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Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition)

Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition)

Titel: Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition)
Autoren: Leander Haußmann
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Professor kommt gleich.«
     
    Ich sitze auf dem Bett. Das Zimmer ist nur für eine Nacht. Morgen bekomme ich ein anderes. Ich stehe unter Beobachtung, hat man mir gesagt.
    Ich ziehe meinen Pyjama an. Auf dem Balkon bewegt sich etwas. Der Mond wirft einen Schatten auf die weißen zugezogenen Vorhänge. Ich öffne sie und schaue in das hagere Gesicht eines Mannes, der an einer Zigarette saugt wie ein Baby an der Mutterbrust.
    »Alles schlimm«, flüstert er, »alles so schlimm.« Tränen kullern ihm aus den Augen. »Heroin«, sagt er und streckt warnend seinen Zeigefinger in die Luft.
    Ich bitte ihn um eine Zigarette. Er dreht mir eine, mit zitternden Fingern. »Heimweh«, flüstert er. Er ist Holländer.
    Ich ziehe an der Zigarette. Sofort wird mir schwindlig. Ich könnte umfallen. Der Holländer hört ein Geräusch, er versucht, seine Zigarette wegzuschnippen, doch sie klebt an seinen Fingern. Hysterisch schüttelt er sie ab und flieht in sein Zimmer.
     
    Wieder leuchtet mir jemand in meine Pupillen. Das dritte Mal heute. »Was haben Sie genommen?«, fragt mich der junge Professor.
    »Nichts«, sage ich wahrheitsgemäß.
    »Ihre Pupillen sprechen eine andere Sprache.«
    Mir fällt die Zigarette ein. Ich kann unmöglich den Holländer verpfeifen. Gedanklich benutze ich tatsächlich das Wort »verpfeifen«, ich fühle mich zurückversetzt, ich bin wieder im Pionierferienlager.
    »Warum sind Sie hier?«, fragt mich der Professor.
    »Ich weiß nicht, ich dachte, das würden wir hier vielleicht gemeinsam herausfinden.«
    Der Professor zieht die Augenbrauen hoch und sagt »Hm«. Eine Assistentin betritt das Zimmer, sie hat Gummihandschuhe an. »Haben Sie was dagegen, wenn wir Ihre Sachen durchsuchen?«
    Eigentlich habe ich was dagegen.
    Andererseits habe ich nichts zu verstecken, also stimme ich zu.
    »Wir müssen sicher sein, dass Sie clean sind.« Der Professor befühlt mit seinen Daumen die Innenflächen meiner Hände. Gott sei Dank kein Schweiß.
    Die Assistentin schließt den Reißverschluss meines Koffers, das hat eine Erotik. Jetzt nimmt sie sich meinen Kulturbeutel vor. Sie findet nichts.
    »Haben Sie wirklich keine Ahnung, warum Sie hier sind?«
    »Ich würde gerne schlafen, so richtig ausschlafen.«
    Der Professor lächelt. Ich weiß natürlich, dass er denkt, ich wolle etwas anderes mit dem Wort »ausschlafen« sagen, ich bin ja nicht blöde. Das hier ist ja eine Psychoklinik, da werden die Worte interpretiert wie am Theater, und damit kenne ich mich aus.
    Die Assistentin öffnet die rote Tupperware-Box, die mir meine Freundin Annika mit Mars und Bountys gefüllt hat. Sie fischt etwas unter den Süßigkeiten hervor. »Schau’n Sie mal, Herr Professor«, sagt sie und hält einen Underberg zwischen den spitzen Fingern, ihr Gesicht zeigt nicht die geringste Regung.
    Mich rührt, dass mir Annika eine Freude machen wollte. »Den trinke ich gern mal nach einem guten Essen«, sage ich.
    Der Professor nickt. »Und was ist das hier?« Er hält mir eine weiße Tablette unter die Nase, die seine Assistentin neben einigen anderen Pillen zwischen den Bountys und den Mars entdeckt hat.
    »Ach das«, spiele ich die Entdeckung runter, »das ist Melatonin, zum Einschlafen. Komischerweise in Deutschland nicht erlaubt.«
    Ich hoffe, mit dem Professor ein qualifiziertes Gespräch über Arzneimittel führen zu können, doch er geht nicht auf mein Angebot ein. »Wir müssen Sie schon diese Nacht verstärkt beobachten«, sagt er und bittet mich, ihm zu folgen. »Sie hätten sich übrigens noch keinen Schlafanzug anziehen müssen, wir sind ja hier kein Krankenhaus.«
    Er führt mich in das Zimmer der Nachtschwestern, das mich an das Set-Design in »Einer flog über das Kuckucksnest« erinnert. Ich betrete eine Atmosphäre allgemeiner Heiterkeit. Man lacht und macht Scherze, auch mit dem Professor, ich komme mir vor wie ein Eindringling. Bis eine der Schwestern sagt: »Na, dann komm’n Se mal mit.«
    Sie führt mich in einen Glasverschlag mit Monitoren und Geräten, die unaufhörlich blinken; die Fenster zum Schwesternraum haben Jalousien, deren Lamellen halb geöffnet sind. Das Bett steht in der Mitte des Raumes. Wenn ich vorher keine hatte, dann bekomme ich sie jetzt: Depressionen. Ich kann nicht in einem Bett in der Mitte des Raumes schlafen. Ich brauche wenigstens eine Wand, gegen die ich mich im Bedarfsfall drehen kann. Aber ich lasse mir meine Verzweiflung nicht anmerken, sie könnte ja gegen mich verwendet werden.
    »Dann
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