sechs Jahre alt, das schreiende Gesicht zur Kamera ausgerichtet, damit man sehen konnte, daß er von hinten genommen wurde, zwei Stränge Stacheldraht quer über seine Brust gezogen, so daß sie ein blutiges »X« ergaben. All diese Bilder trugen in einer Ecke die winzige, blaue Zeichnung eines Mannes und eines Jungen – ihr Markenzeichen.
    Das Bild von Scotty sah exakt so aus, wie er Immaculata erzählt hatte – er trug sein kleines, gestreiftes T-Shirt und war von der Taille abwärts nackt. Saugte an einem Mann in einem Clownsanzug. Ich steckte es in die Tasche.
    Ich ging zurück zu der Frau. »Haben Sie, was Sie wollten?« fragte sie. Die Stimme jetzt fest und zuversichtlich, wieder bei etwas, das sie verstand.
    »Yeah. Ich hab’s. Und ich geb dir auch was dafür.« Ich hielt ihr das Rasiermesser an die Kehle, flüsterte ihr ins Ohr. »Du bist tot, Schnalle. Diesmal hast du ein Bild vom falschen Kind gemacht.
    Wär ich du, würde ich den Staatsanwalt anrufen und gestehn – mit dem Gesetz kooperieren. Du weißt, wie’s läuft. Such dir für ein paar Jahre eine nette, sichere Zelle. Aber besorg dir jemanden, der das Essen für dich vorkostet.«
    Ich goß die ganze Ätherflasche über das weiße Tuch – der Geruch machte mich schwindlig.
    »Sie haben versprochen, mir nichts zu tun!« schrie sie.
    »Du hast den Kids einen Tag auf dem Land versprochen«, sagte ich ihr, schlug ihr das triefnasse Tuch um Mund und Nase, hielt es da fest, während sie dagegen ankämpfte, ging sicher, daß sich genug Luft mit dem Äther vermischte, um sie auszuschalten. Der Maulwurf hatte mich gewarnt, ich könnte sie töten, wenn ich zuviel benutzen würde. Unfälle passieren.
    Ihr Kopf sank nach vorn, bewußtlos. Ich band ihre Handgelenke los, klopfte sie, um wieder Farbe reinzubringen. Ich zerrte sie an der Vorderseite ihres Bademantels aus dem Sessel und in eines der Schlafzimmer. Schmiß sie aufs Bett. Drehte sie um, damit sie mit dem Gesicht nach oben lag. Sie sah aus, als schliefe sie – ich hatte nicht vor, ihr mit dem Gesicht so nah zu kommen, daß ich es rausfinden konnte.
    Max und der Maulwurf waren irgendwo im Haus. Ich hatte ihnen aufgetragen, mir fünfzehn Minuten zu geben und dann die Kurve zu kratzen, doch ich wußte, sie würden nirgendwo hingehen, solange sie nicht wußten, daß ich in Sicherheit war. Genauso wie ich wußte, daß der Prof selbst dann, wenn eine Antiterroreinheit die Straße hochkäme, mit laufendem Motor draußen vor der Vordertür sitzen würde. Ich stürmte die Treppe runter. Nun war jede Sekunde in dem Haus ein großes Risiko. Das Erdgeschoß war leer – selbst die Küche sah aus, als hätte niemals jemand dort gegessen.
    Alles war nur für die Nachbarn da, wie der Fensterschmuck in einem typischen amerikanischen Zuhause. Die Nachbarn würden nie in den Keller schauen.
    Ich öffnete im Salon die Tür zur Kellertreppe und trat durch.
    Fand mich in einem weiteren kleinen Raum wieder, der als Kleiderkammer diente – Mäntel hingen auf Bügeln, in der Ecke ein Schirmständer. Es dauerte eine Minute, bis ich hinter den Mänteln die Tür fand. Von innen versperrt. Ich nahm eine Kreditkarte raus und schob sie zwischen Tür und Rahmen, arbeitete sachte und sagte mir, daß ich mir einen anderen Weg rein suchen mußte, falls auf der Rückseite ein Riegel war. Doch das Plastik faßte, und die Tür sprang auf. Noch ein paar Schritte und ich war am Kopf einer gewundenen, schmiedeeisernen Treppe. Ich probierte mein Gewicht auf der ersten Stufe, und dann hörte ich die Stimme eines Mannes, hoch und zittrig, als stünde er an einem Abgrund.
    »Schaut, ihr Jungs macht einen Fehler, okay? Ich meine ... ich kenne Leute, verstanden? Was für ein Problem ihr auch habt, ich kann mich drum kümmern. Bloß dazusitzen und mich anzuschauen nützt euch nichts, richtig?«
    Ich folgte der Treppe in Richtung der Stimme. Auf halbem Weg nach unten schwand die Dunkelheit. Indirekte, aus einigen verdeckten Leisten stammende Beleuchtung
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