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Bruder Cadfaels Buße

Bruder Cadfaels Buße

Titel: Bruder Cadfaels Buße
Autoren: Ellis Peters
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an einige seiner Gefolgsleute weiter, damit diese Lösegeld für sie einstreichen können. Meinem Herrn ist eine Liste mit den Namen der Ritter in die Hände gefallen. Teils verlangt man Lösegeld für sie, teils sind sie bereits freigekauft. Für den Fall, daß Euch einige der Namen etwas bedeuten, sei es unter den Gefangenen, sei es unter denen, in deren Gewahrsam sie sich befinden, schickt er Euch hier eine Abschrift. Sofern bei der Versammlung in Coventry etwas herauskommt, wird man über die Männer verhandeln, denn man weiß keineswegs von allen, wo sie sich befinden.«
    »Ich bezweifle, daß ich die Namen kenne«, sagte Hugh, während er die versiegelte Rolle nachdenklich an sich nahm. »Was mich betrifft, könnten jene Burgen an der Themse tausend Meilen von hier entfernt liegen. Wir erfahren erst mit einem Monat Verspätung, wenn sie fallen oder die Seite wechseln. Aber dankt dem Grafen Robert für seine Freundlichkeit und sagt ihm, daß ich ihn in Coventry zu sehen hoffe, wenn der Tag kommt.«
    Das Siegel von Robert Beaumonts Brief erbrach Hugh erst, als der Bote davongeritten war. Dieser hatte den Auftrag, auf dem Rückweg nach Leicester in Coventry zu bewirken, daß auch Bischof Roger de Clinton an der Versammlung teilnahm. Zwar war offiziell nach wie vor Lichfield Bischofsstadt, doch hatte Roger de Clinton in den letzten Jahren Coventry, dessen Benediktinerabtei er in Personalunion als Titularabt vorstand, zum Hauptsitz seiner Diözese gemacht. Daher galten beide Städte gleichermaßen als Bischofssitz. Eigentlich stand ihm nur der Rang eines Priors zu, doch trug er die Mitra eines Abtes.
    Erst zwei Jahre zuvor hatten die weltlichen Auseinandersetzungen den klösterlichen Frieden in betrüblicher Weise gestört und die Mönche zeitweise aus ihren Gebäuden vertrieben, die ihnen aber schließlich noch vor Jahresende zurückerstattet worden waren. Man würde sie schwerlich wieder von dort vertreiben.
    »Unterschätzt Roger de Clinton nicht«, hatte Robert Beaumonts Bote gesagt und damit zweifellos die Worte seines mächtigen Herrn wiederholt. Hugh empfand für seinen Bischof, den die der Christenheit drohenden Gefahren niederdrückten, bereits einige Achtung. Wenn denn ein Kirchenfürst seiner Bedeutung, einen mächtigen Herrn wie den Grafen von Leicester und andere von ähnlicher Stellung und Gesinnung auf seine Seite zu ziehen vermochte, dann mußte letzten Endes etwas Gutes dabei herauskommen. Mit gedämpfter Hoffnung entrollte Hugh die Botschaft des Grafen und machte sich daran, die darin enthaltene kurze Zusammenfassung der Ereignisse und die Liste wohlklingender Namen zu lesen.
    Es hatte ganz England aufgestört, als es im Hochsommer unvermittelt zum völligen Bruch zwischen Robert, dem Grafen von Gloucester, Halbbruder und getreuer Paladin der Kaiserin Maud, und seinem jüngeren Sohn Philip gekommen war. Nach wie vor gab es keine Erklärung und niemand verstand, wie es dazu hatte kommen können. Auf dem nur halbherzig umkämpften, aber dennoch gefährlichen Schlachtfeld entlang der Themse hatten in Oxford und Malmesbury stationierte Krieger des Königs, Philip, den von der Kaiserin eingesetzten Burgherrn von Cricklade, mit wiederholten Überfällen belästigt. Um der Situation die Spitze zu nehmen, hatte dieser seinen Vater gebeten zu kommen und eine günstige Stelle für eine andere Burg auszusuchen. Auf diese Weise wollte Philip die Verbindungslinien zwischen den beiden Burgen des Königs kappen und diese in die Verteidigung drängen. Daraufhin hatte Graf Robert eine Stelle in Faringdon ausgewählt, dort seine Burg errichtet und mit einer Besatzung versehen. Sofort war jedoch der König mit einem großen Aufgebot vor die Burg gezogen, um sie zu belagern. Von Cricklade aus hatte Philip seinen Vater immer wieder dringlich um Verstärkung gebeten, damit dieser gerade erst errichtete Stützpunkt nicht verlorenging, der für den bedrängten Standort unter dem Befehl seines Sohnes so wichtig werden konnte. Doch dieser Bitte hatte sich Gloucester verschlossen und keine Hilfe geschickt. Daraufhin machte im Süden das Gerücht die Runde, Brien de Soulis, der Burgherr von Faringdon, habe hinter dem Rücken der übrigen Besatzung, aber im Einvernehmen mit einigen vertrauten Hauptleuten ein Geheimabkommen mit den Belagerern getroffen, die Männer des Königs bei Nacht eingelassen und ihnen die Burg mitsamt der Besatzung ausgeliefert. Wer mit den vollendeten Tatsachen einverstanden war, hatte sich Stephens
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