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Brunetti 07 - Nobiltà

Brunetti 07 - Nobiltà

Titel: Brunetti 07 - Nobiltà
Autoren: Donna Leon
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ihrem Zugriff als auch unter der Nässe der Blumenstängel gelitten hatten.
    »Vielleicht ist eine im Schrank«, antwortete er, noch immer ohne eine Ahnung, warum sie die Blumen zu ihm herauf brachte. Und Extrastrauß? Ihre Blumen wurden gewöhnlich montags und donnerstags angeliefert; heute war Mittwoch.
    Sie öffnete die Schranktür, suchte unten auf dem Boden herum und fand nichts. Mit einem Handzeichen in seine Richtung ging sie wortlos zur Tür.
    Brunetti sah die Blumen an, dann nahm er die daneben liegenden Papiere zur Hand: ein Fax von Doktor Montini in Padua. Robertos Laborbericht also. Er legte ihn wieder hin. Die. Blumen sprachen von Leben und Hoffnung und Freude; er wollte nichts mehr mit dem toten Jungen und seinen eigenen toten Gefühlen für ihn und seine Familie zu tun haben.
    Signorina Elettra kam bald mit einer Barovier-Vase zurück, die Brunetti schon oft auf ihrem Schreibtisch bewundert hatte. »Ich glaube, die ist genau richtig für die Gladiolen«, sagte sie und stellte die mit Wasser gefüllte Vase neben die Blumen. Dann begann sie eine nach der anderen in der Vase zu arrangieren.
    , »Wieso ist das ein. Extrastrauß, Signorina?« fragte Brunetti und lächelte, denn auf den Anblick Elettras und der Blumen war Lächeln die einzige angemessene Reaktion.
    »Ich habe heute den Monatsetat des Vice-Questore abgerechnet, Dottore, und gesehen, dass noch etwa fünfhunderttausend Lire übrig waren.«
    »Übrig wovon?«
    »Von der Summe, die er jeden Monat für Büromaterial ausgeben darf«, antwortete sie, während sie eine rote Blume zwischen zwei weiße steckte. »Und da von diesem Monat nur noch ein Tag übrig ist, fand ich, dass ich davon eigentlich Blumen kaufen könnte.«
    »Für mich?«
    »Ja, und für Sergente Vianello, für Pucetti, und noch ein paar Rosen für die Leute unten im Wachlokal.«
    »Und für die Frauen im Ufficio Stranieri?« fragte er mit dem leisen Verdacht, dass, Signorina Elettra vielleicht zu denen gehörte, die Blumen nur an Männer verschenkten.
    »Nein«, sagte sie. »Die bekommen sowieso schon seit langem zwei Mal die Woche welche mit der normalen Lieferung.« Sie steckte die letzte Blume in die Vase und drehte sich zu ihm um.
    »Wo soll ich sie hinstellen?« fragte sie, indem sie die Vase an eine Ecke des Schreibtischs rückte. »Hierher?«
    »Nein, vielleicht lieber aufs Fensterbrett.«
    Gehorsam trug sie die Vase hinüber und stellte sie vor das mittlere Fenster. »Hier?« fragte sie und drehte sich zu Brunetti um, damit sie sein Gesicht sehen konnte.
    »Ja«, sagte er mit einem entspannten Lächeln. »Wunderschön. Ich danke Ihnen, Signorina.«
    »Freut mich, dass sie Ihnen gefallen, Dottore.« Ihr Lächeln spiegelte das seine.
    Brunetti ging wieder an den Schreibtisch. Zuerst wollte er die Papiere schon ungelesen zu den anderen packen, doch dann fuhr er glättend mit der Handkante darüber und begann zu lesen. Das hätte er sich allerdings genauso gut sparen können, denn es war nichts als eine liste von lauter Namen und Zahlen, Die Namen sagten ihm nichts, obwohl er sich denken konnte, dass es die verschiedenen Tests waren, die der Arzt für den müden jungen Mann angeordnet hatte. Ebenso hätten die Zahlen auch Basketballergebnisse oder die Notierungen der Tokioter Börse sein können: Er konnte ihre Bedeutung nicht entschlüsseln. Die Wut über dieses neue Hindernis erlosch so schnell wieder, wie sie aufgeflammt war. Einen Augenblick spielte Brunetti mit dem Gedanken, die Blätter einfach wegzuwerfen, aber dann zog er sich das Telefon heran und wählte Sergios Nummer.
    Als er mit seiner Schwägerin die passenden Artigkeiten getäuscht und das von den Frauen verabredete gemeinsame Abendessen am Freitag bestätigt hatte, bat er sie, seinen Bruder an den Apparat zu holen, der schon von der Arbeit zurück war. Der Artigkeiten müde, sagte Brunetti ohne weitere Einleitung: »Sergio, verstehst du genug von Laboruntersuchungen, um mir zu erklären, was die Ergebnisse bedeuten?« Sein Bruder hörte die Dringlichkeit in Brunettis Stimme und stellte keine Fragen. »Meist ja.«
    »Glucose, vierundsiebzig.«
    »Das ist ein Diabetes-Test. Nicht besorgniserregend.«
    »Triglyzeride. Zweihundertfünfzig heißt das wohl.«
    »Cholesterin. Ein bißchen hoch, aber nicht behandlungsbedürftig.«
    »Leukozyten, eintausend.«
    »Wie bitte?«
    Brunetti wiederholte die Zahl.
    »Bist du sicher?« fragte Sergio.
    Brunetti sah genauer hin. »Ja, eintausend.«
    »Hm. Das ist schwer zu glauben.
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