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Brunftzeit

Brunftzeit

Titel: Brunftzeit
Autoren: Humfrey Hunter
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besten Freunde, hat allerdings einen hundsmiserablen Einfluss auf mich. Er ist der Typ Mann, der dauernd ausgeht, immer einen flotten Spruch auf den Lippen, und Frauen zu jeder Tages- und Nachtzeit anbaggert. B trifft sich also jede Woche mit mehreren Frauen. Sobald er mit ihnen im Bett war, verliert er allerdings das Interesse und zieht weiter. Er ist ein Spieler. Ein Mistkerl durch und durch, der nicht das geringste Interesse an einer festen Bindung hat.
    Dabei ist er durchaus kein schlechter Mensch – er ist mein Freund und hat sich dankenswerterweise bereit erklärt, seine Erfahrungen und Gedanken in dieses Buch einfließen zu lassen in der steten Hoffnung, sie könnten sich als nützlich erweisen – meine Schwestern allerdings würde ich um jeden Preis von ihm fernhalten. Er ist damit also genau der Typ Mann, den Sie von Anfang an herausfiltern und weiträumig umgehen sollten.
    Und noch etwas: Wenn ich hier etwas von mir gebe, das Ihnen nicht gefällt, ist es garantiert auf B’s Mist gewachsen, nicht auf meinem. Bitte behalten Sie das im Hinterkopf. Egal, worum es geht – B hat mich dazu angestiftet.
    B’s Flirtmethode ist idiotensicher. Er hat sie unzählige Male angewendet und schwört, dass sie funktioniert. Und sie ist auch noch so einfach: Sobald ihm eine Frau gefällt, geht er entspannt auf sie zu, lächelt, schaut ihr in die Augen und sagt langsam: »Entschuldigen Sie meine Direktheit, aber ich finde Sie einfach hinreißend.« Die anschließende Pause kann sie nutzen, um zu lächeln und zu erröten, bevor er hinzufügt: »Wenn Sie nicht schon in festen Händen sind, würde ich Sie liebend gern einmal auf einen Drink einladen.«
    Im Idealfall lautet ihre Antwort: »Ja, das wäre nett«, er bekommt ihre Telefonnummer und geht seines Weges. Doch selbst wenn die Frau einen Freund hat, fühlt sie sich nach dieser Anmache wie auf Wolke Sieben, weil ein ihr fremder Mensch sie hinreißend findet, und B ist geschmeichelt, diesen Höhenflug ausgelöst zu haben. Am Ende stehen also nur Gewinner.
    Deshalb beschloss ich, es auszuprobieren.
Der Sprung ins kalte Wasser
    Eines Donnerstags sah ich abends in der U-Bahn eine hinreißende dunkelhaarige Frau. Wir standen nicht weit von einander entfernt, und als unsere Blicke sich trafen und sie zudem lächelte, rief ich mir wieder und wieder B’s Flirtspruch ins Gedächtnis.
    Einige Minuten und zahlreiche Blickkontakte später stieg die junge Dame aus, zwei Haltestellen vor meiner. Hastig entschloss ich mich, ihr zu folgen – und diese günstige Gelegenheit beim Schopfe zu packen.
    Glücklicherweise war der Bahnsteig fast leer; im Falle einer Abfuhr würde es also kaum Zeugen geben.
    Ich tippte ihr auf die Schulter. Sie wandte sich um und lächelte. Ich atmete tief durch und sprach klar und deutlich die magischen Worte. Sie kamen mir gut und flüssig über die Lippen. Ich war stolz auf mich.
    Und dann schaltete sie ihren iPod aus, nahm die Stöpsel aus den Ohren, und ich musste noch einmal ganz von vorn anfangen.
    Es war eine Qual. Der Satz klang nicht annähernd so glatt wie beim ersten Mal, hatte sich in mir doch inzwischen eine gewisse Nervosität breitgemacht. Als ich es schließlich hinter mich gebracht hatte, schenkte sie mir ein strahlendes Lächeln (sie war wirklich hinreißend) und sagte: »Tut mir leid, aber ich bin in festen Händen. Trotzdem danke!«
    Ich erklärte, ihr Freund müsse ein glücklicher Mann sein (etwas anderes fiel mir nicht ein – auf diese Antwort hatte B mich nicht vorbereitet), dann war sie weg und ich am Boden zerstört.
    Ob es das war? Nicht ganz.
    Als sie das Ende des Bahnsteigs erreichte (ich wartete derweil auf die nächste Bahn, was die Qualen nicht gerade minderte), drehte sie sich um und lächelte mir freundlich und voller Wärme zu. In diesem Augenblick wurde mir klar, dass man anderen durch einen vollkommen unerwarteten Schachzug eine große Freude machen kann, selbst wenn man sich dabei so verhaspelt wie ich.
    Ob ich es noch einmal versucht habe?
    Natürlich nicht. Ich habe schließlich auch meinen Stolz.
Flirtsprüche und Warnsignale
    Der Flirtversuch in der U-Bahn war für mich ziemlich ungewöhnlich, weil so etwas eigentlich nicht meine Art ist. Männer auf der Suche nach einer Frau können in der Regel zwei Kategorien zugeordnet werden: Solche mit Angst vor einer Zurückweisung – und solche ohne. Ich habe schon immer zur ersten Kategorie gehört.
    Männer ohne Angst vor einer Zurückweisung warten einen längeren
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