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Broken Lands

Broken Lands

Titel: Broken Lands
Autoren: Kate Milford
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Constantine vollständig angezogen quer auf seinem eigenen Bett. An dem großen Zeh seines einen Fußes, der über die Bettkante hing, baumelte ein Schuh. Er rührte sich nicht, als Sam das Fenster aufschob und über das Dach hinaus auf die Straße kletterte.
    Coney Island erwachte wie an jedem anderen Tag. Es geschah ein wenig zögernd, denn es war Montag, aber als er so durch die Straßen Richtung East End schlenderte, konnte er sich fast vorstellen zu vergessen, dass seine Welt gestern Nacht beinahe im Höllenfeuer gelandet wäre.
    Aber nur fast.
    Auf der Culver Plaza unterhielten sich schnatternd die Möwen, und die Brandung donnerte an den Strand. Es war so friedlich, dass Sam, der tief in Gedanken versunken war, Tesserian erst bemerkte, als der Spieler seinen Namen rief. «He, Sam!»
    «Hallo, Mr. Tesserian.» Er ging zu ihm und setzte sich auf eine umgedrehte Kiste an den Tisch des Spielers. «Haben Walker und Bones Ihnen noch Scherereien gemacht, nachdem ich weggelaufen bin?»
    «Ach nein. Es mag nicht so aussehen, aber ich habe selbst ein Ass im Ärmel – oder auch zwei. Nur für alle Fälle. Außerdem hatten sie viel zu viel mit dir zu tun.» Tesserian schob den Strohhut in den Nacken und betrachtete Sam aufmerksam. «Ist es gut ausgegangen für dich?»
    Sam lächelte müde und nickte. «Ich bin doch hier, oder?»
    «Das ist nicht dasselbe.»
    Das stimmte natürlich. Sam fragte sich schon den ganzen Morgen, warum er immer noch das Gefühl hatte, als ob das ganze Gewicht der Welt auf seinen Schultern läge, trotz allem was er, Jin und die Übrigen getan hatten. Warum er sich so merkwürdig verloren fühlte.
    Vor Tagen hatte Walter Mapp gesagt: «Nichts fühlt sich nach etwas an, bis alles vorbei ist.» Sam dachte, dass er jetzt etwas fühlen müsste – Freude, Stolz, Erleichterung, irgendetwas . Er war doch in einer veränderten Welt aufgewacht, oder nicht?
    Tesserian beugte sich vor und stützte sich auf die Ellbogen. «Nach der Parade», sagte er, «wenn die Straßen mit Konfetti gepflastert sind, gehen alle wieder an ihre Arbeit. Jemand schirrt die Pferde aus, jemand anderer fegt den Bürgersteig, und die Mülltonnen stehen wieder an ihren üblichen Plätzen. Bis zur nächsten Parade, wenn alles ein paar festliche Stunden lang wieder blitzblank und aufgeräumt ist.»
    «Aber wir haben etwas Wichtigeres vollbracht als eine Parade», widersprach Sam.
    «Klar doch, ihr habt die Welt gerettet.» Tesserian machte eine ausholende Armbewegung. «Und dies ist die Welt, die ihr gerettet habt. Hast du gedacht, sie wäre plötzlich anders? Hast du gedacht, man würde dir danken?»
    «Nein, das ist es nicht.» Das entsprach auch der Wahrheit. Es war anders, aber trotzdem irgendwie ähnlich.
    «Du hast gedacht, du wärst ein anderer», vermutete Tesserian.
    «Ja!» Das war es. Genau das.
    Der Spieler nickte. «Tja, ich wünschte, ich könnte dir einen Rat geben. Der Wanderer in mir ist der Meinung, dass du einen Tapetenwechsel brauchst. Aber trotzdem muss ich dir sagen, dass es nicht unbedingt ratsam ist, auf den Straßen nach sich selbst zu suchen. Der Ausblick und die Landschaft ändern sich, aber es gibt keine Garantie, dass dir das Gleiche passiert.» Er kratzte sich am Kopf. «Nein, einen Rat kann ich dir wirklich nicht geben. Aber etwas anderes.»
    Er griff unter den Tisch, zog seine Kartenkiste hervor und nahm das Santine-Spiel heraus. «Das gehört dir.»
    «Mir?» Sam streckte die Hand danach aus. Die sich überlappenden Kreise auf den Rückseiten der Karten glänzten in der Sonne. «Wirklich? Aber wieso?»
    «Machst du Witze?» Tesserian lachte laut auf. «Du hast gewonnen, indem du während des Spiels eine neue Regel erfunden hast. Du hast es dir verdient . Es gehört dir. Nur so kann man zu einem Santine-Spiel kommen. Man muss es gewinnen.»
    «Oh, ich verstehe», sagte Sam und dachte an das gestrige Spiel. «Das ist der Grund, warum Walker so geschockt war, als ich mit dem Spiel ankam. Sie haben ihn glauben lassen, ich hätte es von Ihnen gewonnen.»
    «Genau. Und die kleine Lüge erweist sich nun als Wahrheit. Du hast es von mir bekommen, weil du Walker besiegt hast. Und zwar ohne zu mogeln.» Er grinste. «Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass ich furchtbar stolz darauf bin, ein paar Stunden lang dein Lehrer gewesen zu sein.»
    Sam ergriff Tesserians ausgestreckte Hand. Dann fuhr er vorsichtig mit dem Finger über den Bluterguss unter seinem Auge. «Das nächste Mal können Sie mir beibringen, wie
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