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Brunftzeit

Brunftzeit

Titel: Brunftzeit
Autoren: Humfrey Hunter
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verschluckt.
    Aber es führte kein Weg an der Frage vorbei. »Wie alt bist du?«
    »Einundzwanzig. Und du?«
    »Dreißig.«
    »Aha!«, gab sie zurück, als spielte das keine Rolle.
    Für B allerdings schon, denn neun Jahre sind eine ziemlich große Zeitspanne. Als er die Schule abschloss, war sie gerade einmal sieben. Als er von der Universität abging, hatte sie noch nicht einmal den Schulabschluss in der Tasche.
    Plötzlich erschien ihm das ganze Date irgendwie falsch. Bhatte nicht im Entferntesten geahnt, dass die Frau so jung sein könnte, er hatte sie für mindestens Mitte zwanzig gehalten, so sagte er mir. Nicht etwa, weil sie älter aussah, sondern weil sie so selbstsicher wirkte und in sich zu ruhen schien. Im Verlauf des Abends verstärkte sich B’s Eindruck, dass er sich in ihrer Gegenwart wohlfühlte, auch wenn ihm der Altersunterschied nicht aus dem Kopf ging. Schließlich entschied er, die entsprechenden Gedanken auf später zu verschieben. Das Date dauerte bis zum folgenden Morgen.
    Während der nächsten Tage befand sich B in einer Zwickmühle. Er mochte die junge Frau, und sie hatten viel Spaß miteinander, aber sie war und blieb nun einmal eine einundzwanzigjährige Studentin. Konnte das gut gehen?
Warum Männer und Frauen unterschiedlich sind
    Am folgenden Abend ging ich mit B und einigen Freunden essen, allesamt Männer und Frauen unseres Alters. B erzählte von der Studentin und dem Altersunterschied, weil er nicht den Hauch einer Ahnung hatte, was er tun sollte. Die Männer schenkten ihm durch die Bank nur ein schmutziges Lachen und einen Hab-dich-nicht-so-Blick, die liierten Frauen lächelten still. Im Gegensatz zu den Single-Frauen. Eine von ihnen machte ihm regelrecht die Hölle heiß.
    »Das ist erbärmlich«, spie sie hervor. »Wieso gehst du nicht mit gleichaltrigen Frauen aus? Kerle wie du, die sich viel jüngere Frauen suchen, sind Versager, die nicht mit reifen Frauen umgehen können.«
    Ich bin sicher nicht die Reife in Person, aber das war dann doch eine Nummer zu heftig. B empfand es ebenso. Er empfahl der Dame, sie möge sich ihre Verbitterung in ihren Single-Allerwertesten stecken – er für seinen Teil würde mit dieser Einundzwanzigjährigen ausgehen, solange es ihm Spaß mache.
    Warum aber reagierte die alleinstehende Frau derart verärgert? Warum führte bei ihr die Vorstellung eines älteren Mannes mit einer wesentlich jüngeren Frau zu einer solch heftigen Reaktion?
Rache ist süß
    Jeder junge Mann, der sich für eine gleichaltrige Frau interessiert, kennt das unangenehme Gefühl, in Konkurrenz mit einem älteren Mitbewerber treten zu müssen.
    Sobald dem Mann klar wird, dass er um das hinreißende Wesen mit einem Menschen wetteifert, dem er beim besten Willen nicht das Wasser reichen kann, bildet sich in seiner Magengegend ein dicker Klumpen aus hilfloser Furcht und Selbstmitleid. Er ist ohne Frage ein toller Typ, er trägt sie auf Händen und versteht sich mit ihren Freunden. Vielleicht hat er sogar ein Auto und einen vernünftigen Job.
    Aber der Nebenbuhler ist älter . Was gleichbedeutend ist mit: cooler.
    Dieses Gefühl ist quälend und frustrierend. Es schmerzt sogar und vermittelt dem Mann das Gefühl, ein armseliger kleiner Junge zu sein. Selbst wenn er den älteren Mann eines Tages kennenlernt und feststellt, dass er selbst einen Kopf größer ist und tausendmal besser aussieht, spielt das keine Rolle. Der andere ist älter und darum gewinnt er – und dagegen kann der Jüngere absolut nichts tun.
    Genau diese Situation ist verantwortlich für den größten Herzschmerz meines Lebens. Ich war Anfang zwanzig, mein Rivale war acht Jahre älter als ich, wesentlich reicher und weitaus weltgewandter. Natürlich stand er nicht so hinter ihr wie ich, natürlich war ihre innere Verbindung nicht so stark wie unsere. Ich wusste es, und sie wusste es auch. Doch all das spielte keine Rolle. Er war älter und ich war raus.
    Ich konnte die Wut unserer Freundin, die an jenem Abendauf B herumhackte, weil er als Dreißigjähriger mit einer Einundzwanzigjährigen ausging, in gewisser Weise also nachempfinden. Sie beruht auf dem gleichen hilflosen Gefühl, das wir als junge Männer empfanden, wenn Mädchen unseres Alters mit älteren Männern abrauschten – mit dem Unterschied, dass unsere Freundin mit der »unschuldigen« jüngeren Frau sympathisierte, die hilflos von einem durchtriebenen alten Mann um den Finger gewickelt wurde.
    Andererseits konnte ich mich nicht gegen den
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