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Buddha-Boy

Buddha-Boy

Titel: Buddha-Boy
Autoren: Jordan Sonnenblick
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»Grrr« zu sagen. Ich befand mich in einer anderen Sphäre oder sollte es zumindest sein. Lass den Berg zu mir kommen!
    Woody trat direkt vor mich hin, den Gitarrenkoffer in einer behandschuhten Hand. Auch Jones hatte Handschuhe an. Ha! Ich pfeife auf Handschuhe. Handschuhe sind für Leute, die ihre innere Seelenkraft nicht gemeistert haben. Oder für solche, deren Mütter Geld haben. Entweder oder.
    Woody stellte den Kasten vorsichtig auf dem eisverkrusteten Gras ab und sagte: »Guten Morgen, San! Wie geht es dir heute? Das war gestern echt toll beim Unterricht. Ich kann nicht glauben, wie viel du über den Buddhismus weißt!«
    Â»Ich auch nicht«, sagte ich.
    Sie kicherte und Jones verzog das Gesicht. »So, ähm, Peter und ich haben uns gefragt, was du hier tust.«
    Ah – die Zen-Show begann. »Sitzen.«
    Â»Aber warum?«
    Â»Die Sonne ist aufgegangen.«
    Â»Was?«
    Halbgrinsmanöver: aktiviert. »Ich mag den Morgen.«
    Jones – Peter Jones – sagte: »Ich mag den Morgen auch, aber ich hock mich trotzdem nicht auf einen Stein. Ich will dich ja nicht beleidigen, aber wo liegt da der Sinn?«
    Â»Im Sitzen.«
    Jones schnaufte missbilligend. Guuut. »Aber was hast du dir dabei gedacht?«
    Â»Ich dachte darüber nach, nicht zu denken.« Ich lächelte Woody warm – nein, eiskalt, aber mit einem glücklichen Gefühl – an.
    Sie blies ganz niedlich ihren Pony aus dem Gesicht. »Wie denkst du darüber nach, nicht zu denken?«
    Â»Ohne zu denken.«
    Peter Jones verdrehte hinter Woodys Rücken die Augen und sagte zu ihr: »Los, mach schon! Wir haben keine Zeit für so was. Wir sind spät dran. Kommst du mit, Buddha?«
    Woody sagte: »Geh schon mal, Peter. Ich möchte nur noch kurz mit San reden.«
    Peter rührte sich nicht vom Fleck, obwohl er wahrscheinlich die Zähne fletschte.
    Woody sah ihn leicht verächtlich an. »Allein, Peter.« Genau, Baby! So hab ich’s gern. Jetzt aber ran, Buddha-Boy!
    Peter stapfte davon und kickte dabei glitzernde Frostwölkchen in die Luft. Woody sah mir in die Augen. »Du bist so … anders als alle hier.«
    Â»Woher weißt du das? Wir kennen uns doch erst einen Tag.«
    Sie nickte in Richtung Schülermasse, die sich langsam durch die beiden Haupteingänge des Schulgebäudes drängte. »Schau sie dir an! Das sind Schafe. Kleinstadtschafe!«
    Herbheit war nicht der Weg zur Erleuchtung. Ich glaube, ich hatte das mal in einer Bierwerbung gehört. Es war ein ziemlich spritziger Werbespot gewesen. »Woody, darauf habe ich nur eine Antwort.«
    Â»Was?«
    Â»Määäääh!«
    Sie sah mich verdutzt an. Dann lächelte sie. »Siehst du? Du bist einfach so – ich weiß nicht – echt . Und jetzt lass uns in die Schule gehen!«
    Ich versuchte, mich zu erheben, aber mein Hinterteil war nicht nur erfroren, sondern auch eingeschlafen. Ich dachte: Wie weiß ich, wenn es erfroren ist, dass es eingeschlafen ist? Und wenn es eingeschlafen ist, wie weiß ich, dass es erfroren ist? Hey, das ist ein Zen-Rätsel! Ich werde GUT! Aber im Ernst, ich glaube, ich kleb hier fest. Ich kann mich nicht rühren! Mit einem Halblächeln strahlte ich Woody halb an und sagte: »Woody, würde es dir was ausmachen, mir aufzuhelfen?«
    Â»Nein«, antwortete sie, »nur deshalb sind wir doch auf dieser elenden, sich drehenden Schlammkugel. Um uns gegenseitig aufzuhelfen!«
    Ist jetzt klar, warum ich sie liebte? Glasklar, oder?
    Sie packte meine Rechte und zog mich sanft, aber mit Schwung vom Fels. Ich glitt nach vorn und schaffte es irgendwie, meine Beine so weit auseinanderzufalten, dass sie unter mir waren und ich nur ein kleines bisschen mit Woody zusammenstieß. »Zen«, hauchte ich durch das verheerende Nadelgewitter, das plötzlich in meinem Unterkörper ausbrach, »ist nichts für Weicheier.«
    Â»Ich auch nicht«, schnurrte sie und damit betraten wir die Schule.
    Kein schlechter Start für Tag drei, oder?

Der
richtige Weg
    In der Englischstunde schrieb unsere Lehrerin dieses Zitat an die Tafel: Eltern können nur gute Ratschläge geben oder ihre Kinder auf den richtigen Weg bringen, aber die Bildung des Charakters eines Menschen liegt in seinen eigenen Händen. Anne Frank. Wie üblich sollten wir fünfzehn Minuten lang unsere tiefen, kosmischen Gedanken über
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