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Brüder im Kosmos

Brüder im Kosmos

Titel: Brüder im Kosmos
Autoren: James White
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für einen Moment in meine Lage. Hätte ich befohlen, daß die Kolonne zu überfallen, aber nicht zu vernichten sei, so hätte ich eine ganze Anzahl von Unwägbarkeiten in die Operation hineingebracht, die unweigerlich zu Konfusion geführt haben würden. Vergessen Sie nicht, daß Sie uns den Gebrauch von Simultanübersetzungsanlagen und sogar Funkgeräte für die Kommunikation innerhalb der Truppe verboten haben. Einige der für die Gefangennahme vorgesehenen Kelgianer hätten unsere Absicht mißverstanden und wären in Panik geraten, andere hätten vielleicht die Gegenwehr wiederaufgenommen, und in dem Durcheinander wären wahrscheinlich nicht wenige meiner Leute getötet oder verletzt worden. Ich wäre ein schlechter Truppenführer, wenn ich meine Männer ohne Not einer solchen Gefahr ausgesetzt hätte. Größere Verluste würden sie demoralisieren; sie würden davonlaufen. Ich konnte sie nur zu brauchbaren Soldaten machen, indem ich sie lehrte, mit Sicherheit zu kämpfen. Das bedeutet wenige oder keine Gefangenen, fürchte ich.«
    »Sie haben zweifellos Ihre Probleme«, sagte der Psychologe sarkastisch. Er schwieg mehrere Minuten, während das Fahrzeug durch eine steinige Rinne rumpelte, um auf der anderen Seite weiter die Trockensteppe zu durchpflügen. Dann sagte er plötzlich: »Ist Ihnen klar, was Sie tun?«
    Dermod seufzte. »Selbstverständlich. Ich nehme Männer, denen die meisten der besseren Qualitäten fehlen – Mut, Selbstdisziplin, Selbstlosigkeit, ethische Grundsätze –, und lehre sie, sich ans Töten zu gewöhnen und Gefallen daran zu finden. Und wie Sie selber wissen, sind es die Feiglinge, die Schwächlinge und Maulhelden, die die bösartigsten Sadisten abgeben, wenn sie ungestraft töten können. Das hat sich bei dem Überfall gezeigt …«
    »Sie müssen sehr stolz auf sich sein«, sagte der Psychologe trocken, »soviel erreicht zu haben.«
    Dermod betrachtete ihn einige Sekunden lang, dann sagte er: »Was meinen Sie?«
    Der Mann der Wache blickte gedankenvoll auf seine Hände.
    »Vor ein paar Minuten hätte ich gesagt, ja, Sie sind stolz auf dieses Ergebnis. Jetzt bin ich nicht sicher, was ich denke …« Er verstummte und blieb für den Rest des Nachmittags schweigsam und in sich gekehrt.
     
7.
     
    Zwei Tage später erreichte Dermods Armee die ersten vorgelagerten Hügel des Ringgebirges, in dessen Mitte die Kelgianer ihren Stützpunkt hatten. Dermod plante den Feind – oder eine größere feindliche Streitmacht – am kommenden Tag zu stellen und zu vernichten. Er war jetzt gezwungen, die Operationen vom Boden aus zu leiten, denn im hügeligen Gelände konnten die Maschinen nicht mehr landen. Dowling und Briggs mußten ihm ihre Meldungen auf dem Rückflug zum nächsten geeigneten Landeplatz abwerfen. Aus Gründen der Treibstoffersparnis ließ er sie nicht mehr jeden Abend zum Basislager zurückkehren, so daß Nachschublastwagen die einzige Verbindung waren, die er mit dem General hatte. Das bedeutete in jeder Richtung eine zweitägige Verzögerung, aber Dermod war nicht unglücklich darüber. Prentiss zitterte noch immer wegen der Festnahme eines der allmächigten Angehörigen der Wache, und seine Botschaften an Dermod waren alles andere als hilfreich.
    Von Clifton fehlte weiterhin jede Nachricht.
    Als sie nach dem Mittagessen aufbrachen, sagte Dermod zu seinem Gefangenen: »Wenn Sie mir sagten, was sie den Kelgianern zum Ausgleich für unsere drei Flugzeuge gegeben haben, dann könnte ich meine Strategie entsprechend abändern und vielleicht eine Anzahl Leben retten.«
    »Menschliche oder kelgianische?« fragte der Psychologe spöttisch.
    »Menschliche, natürlich.«
    Der andere schüttelte seinen Kopf. Er machte eine Handbewegung zu den marschierenden Soldaten. Die Männer in ihren Tarnanzügen glichen schwarzgesichtigen Erscheinungen, behangen mit Blätterzweigen, Handgranaten und Gewehren – einige von ihnen trugen zusätzlich die seltsam aussehenden Beutemodelle, deren schraubenförmig gedrechselte Schäfte für die Greifwerkzeuge der Raupen gemacht waren –, und jede ihrer Bewegungen sprach von völligem Selbstvertrauen und wacher Kampfbereitschaft.
    »Sehen Sie sie an«, sagte der Psychologe. »Jeder ein Held! Oder vielleicht sollte man sagen, ein Hysteriker, ein willensschwaches Individuum, vorübergehend überwältigt von den eigenen Selbsttäuschungen. Ein paar blutige Verluste könnten sie in die Realität zurückschocken. Deshalb werde ich nicht sagen, mit welch kleinen
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