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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)
Autoren: Peter Ames Carlin
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hervor, darunter ein Mädchen namens Jennie, deren Tochter Alice später einen jungen Elektriker namens Fred Springsteen heiratete.
    Wären doch nur alle Mitglieder dieser Familie so stark und standhaft gewesen wie Ann Garritys Buche. Doch sowohl in Freds als auch in Alices Familie gab es die ein oder andere gebrochene Seele. Trinker und Taugenichtse, Verrückte und Besessene. Diese Verwandten lebten hinter verschlossenen Türen und wurden totgeschwiegen. Sie waren das Gift im Blut der Familie, und Doug fühlte, dass auch er etwas davon abbekommen hatte. Das mag ein Grund dafür gewesen sein, dass er sich so sehr in Adele Zerilli verliebte, die ihn mit ihrer zupackenden, beharrlichen Art für den Rest seines Lebens schützen und stützen sollte.
    Als jüngste der drei Töchter von Anthony und Adelina Zerilli, die als italienische Einwanderer zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Teenageralter nach Amerika gekommen waren, verbrachte Adele ihre Kindheit in der Gegend um Bay Ridge an der Südspitze von Brooklyn. Dass sich die Familie in dieser recht wohlhabenden Gegend niederlassen konnte, verdankte sie Anthony. Nachdem er binnen sagenhaft kurzer Zeit Englisch gelernt hatte, erhielt er fast ebenso schnell die amerikanische Staatsangehörigkeit und schloss sein Jurastudium ab. Er sicherte sich einen Posten in der Kanzlei seines Onkels, die sich auf Eigentums- und Vermögensrecht spezialisiert hatte. In den 1920er-Jahren ließ sich der Erfolg der Kanzlei auch an Anthonys Erscheinungsbild und seinem Auftreten ablesen. Der stets modisch-elegant gekleidete Anwalt war zwar von kleinem Wuchs, hatte allerdings ein breites Kreuz und eine durchdringende Stimme. Er fegte oft wie ein Orkan durch die Straßen und ließ jeden Anwesenden aufmerken, wenn er einen Raum betrat. Adelina hingegen führte das Leben einer etwas hinterwäldlerischen italienischen Matrone, die sich in Landestracht gekleidet mit Erinnerungsstücken an die Heimat umgab und sich weigerte, mehr als eine Handvoll englischer Worte in den Mund zu nehmen, selbst dann, als ihre Töchter zu modernen amerikanischen Mädchen heranwuchsen.
    Als 1929 die Weltwirtschaftskrise ausbrach, wünschte sich auch Anthony, er könne die Zeit zurückdrehen. Er war gezwungen, mit seiner Familie in eine günstige Mietwohnung umzuziehen, und um die ihm noch verbliebenen Mandanten bei der Stange zu halten, lieh er einigen von ihnen Geld. Er verlieh mehr und immer mehr, und schließlich hatte er zu viel verliehen. Zur gleichen Zeit leistete er sich noch andere Schwächen, darunter auch eine Affäre mit einer Sekretärin, die schließlich sogar sein Herz eroberte. Zuerst ging Anthonys Ehe in die Brüche, dann standen die Bundesbeamten vor seiner Tür. »Ich glaube, ›Unterschlagung‹ ist die zutreffende Bezeichnung für das, worum es ging«, sagt Adele.
    Die nächste zutreffende Bezeichnung in diesem Fall lautete »Verurteilung«. Bevor Anthony ins Gefängnis ging, erwarb er noch ein einfaches Häuschen am Rande von Freehold, das er renovieren ließ, um seiner Familie ein angenehmes, wenngleich bescheidenes Leben zu ermöglichen, während er seine Strafe verbüßte. Der sehr konservativen Katholikin Adelina hatten ihre zerrüttete Ehe und der rasante finanzielle Absturz der Familie allerdings so sehr zugesetzt, dass sie den Haushalt ihren Töchtern überließ, während sie selbst zu Verwandten zog. Nun war es an Dora, der Ältesten, sich um die jüngeren Schwestern zu kümmern. Den Highschoolabschluss frisch in der Tasche nahm sie eine Stelle als Serviererin an und hielt ihre Geschwister an der kurzen Leine. Einmal pro Woche kam eine Tante vorbei, um nach dem Rechten zu sehen, die Einkaufstaschen voller Spaghetti und Thunfischkonserven. Zudem konnten sich die Mädchen auf die Hilfe eines Mannes verlassen, den ihnen ihr Vater als George Washington vorgestellt hatte. Anthony hatte den afroamerikanischen Tagelöhner angestellt, um ihnen als Chauffeur und Hausmeister zur Seite zu stehen. Der etwa dreißigjährige Mann, der regelmäßig vorbeikam, um zu schauen, ob alles in Ordnung war, hieß natürlich nicht wirklich George Washington (diesen Namen hatte Anthony ihm gegeben). »Alles, was wir über ihn wussten, war, dass er tanzen konnte«, sagt Adele. Der mittleren Schwester Eda zufolge erreichte die Stimmung im Haus allabendlich ihren Höhepunkt, wenn um neunzehn Uhr die Radiosendung Your Hit Parade anlief. Dann drehten die Mädchen den Lautstärkeregler voll auf, rollten den Wohnzimmerteppich
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