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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)
Autoren: Peter Ames Carlin
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Freehold Electrical Shop, sondern wühlte sich zu Hause durch Berge von Elektronikmüll, die er angehäuft hatte, um mithilfe seiner gesammelten Ersatzteile defekte Radios zu reparieren, die er danach an zugewanderte Landarbeiter verkaufte, die am Stadtrand campierten. Alice, die nie einen Beruf ausgeübt hatte, lebte in ihrer eigenen Welt ohne festen Tagesrhythmus. Wenn ihr morgens nicht danach war aufzustehen, blieb sie einfach im Bett liegen. Und wenn Doug nicht zur Schule gehen wollte, durfte er zu Hause bleiben. Was an häuslichen Arbeiten anstand – Putzen oder Reparaturen –, wurde eher auf die lange Bank geschoben als tatkräftig angegangen. Von den Wänden blätterte allmählich die Farbe und von der Küchendecke bröckelte der Putz. Die einzige Wärmequelle des Hauses war ein Gasherd, weshalb im Winter auch drinnen fast überall sibirische Temperaturen herrschten. Douglas, dem die Veranlagung zur Schwermut seit jeher in den Genen steckte, verstand schon früh die gleichnishafte Bedeutung der sich ablösenden Tapeten und morschen Fensterrahmen mit den gesprungenen Scheiben, und so prägten diese Symptome des fortschreitenden Verfalls von klein auf seine Weltsicht. Andere Menschen sehen das Leben durch eine rosarote Brille oder aus der Sicht eines zupackenden Machers. Doch ganz gleich, wo Doug war und was er tat, er betrachtete das Leben fortan durch eine der gesprungenen Fensterscheiben seines Elternhauses an der 87 Randolph Street.
    Doug Springsteen wuchs zu einem schüchternen, aber lebhaften jungen Mann heran. Er besuchte die Freehold High School und liebte es, Baseball zu spielen, besonders mit seinem Cousin und besten Freund Dave »Dim« Cashion, einem hervorragenden Pitcher und First Baseman. Cashion galt damals bereits als einer der besten Spieler, die Freehold je hervorgebracht hatte. Abseits des Spielfeldes verbrachten die beiden ihre Zeit mit Poolbillard in einer zwischen Lebensmittelgeschäften, Friseur- und Zeitschriftenläden gelegenen Spielhalle im Zentrum von Freehold, wo sich die Hauptverkehrsstraßen South und Main Street kreuzten. Cashion war sieben Jahre älter als Doug und konzentrierte sich nach seinem Schulabschluss 1936 voll und ganz auf seine Baseballkarriere. In den folgenden fünf Jahren arbeitete er sich von der Amateurliga über die semiprofessionellen Ligen bis in die Major Leagues hoch. Infolge des Eintritts der USA in den Zweiten Weltkrieg geriet die Sportart jedoch in eine tiefe Krise, weshalb schließlich auch Cashion dem Baseball den Rücken kehrte und zur US Army ging.
    Aufgewachsen in der Obhut von Eltern, die davon überzeugt waren, dass Bildung einen nur davon abhalte, sich dem wirklichen Leben zu stellen, beendete Doug 1941 seine Schullaufbahn an der Freehold Regional nach nur einem Jahr, um als Hilfsarbeiter in Freeholds florierender Teppichfabrik von A. & M. Karagheusian anzufangen. Hier blieb er bis Juni 194 3. Danach machte der mittlerweile Achtzehnjährige von seinem Recht Gebrauch, sich freiwillig zur Army zu melden, und kam kurz darauf als Lastwagenfahrer zum Kriegseinsatz nach Europa. Zurück in Freehold ließ er es nach dem Ende des Krieges 1945 ruhig angehen und lebte von den zwanzig Dollar Veteranenrente, die er monatlich von der US-Regierung bekam.
    Von Fred und Alice hatte er – wenn auch nur aufgrund deren völligen Mangels an Ehrgeiz und Tatkraft – gelernt, dass es weder auf eine akademische Ausbildung noch auf anderweitige berufliche Ambitionen ankam, ganz zu schweigen von Büchern, Kultur oder allen anderen Interessen, deren praktischer Wert nicht unmittelbar ersichtlich war. Wenn Doug also bei ihnen wohnen bleiben und sich irgendwie durchs Leben mogeln wollte, so hatten sie nichts dagegen einzuwenden.
    Doug zeigte wenig Interesse an den typischen Vergnügungen eines jungen Erwachsenen, bis ihn seine Cousine Ann Cashion (Dims jüngere Schwester) eines Tages fragte, ob er Lust habe auszugehen. Sie habe eine Freundin namens Adele Zerilli, die er vielleicht gerne kennenlernen würde. Was er von einem Abend zu viert hielte? Doug zuckte mit den Schultern und sagte, er sei dabei. Wenige Tage später saß man zu viert in einer Bar und unterhielt sich, wobei Doug der bezaubernden, offenherzigen Dunkelhaarigen, die ihm gegenübersaß, immer wieder heimliche Blicke zuwarf. »Danach wurde ich ihn nicht mehr los«, sagt Adele heute. »Und dann kam er und sagte, er wolle mich heiraten. Ich antwortete: ›Du hast keinen Job!‹ Und er sagte: ›Wenn du mich
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