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Brook, Meljean - Die Eiserne See

Brook, Meljean - Die Eiserne See

Titel: Brook, Meljean - Die Eiserne See
Autoren: Flammendes Herz
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gegebenenfalls ein Viertel meines Bergungsguts einstreichen wird.
    Ich habe ihren Namen erfahren: Yasmeen. Sie ist so prächtig, wie ich gehofft hatte, und ich bin versucht, zur Lobpreisung ihrer grünen Augen, eng anliegenden Hosen und scharfen Klingen Verse zu schmieden. Sollte sie mir auch nur die kleinste Ermunterung geben, werde ich mich verlieben.
    Falls ich nicht zurückkehre, solltest Du mit ihr eine Vereinbarung zur Lieferung von Geschichten für neue Abenteuer treffen. Sie wäre gewiss einverstanden, solange Du sie an Deinen Tantiemen beteiligst – und solange diese Tantiemen nicht in englischen Pfund ausgezahlt werden. Sie ist eine Söldnerin und kein Dummerchen.
    Vollkommen am Ende und lächerlich,
    Archimedes
    PS: Fang noch nicht an, Pläne zu schmieden! Ich werde natürlich zurückkehren. Ich rechne mit drei Wochen in Venedig plus einigen Tagen für den Flug, Du darfst also für nächsten Monat um diese Zeit einen Brief erwarten und einige Tage später meinen Besuch – es sei denn, ich finde etwas, das sich zu versteigern lohnt. Dann breche ich schnurstracks zum Elfenbeinmarkt auf, schicke Dir zuvor jedoch einen Brief mit einer ausführlichen Schilderung dessen, was es über Archimedes Fox und die knusprige Korsarin zu berichten gibt.
    ***
    Venedig
    8. Oktober
    Zenobia,
    Du erwartest für diese Woche einen Brief, doch komme ich erst jetzt dazu, ihn zu schreiben. Ich habe wenig Hoffnung, dass Du die Worte wirst entziffern können, wenn Du ihn irgendwann erhältst; die Tinte blutet auf dem feuchten Papier schon aus, während ich noch die Feder führe. Hier in Venedig ist alles feucht und von Schimmel und Efeu überzogen.
    Es hat mich beinahe sieben Tage gekostet, eine halbe Meile zurückzulegen, obwohl ich dieselbe Strecke nach meiner Ankunft binnen einer Stunde geschafft habe, via Kanäle. Der Atem-Apparat arbeitet vorzüglich. Nur zog das angeblich dichte Vorratsfach Wasser, und meine Vorräte sind binnen einer Woche vergammelt – selbst mein Schießpulver ist durchweicht, und damit sind meine Pistolen nutzlos. Ich wage es nicht, dergleichen Undichtigkeiten in meinem Rucksack zu riskieren. Ich habe eine erstaunliche Entdeckung gemacht; eine, die meine scheußliche Zwangslage beenden wird. Doch wenn dieser Fund mit dem Sumpfwasser in Berührung kommt, ist alles vergebens gewesen.
    Wäre ich ein Mann der Tat, mit gesundem Menschenverstand und Urteilsvermögen, würde ich entweder den Schatz zurücklassen und später erneut zu bergen versuchen oder auf die Chance vertrauen, dass der Rucksack dicht bleibt. Jedoch wissen wir beide, dass ich diese Schuld rasch begleichen muss, weil ich sonst keine Gelegenheit mehr dazu haben werde. Ich habe schon zu viele seiner Meuchelmörder getötet. Bald wird er mir einen schicken, den ich unmöglich besiegen kann.
    So bin ich nun zu Fuß unterwegs und wandere von einem verfallenden Dach zum anderen. Vor fünfzehn Minuten hat es angefangen zu regnen, und ich habe in einem der oberen Gemächer eines Palazzos Schutz gesucht. Die unteren Stockwerke sind überflutet, und so sind die Zombies im Gebäude gefangen – weiß Gott, wie lange sie hier schon eingesperrt sind, dreihundert Jahre vielleicht. Und ich bin ihre erste Abwechslung seit Langem. Ich kann hören, wie sie sich vor der Tür zusammenrotten. Doch ich habe Glück. Anders als bei den meisten Häusern ist das Holz nicht faulig, und die Innenwände stehen noch. Ich will versuchen, mich auszuruhen, solange es regnet, nur fürchte ich, zu lange zu schlafen.
    Meine Rückkehr zum Luftschiff ist längst überfällig. Durch irgendein Wunder wartet die Lady Corsair noch immer auf mich. Ich kann ihren weißen Ballon vom Fenster aus sehen, er schwebt über den verrosteten Ruinen des großen Doms, genau dort, wo mich abzuholen ich ihre Herrin vor einer Woche gebeten habe. Liegt es nur an meiner Weste, ist es die Abschlusszahlung, die ich noch zu leisten habe, oder hegt sie zärtliche Gefühle für mich? Wenn nicht Letzteres, dann muss ich sicherstellen, dass sie endlich etwas für mich empfindet. Ich habe viel Zeit zum Nachdenken gehabt, und wie man hört, klärt extremes Hungern den Verstand. Ich habe gesehen, dass sie dem Eisernen Herzog mit Respekt begegnet – ein Mann, der sagt, wo es langgeht. Also werde ich mich, um ihr Herz zu gewinnen, bei unserer nächsten Begegnung vielleicht der gleichen Haltung befleißigen.
    Was bald geschehen muss. Ich darf nicht darauf bauen, dass sie noch viel länger auf mich wartet.
    Das
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