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Broughton House - Haus der Sehnsucht

Broughton House - Haus der Sehnsucht

Titel: Broughton House - Haus der Sehnsucht
Autoren: Penny Jordan
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Doch ihrer Ansicht nach durfte kein Kind mit solch einer Belastung aufwachsen, schon gar keines in ihrer Nähe.
    Nervös sah Eleanor auf die Uhr. Vanessas Maschine musste inzwischen angekommen sein.

    Marcus hätte seine Tochter beinahe nicht wiedererkannt. Vanessa war gewachsen. Ihr Körper nahm langsam weiblichere Formen an, und sie hatte ihre Frisur verändert. Sie ähnelte erheblich mehr einer jungen Frau als einem Kind.
    Dann entdeckte sie ihn und zögerte. Besorgnis, Sehnsucht und Ängstlichkeit spiegelten sich in ihrem Gesicht und ließen sie wieder zu einem Kind werden – zu seinem Kind.

    Rasch ging Marcus auf seine Tochter zu. Er zog sie an sich und wunderte sich selber, was er bei der schlanken zerbrechlichen Gestalt in seinen Armen empfand.
    Dies war sein Kind – seine Tochter, sein Fleisch und Blut. „Dad …“
    Sie barg den Kopf an seiner breiten Brust, und ihre Stimme zitterte ein wenig. „Huch, wie sentimental … Jade würde Zustände kriegen. Wo sind denn die anderen?“, fragte sie und hob den Kopf.
    „Sie warten zu Hause. Ich wollte dich allein abholen.“
    Das war die reine Wahrheit, auch wenn er es erst erkannt hatte, als Eleanor ihm den Vorschlag machte.
    „Ich wette, Gavin war ganz schön sauer“, meinte Vanessa. „Ich dachte, er würde seinen kostbaren Fisch mitbringen.“
    Marcus lachte leise. „Aha, du hast also schon davon erfahren. Übrigens gefällt mir deine neue Frisur. Sie steht dir gut.“
    Er sah, dass Vanessa ein wenig errötete. Der alte Marcus, der nicht einmal gegenüber sich selber zugeben konnte, wie sehr er seine Tochter liebte, hätte so etwas nie gesagt.
    „Gefällt sie dir wirklich?“, fragte Vanessa eifrig und begann zu kichern. „Es war Jades Idee. Sie sagte, Nell würde bestimmt der Schlag treffen.“ Fröhlich hakte sie sich bei ihrem Vater ein.
    Während sie sich einen Weg durch die Menge bahnten, fiel Marcus auf, dass Vanessa zum ersten Mal unbewusst Nell gesagt hatte, noch dazu ohne jede Bosheit. Insgeheim dankte er Jade dafür.
    „Hat Jade sich endlich entschlossen, ob sie in New York bleiben will?“, fragte er.
    „Sam möchte sie heiraten, aber sie ist sich nicht sicher. Ich glaube, sie wird ihn nehmen“, erklärte Vanessa mit ihrer frisch erworbenen Weisheit. „Sie liebt ihn wirklich. Und wie ist das neue Haus? Habt ihr inzwischen alles eingerichtet? Und lässt Nell dich schwer im Garten schuften?“
    „Frage eins: Das Haus ist hübsch; Frage zwei: Ja, es ist alles eingerichtet; und Frage drei: Nein“, antwortete Marcus scherzhaft. „Ich glaube, das schwere Umgraben hat sie für dich zurückgestellt. Übrigens sollte ich dich warnen. Tom hat einen Metalldetektor gekauft und scheint sicher zu sein, dass du ebenso begeistert davon bist wie er. Also mach dich auf etwas gefasst.“
    „Na ja, es ist ein ziemlich altes Haus. Vielleicht ist ja irgendwo was versteckt“, sagte Vanessa und war plötzlich wieder ein Kind.
    „Wahrscheinlich eine Menge rostiger Nägel und sonstiger Schrott“, stimmte Marcus ihr zu.
    „Trotzdem wäre es unfair, Tom mit dem Gerät aufzuziehen, meinst du nicht?“, fragte Vanessa ernsthaft. „Wenn er sein ganzes Taschengeld dafür ausgegeben hat …“
    Marcus sah seine Tochter an und spürte einen bittersüßen Stich. Vanessa wurde so schnell groß und reifte so rasch heran. Mal vermittelte sie ihm einen ersten beängstigenden Eindruck von der Frau, die sie bald sein würde, und erinnerte ihn daran, dass sie ihn in Kürze verlassen und eigene Wege gehen musste. Im nächsten Moment machte sie ihm ebenso herzzerreißend klar, wie jung sie noch war, wie verletzlich – und kostbar.
    Oh Nell, wie recht du hattest mit deiner Warnung, mich nicht um die Freude zu bringen, die eigene Tochter zu lieben, dachte Marcus, während er Vanessas Gepäck holte und sie zu seinem Wagen gingen.
    „Schön, dass du wieder zu Hause bist“, brummte er und öffnete ihr die Tür. Als sie ihn mit großen Augen ansah, setzte er den Koffer ab, ging zu ihr und umarmte sie herzlich.
    Ohne sich um den Kloß in seinem Hals zu kümmern, fügte er scherzhaft hinzu: „Ich fürchte, Jade hatte recht. Ich bin nicht sicher, ob Nell deine Frisur gefällt. Sie macht dich erschreckend erwachsen.“
    Vanessa errötete vor Freude, und er merkte, dass er die richtigen Worte gefunden hatte. Ein ungeheures Triumphgefühl durchströmte ihn, wie jeden Vater, wenn seine Tochter von einem liebenswerten kleinen Mädchen zu einem hübschen, launischen, unlogischen
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