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Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2

Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2

Titel: Bujold, Lois McMaster - Die magischen Messer 2
Autoren: Der magische Dolch
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von ihm kniffen die Lippen zusammen und sagten nichts. Die Mehrheit der Ratsmitglieder wirkte ei n fach nur verblüfft. Nach einer unangenehmen Pause sagte Pakona schließlich: »Viele, nehme ich an. Was hat das mit de i nen gefälschten Hochzeit s bändern zu tun, Dag? «
    Er ließ diese Provokation unwidersprochen. »Ich sagte doch, es würde zunächst abschweifend klingen. Von etwa tausend Stad t bewohnern – ungefähr die Hälfte der Einwohner der Knoche n sümpfe – hat Grünquell zirka dreihundert Erwachsene und alle oder fast alle – Kinder verloren. Ich habe nicht weniger als einhundertzweiundsechzig Leichen auf der Begräbni s stätte im Grünquell gezählt. Und ich weiß, dass die Knochen von zumi n dest drei weiteren am Speiseplatz der Erdleute in den Knoche n sümpfen waren, als wir dort aufgeräumt haben. Di e se drei habe ich gegenüber den Landleuten, die ihre Toten begraben haben, nicht erwähnt. Es wäre zu dieser Zeit nicht sehr hilfreich gew e sen. «
    Er blickte zu Fawn, die zu ihm aufschaute, und wus s te, dass sie sich beide dieselbe Frage stellten: ob einige di e ser verstreuten Knochen die vermisste Sassy gewesen sein mochten. Dag hoffte nicht. Er schüttelte den Kopf in Fawns Richtung, um auszudr ü cken: Man kann es nicht wissen. Und sie nickte und kauerte sich auf ihrem Sitz z u sammen.
    »Hat irgendjemand außer mir das Gefühl, dass mit diesen be i den Zahlen etwas ganz furchtbar nicht in Or d nung ist? «
    Die Blicke, die man ihm zuwarf, enthielten Unbehagen und mehr als nur einen Anflug von Mitgefühl, fast schon Mitleid, aber kein Verständnis. Dag seufzte und fuhr fort: »Also gut, denkt mal darüber nach.
    Die Knochensümpfe sind gestorben – Menschen e r schlagen, Tiere abgeschlachtet, dieses schöne Land auf eine Generation hin ausgezehrt worden –, weil wir in Grünquell versagt haben. Wenn das Übel dort erkannt und aufgehalten worden wäre, hä t te es die Knoche n sümpfe niemals erreicht.
    Es war nicht ein Mangel an Streifenreitern oder an Stre i fen, dem Grünquell zum Opfer fiel. Es fehlte an … etwas anderem. Reden. Wissen. Vielleicht sogar Freun d schaft. Einer Menge einfacher Dinge, die der eine oder andere vielleicht hätte ändern können, aber nicht geä n dert hat. «
    »Gibst du etwa der Patrouille von Feuchtwalde die Schuld? «, platzte Mari heraus und konnte sich nicht lä n ger zurückhalten. »Denn so habe ich das nicht gesehen. Anscheinend hat man den Bauern gesagt, sie sollten sich nicht dort niederlassen, aber sie haben nicht zugehört . « Pakona machte wieder ihre ermahnende Geste, wenn auch ohne große Überzeugung.
    »Ich gebe keinem mehr Schuld als dem anderen «, sa g te Dag, »und ich kenne auch nicht die Antworten. Und ich weiß, dass ich sie nicht kenne. Und das hat mich kalt erwischt.
    Aber wisst ihr – irgendwann einmal wusste ich auch nur einen Dreck übers Streifenreiten. Und die Hälfte von dem, was ich zu wissen glaubte, war falsch. Für unwi s sende junge Streifenreiter gibt es allerdings ein Heilmittel: Wir schicken sie auf einen Lauf um den See. Das macht sie zu sehr viel klügeren Streife n reitern, zuverlässig. Ein gutes System. Es funktioniert seit Gen e rationen.
    Ich denke mir also … vielleicht reicht es nicht mehr, einfach nur um den See zu laufen. Vielleicht sollten wir, oder einige von uns, oder auch nur einer von uns um die ganze Welt la u fen. «
    Es war sehr still geworden im Kreis.
    Dag holte noch ein letztes Mal tief Luft. »Und vie l leicht bin ich derjenige. Manchmal, wenn man nicht weiß, wie man anfangen soll, muss man trotzdem anfa n gen und unterwegs herausfinden, was man nie erfahren hätte, wenn man einfach nur sitzen g e blieben wäre. Ich werde nicht diskutieren und mich nicht ve r teidigen, denn dazu müsste ich schon das Ende kennen, bevor ich auch nur angefangen habe. Vielleicht gibt es gar kein Ende. Also, Fairbolt, du kannst deine Stimme so abgeben, wie du möchtest. Aber morgen werden meine Frau und ich auf dieser Straße unterwegs und fort sein. Das ist alles. « Er nickte knapp und setzte sich wieder.

19. Kapitel
     
    Fawn atmete langsam aus, als Dag wieder neben ihr Platz nahm. Ihr Herz pochte so heftig, als wäre sie gerannt. Sie schlang die Arme um ihren Leib und wippte ein wenig, blickte sich in dem Kreis der beeindruckenden Seenlä u fer um.
    Aus der unruhigen Schar der Streifenreiter zu ihrer Rechten hörte sie Utau murmeln: »Ihr habt mich doch alle gefragt, wie man sich fühlt, wenn einem die
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