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Brüder im Kosmos

Brüder im Kosmos

Titel: Brüder im Kosmos
Autoren: James White
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anderen Überlebenden Dermod gekannt hatte, hatte er mit der Plakette Dermods Identität angenommen. Nun war er einigermaßen bestürzt, daß dieser Mann so nahe daran war, sein Geheimnis zu erraten. Offensichtlich hatte die Wache Nachforschungen über seine Vergangenheit angestellt.
    Aber, so erinnerte er sich selbst, was machte das jetzt schon aus. Er war so weit gegangen, daß es kein Zurück geben konnte, selbst wenn er es gewollt hätte.
    »Ich sehe, daß ich recht habe«, sagte der Psychologe, der ihn aufmerksam beobachtet hatte. »Nach Ihren Fähigkeiten zu urteilen, waren Sie einmal ein hochintelligenter, aber träger junger Mann, der sich auf den Erwerb seiner Galaktischen Staatsbürgerschaft vorbereitete, des trockenen Lernens jedoch überdrüssig wurde und sich der Menschheitsgeschichte zuwandte. Sie hatten Zugang zu Büchern und Aufzeichnungen, die als schädlich eingestuft sind und allen bis auf Studenten verweigert werden, aber statt diese Art von Lektüre richtig einzuschätzen, wurden sie von ihr fasziniert und begannen in ihr zu leben.
    Bei einem gewöhnlichen Mann hätte dieses geistig nicht ganz gesunde Verhalten keine Rolle gespielt«, fuhr der Psychologe fort. »Sie aber waren ein potentieller Galaktischer Bürger, der sich ein sehr gefährliches Wissen angeeignet hatte und überdies die natürliche Fähigkeit hatte, andere Menschen zu beeinflussen und zu führen. In der ungebildeten Masse sahen Sie etwas, das Ihre romantischen Ideen genauso ansprach wie die Aufzeichnungen einer fernen Vergangenheit Ihre Phantasie angesprochen hatte, und Ihr Eintritt in die Armee war der letzte Akt von Dummheit.
    Doch nun, da Sie offenbar entdeckt haben, daß das Töten zivilisierter Wesen weder aufregend noch romantisch ist, könnten Sie Ihre Vernunft und Ihre Humanität demonstrieren und die ganze Sache absagen!«
    Für einen Moment gerieten Dermods Vorsätze ins Wanken. Warum, so fragte er sich, sollte er in seinem verzweifelten Bemühen, den Plan zu retten, Kopf und Kragen riskieren? Warum, nachdem der General kalte Füße gekriegt hatte und sich anhörte, als ob er selbst nur noch nach Wegen suchte, wie er sich aus der Sache zurückziehen und seinen Kopf retten könnte?
    Aber nein. Der Plan war vorläufig nicht in Gefahr, und er wäre ein Feigling und ein Verräter, wenn er sein hohes Ziel aufgeben würde, nur weil ein Psychologe der Wache ein paar alte Phrasen aus seiner Trickkiste geholt hatte.
    »Sie vergeuden Ihre Energie«, sagte Dermod. Er beugte sich aus dem Wagen und gab den Befehl zum Halten. Der Motorenlärm verstummte, und als der Befehl weitergegeben wurde, kam allmählich die ganze Kolonne zum Stillstand, und die Männer umdrängten die Verpflegungswagen, wo Feldrationen ausgegeben wurden. Die Stimme des Psychologen klang in der relativen Stille unnatürlich laut.
    »Aber warum?«
    »Weil«, sagte Dermod ruhig, »ich alles, was Sie sagen, für wertlos halte. Sie sind ein scheinheiliger Heuchler, die ganze Wache ist nichts als eine Bande von heuchlerischen, hochmütigen Tyrannen, ein Unterdrückungsinstrument, das …«
    »Tyrannen!« platzte der andere heraus. »Aber Sie sind frei, Mann! Freier als zu jeder anderen Zeit in der Geschichte. Sie können tun und lassen, was Sie wollen. Sie können auf einem Pferd in die Hölle reiten – solange Sie nicht darauf bestehen, andere mitzunehmen, die nicht wirklich gehen wollen. Das ist etwas, das wir nicht tolerieren …«
    »Was passiert, wenn wir Bücher unserer Wahl lesen wollen?« entgegnete Dermod ärgerlich. »Die Zensur sorgt dafür, daß wir nur lesen dürfen, was systemkonform ist. Was passiert, wenn wir unsere eigene Politik machen wollen und Männer unseres Vertrauens zu unseren Führern wählen? Sie werden interniert, verbannt, mundtot gemacht, durch Agenten der Wache ersetzt! Und was geschieht, wenn Übergriffe und Rechtsverletzungen zu einem Krieg zwischen Rassen führen? Die Feindinspektion stellt sicher, daß nur die Unfähigsten kämpfen. Psychologen der Wache untergraben die Moral der Truppe, und die Wache macht das Geschäft mit allen möglichen Beschränkungen zu einer Farce, in der wir möglichst lächerlich aussehen sollen. Nennen Sie das Freiheit?«
    »Wir sind außerordentlich fair in solchen Dingen«, sagte der andere schnell. »Das müssen Sie selbst zugeben. Außerdem ist unser Hauptanliegen bei diesen Kriegen – wenn wir sie schon nicht verhindern können –, daß möglichst wenige Teilnehmer getötet werden, und daß die
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