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Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brekke
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erstarrte.Vatten konnte ihn kaum atmen hören. Das Blut pochte in seinen Schläfen.Wie lange kann ein Mensch an den Füßen hängen, bevor er ohnmächtig wird?, fragte er sich.
    »Nun, das spielt keine Rolle«, sagte Dahle schließlich. »Der Hauptgrund, weshalb ich Sie mit hierher genommen habe, ist, dass ich meine Arbeit vollenden möchte.Wenn ich mit Ihnen fertig bin, ist mir der Rest egal.Außerdem war das Pergament nicht von der Haut Ihrer Frau. Es war ein kleines Stückchen von Ihrem Sohn. Erstklassiges Material, so weich und geschmeidig.«
    Vatten wurde schwarz vor Augen. Nur seine unbändige Wut hielt ihn bei Bewusstsein.
    »Sie fragen sich bestimmt, warum meine Wahl auf die beiden gefallen ist? Ich weiß nicht, ob es Sie tröstet, aber das war reiner Zufall. Ich hatte sie ja schon oft in der Nachbarschaft gesehen und kannte ihre Routinen. Sie kamen oft spät von der Arbeit, und Ihre Frau schloss nur selten die Tür ab. Erinnern Sie sich noch an das Gerede über ihr spurloses Verschwinden? Das war pures Glück.Anfängerdusel. Gut geplant hatte ich das nicht. Ich habe an diesem Nachmittag einfach das Tor Ihrer Einfahrt geöffnet, bin rückwärts vor die Tür gefahren und habe geklingelt. Sie öffnete. Der Junge stand hinter ihr. Ich habe ihr mit einer Brechstange auf den Kopf geschlagen und sie direkt in den Kofferraum geworfen. Den Jungen musste ich im Haus suchen. Gefunden habe ich ihn unter seinem Bett. Ich musste ihn an den Haaren hervorziehen, aber ein Tritt gegen seinen Kopf reichte aus, ihn für immer ruhigzustellen. Ich habe ihn neben seine Mutter gelegt, den Kofferraum geschlossen, und bin einfach weggefahren. Ich habe mich wirklich göttlich über den Zeugen amüsiert, der behauptet hat, den ganzen Abend auf dem Balkon gesessen zu haben. Bevor ich in Ihre Einfahrt gefahren bin, habe ich ihn aus dem Auto beobachtet. Er trank Bier und verschwand alle fünfzehn Minuten in seiner Wohnung, um sich ein neues zu holen.Wahrscheinlich ist er bei der Gelegenheit immer gleich pinkeln gegangen, insgesamt war er nämlich genauso lange in der Wohnung wie auf dem Balkon.Warum die Polizei seiner Aussage so kritiklos vertraut hat, weiß ich nicht.Als er sich sein viertes Bier holte, habe ich zugeschlagen und war fertig mit meiner Arbeit, bevor er wieder zurückkam. Ich frage mich noch heute, warum er gerade dieses Mal so lang gebraucht hat, dass ich in Ruhe alles erledigen konnte, oder warum er der Polizei gegenüber behauptet hat, die ganze Zeit über auf dem Balkon gesessen zu haben.Vermutlich werde ich darauf aber nie eine Antwort erhalten.Wie gesagt, Anfängerglück. Keine ausgeklügelte Glanznummer, bloß ein Wagnis, das von Erfolg gekrönt war – so etwas gibt es im Leben ja immer wieder.«
    Vatten sah doppelt. Er sah Jens Dahle mit zwei Köpfen, sah zwei Schleifsteine und zwei Skalpelle. Er konnte nicht erkennen, welches Bild echt und welches Täuschung war. Er dachte an Silvia Freud.Als er das letzte Mal mit ihr gesprochen hatte, war sie mit der Kopie des Johannesbuchs beschäftigt gewesen. Sie hatte ihm das Buch gezeigt, und er hatte den Unterschied zwischen Kopie und Original nicht erkennen können. Und jetzt Jens Dahle.Welche Rolle spielte es, dass seine Morde Kopien historischer Morde waren? Hatte das irgendeine Bedeutung für Hedda und Edvard? Er dachte an Hedda an ihrer Nähmaschine. Sie hatte so oft dort gesessen und genäht. Kleider für Edvard und ihn. Ihm schoss durch den Kopf, dass die Cordhose, die er jetzt trug, auch von ihr stammte. Er zieht seinen Opfern die Hosen nicht aus, dachte er und sah die gehäutete Leiche von Gunn Brita vor sich. Zum Glück zieht er uns die Hosen nicht aus. Es war es ein merkwürdiger Triumph für ihn, in Heddas Hose zu sterben. Sein Blick wurde immer vernebelter. Trotzdem gelang es ihm, noch eine letzte Frage über die Lippen zu pressen:
    »Warum?«
    »Warum?«, Jens Dahle lachte unangenehm. »Sie fragen mehr, als gut für Sie ist, Vatten. Sie werden mich nie verstehen, werden meine Besessenheit, meine Sehnsucht nach einem geöffneten Menschen nie kapieren.All die Muskeln, Sehnen und Adern, die noch für einen kurzen Moment Blut führen, der Atem eines Menschen ohne Maske. Und, anschließend, die Worte auf toter Haut.Aber genug geredet, Vatten.Wie wollen Sie Ihr Skalpell, scharf, mittelscharf oder stumpf?«
    »Verdammt!« Singsaker fluchte auf Norwegisch, fuhr dann aber auf Englisch fort: »Amateure.Wir haben uns verhalten wie verfluchte Amateure.Warum haben wir

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