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Bruderschaft der Kueste

Bruderschaft der Kueste

Titel: Bruderschaft der Kueste
Autoren: Chris P. Rolls
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zuvor. „Simon ist ein wirklich vornehmer Herr, Miguel. Ein wahrer Lord und Gentlemen“, antwortete er und ließ seinen Blick wohlwollend auf Simon ruhen. Miguel blickte ihn verblüfft an.„Er ist der einzige Sohn und Erbe des hoch geschätzten Gouverneurs von Saint Ibell, Lord of Fenderwick“, fuhr Jean fort und seine Stimme klang überaus triumphierend. Miguels Unterkiefer klappte herab und eine dünne Spur von Bratensaft lief an seinem linken Mundwinkel hinab und blieb in den dunklen Bartstoppeln hängen.
    „Was?“, keuchte er überrascht auf und starrte Jean ungläubig an. „Du willst dir mit mir einen Scherz erlauben!“
    Jean grinste sehr zufrieden und Simon wurde das Gefühl nicht los, dass er gerade mit ihm vor dessen Freund angab.
    „Du hast mich schon verstanden“, bestätigte Jean höchst befriedigt lächelnd und fügte sanft hinzu:
    „Er ist mein persönlicher Gast und leistet mir Gesellschaft, wenn ich einsam bin. Gewissermaßen ist er auch der Garant für mein zukünftiges, langes und glückliches Leben.“
    Simon ballte kurz die Faust um seine Gabel, entspannte sie hastig wieder und fuhr mit seinem Essen fort, als ob nichts wäre. Dennoch musste er sein offensichtliches Zittern mühsam unterdrücken. Jeans Worte klangen noch in ihm nach, alles, was er ihm gesagt hatte, als er hierher kam. Abermals vermeinte er die Hände auf sich zu spüren, Jeans sanfte Stimme direkt an seinem Ohr, die Versuchung, in die ihn dieser Mann ständig führen wollte, und er schauderte unmerklich, verdrängte es hastig wieder.
    Miguels Mund zuckte kaum merklich. Ob er seine Reaktion bemerkt hatte? Simon hielt den Blick krampfhaft gesenkt.
    „Du hast ihn entführt?“, fragte Miguel verblüfft nach und wischte sich rasch mit dem Handrücken den Bratensaft aus dem Gesicht.
    „Ja, so würdest du es wohl bezeichnen“, lächelte ihn Jean zufrieden an.
    Simon zwang sich dazu, ruhig weiter zu essen und den Gedanken an den Überfall vor mehr als einem Monat, seine Verschleppung und die erste Zeit der Gefangenschaft in dem dunklen Verschlag unten im Schiffsrumpf zu verdrängen. Noch immer sandte ihm die Erinnerung an die schreckliche Dunkelheit Schauer über den Rücken. Jean spielte seither mit ihm sein Spiel, dessen Regeln er nicht kennen konnte und dem er einfach nicht gewachsen war. Er kannte zwei Seiten dieses Mannes und jede für sich war ihm unheimlich.
    „Und du hältst mich für verrückt?“, schnaubte Miguel fassungslos, griff sich ein Stück Brot und wischte damit den restlichen Bratensaft von seinem Teller, nur um es sich in den Mund zu stopfen. Jean lachte laut auf und trank einen tiefen Schluck von seinem Wein, bevor er Miguel zu prostete.
    „Sagen wir einfach, wir sind uns durchaus recht ähnlich“, bemerkte er amüsiert und wirkte sehr selbstgefällig.
    „Sein Vater wird Himmel und Hölle in Bewegung setzen, ihn wiederzubekommen“, antwortete Miguel ernst, sein Blick schweifte nachdenklich über seinen Freund.
    „Damit forderst du den Engländer geradezu heraus, das geht gegen seine Ehre“, meinte er und klang bedenklich und warf Jean einen langen, abschätzenden Blick zu, ehe er fortfuhr: „Bist du denn lebensmüde, Jean?“
    „Derzeit lässt der Lord es wohl eher bleiben. Wenn er mir zu nahe kommt, ist sein hübscher Sohn hier tot“, antwortete Jean kühl und der drohende Unterton ließ Simon erschauern.
    „Das wäre doch sehr schade, meinst du nicht auch?“, fügte Jean sanfter hinzu und warf dem jungen Mann einen jener merkwürdig intensiven Blicke zu.
    Simon schluckte hart und zwang sich dazu, den Blick ausschließlich auf sein Essen zu richten, als ob er nicht anwesend wäre. Egal, wie sanft Jean sprach, wie freundlich er ihn auch behandelte, niemals durfte er vergessen, wie gefährlich dieser Mann hier neben ihm wirklich war.  Jean fuhr fort:
    „Er hat mir gerade dankenswerterweise als Garantie für das Leben seines einzigen Sohnes eine Kaperlizenz gegeben.“ Miguel ließ seine Hand sinken, mit der er sich gerade erneut über den Mund wischen wollte.
    Ungläubig starrte er seinen Freund an.
    „Wie bitte?“, fragte er entgeistert nach.
    „Solange er regelmäßig einen netten Brief mit persönlichem Inhalt von seinem Sohn bekommt, lässt er mich auch weiterhin in Ruhe“, bestätigte Jean breit grinsend.
    Simon war versucht, aufzuspringen und ihm die Faust ins Gesicht zu schlagen, aber den Fehler, Jean zu unterschätzen, hatte er schon begangen. Nur ganz kurz schloss er die Augen,
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