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Brunetti 06 - Sanft entschlafen

Brunetti 06 - Sanft entschlafen

Titel: Brunetti 06 - Sanft entschlafen
Autoren: Donna Leon
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Vianello sprach das Verb mit deutlichem Nachdruck.
    Voll Interesse, wenn auch eher der grusligen Art, beugte Brunetti sich vor, die Ellbogen auf den Schreibtisch und das Kinn auf die Hände gestützt. »Aber was? Auf der Stelle laufen? An Seilen schwingen?«
    »Nein«, antwortete Vianello todernst. »Mit Geräten.«
    »Was für Geräten?«
    »Fitneßgeräten.«
    Brunetti richtete den Blick auf Miotti, der, weil er jung war, vielleicht etwas davon verstand. Aber Miotti, dessen Jugend seinen Körper von selbst in Schuß hielt, schaute von Brunetti weg und wieder zu Vianello.
    »Hm, ja«, beendete Brunetti das Thema, nachdem klar war, daß Vianello sich nichts weiter entlocken lassen würde, »Sie sehen jedenfalls sehr gut aus.«
    »Danke, Commissario. Vielleicht möchten Sie es ja selbst einmal probieren.«
    Brunetti zog den Bauch ein und setzte sich aufrechter hin, um nun wieder auf die Arbeit zu sprechen zu kommen. »Miotti«, begann er, »Ihr Bruder ist doch Priester, nicht wahr?«
    »Ja, Commissario«, antwortete Miotti, sichtlich erstaunt, daß sein Vorgesetzter das wußte.
    »Ein Ordenspriester?«
    »Ja, Commissario. Dominikaner.«
    »Ist er hier in Venedig?«
    »Nein. Er war vier Jahre hier, aber vor drei Jahren haben sie ihn nach Novara geschickt, als Lehrer an einer Jungenschule.«
    »Haben Sie Kontakt mit ihm?«
    »Ja, Commissario. Wir telefonieren jede Woche, und drei oder viermal im Jahr sehen wir uns.«
    »Gut. Wenn Sie das nächste Mal mit ihm sprechen, könnten Sie ihn dann etwas fragen?«
    »Und was wäre das, Commissario?« fragte Miotti, während er schon Notizbuch und Stift aus der Jackentasche zog und zu Brunettis Freude nicht nach dem Warum fragte.
    »Fragen Sie ihn doch bitte, ob er irgend etwas über Padre Pio Cavaletti weiß. Er gehört dem Orden vom Heiligen Sakrament hier in Venedig an.« Brunetti sah Vianellos hochgezogene Augenbrauen, aber der Sergente schwieg und hörte nur zu.
    »Soll ich ihn nach etwas Bestimmtem fragen, Commissario?«
    »Nein, nur nach allem, was ihm so einfällt oder woran er sich erinnert.« Miotti wollte etwas sagen, zögerte dann aber und fragte: »Können Sie mir mehr über den Mann sagen, Commissario? Was ich meinem Bruder weitersagen kann?«
    »Er ist Seelsorger der casa di cura unweit des Ospedale Giustinian, aber das ist alles, was ich über ihn weiß.«
    Miotti hielt den Kopf gesenkt und schrieb, weshalb Brunetti fragte: »Wissen Sie etwas über ihn, Miotti?«
    Der junge Polizist sah auf. »Nein, Commissario. Ich hatte mit den geistlichen Freunden meines Bruders nie viel zu tun.«
    Mehr als die Worte war es der Ton, der Brunetti fragen ließ: »Hat das einen Grund?«
    Statt zu antworten, schüttelte Miotti rasch den Kopf, blickte in sein Notizbuch und schrieb noch ein paar Worte dazu.
    Brunetti warf Vianello über den gesenkten Kopf des Jüngeren hinweg einen Blick zu, aber der Sergente zuckte nur kaum wahrnehmbar mit den Schultern. Brunetti öffnete weit die Augen und nickte kurz zu Miotti hin. Vianello, der dies als eine Aufforderung interpretierte, auf dem Weg nach unten die Gründe für die Zurückhaltung des jungen Mannes zu erforschen, erwiderte das Nicken.
    »Noch etwas, Commissario?« fragte Vianello.
    »Bis heute nachmittag«, sagte Brunetti, um die Frage zu beantworten, aber mit den Gedanken bei den Testamenten, die Signorina Elettra ihm versprochen hatte, »dürfte ich die Namen einiger Leute haben, die ich gern mal aufsuchen würde, um mich mit ihnen zu unterhalten.«
    »Soll ich mitkommen?« fragte Vianello.
    Brunetti nickte. »Um vier«, entschied er, denn das gab ihm reichlich Zeit, von der Mittagspause zurück zu sein. »Gut. Dann wäre das vorerst alles. Ich danke Ihnen beiden.«
    »Ich hole Sie ab«, sagte Vianello, bereits im Aufstehen. Als der jüngere Mann zur Tür ging, drehte Vianello sich noch einmal um, deutete mit dem Kinn auf Miottis Rücken und nickte Brunetti zu. Falls es irgend etwas Interessantes an Miottis Abneigung gegen die geistlichen Freunde seines Bruders gäbe, würde Vianello es ihm am Nachmittag sagen können.
    Nachdem sie fort waren, zog Brunetti eine Schublade auf und nahm das Branchenverzeichnis heraus. Er sah unter Ärzten nach, fand aber in Venedig keinen Eintrag unter Messini. Dann versuchte er es im normalen Telefonbuch, wo drei Messinis verzeichnet waren, darunter ein Doktor Fabio Messini mit einer Anschrift in Dorsoduro. Brunetti notierte sich die Nummer und die Adresse, dann nahm er den Hörer ab und wählte aus
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