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Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)

Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)

Titel: Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
Autoren: Brian Lumley
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gar nicht mehr!
    Kyle stand der Mund weit offen, und er fuhr von seinem Drehstuhl hoch. Er wusste, was das zu bedeuten hatte, und er hatte etwas ganz Ähnliches bereits acht Monate zuvor erlebt. Es handelte sich um Telepathie, klar, aber es war mehr als nur das. Es ging von dem Kind aus, an das er gerade gedacht hatte, dem Kind, in dessen Geist all das weiterlebte, was von dem größten ESP-Talent der Welt noch übrig war: von Harry Keogh.
    »Allmächtiger!«, flüsterte Kyle. Und nun war ihm klar, worum es da gegangen war – in jenem Traum, oder besser Albtraum, letzte Nacht. Er war von Blutegeln übersät gewesen, so groß wie junge Kätzchen, die sich an ihm festgesaugt hatten, um sein Blut zu schlürfen, während er in einem Wald voller regungsloser Bäume wild herumgehüpft war und vor Angst wirres Zeug geplappert hatte, bis er zu schwach gewesen war, um sich noch länger zu wehren. Dann war er auf die Tannennadeln gestürzt, und die Blutegel klebten immer noch an ihm, und ihm war klar geworden, dass er selbst zu einem Egel wurde!
    Und glücklicherweise hatte ihn diese Erkenntnis wach gerüttelt. Kyle hatte es längst aufgegeben, solche hellseherischen Träume zu deuten, denn in der Regel waren sie einfach zu rätselhaft. Doch auf jeden Fall war ihm bewusst, dass es sich um einen jener Träume gehandelt hatte, und nun nahm er an, dieser Kontakt habe auch etwas damit zu tun.
    »Harry?«, hauchte er in die mit einem Mal eisige Atmosphäre des Raumes hinein. Sein Atem bildete tatsächlich eine kleine Wolke vor seinem Mund. Innerhalb weniger Sekunden war die Temperatur rapide gesunken. Genau wie letztes Mal.
    Irgendetwas ballte sich in der Zimmermitte zusammen, genau vor Kyles Schreibtisch. Der Rauch seiner Zigarette hing dort, und nun wallte er auf und die Luft schien zu verschwimmen. Er stand auf, ging hastig zum Fenster und schloss die Jalousie. Im Raum wurde es düster, und die Gestalt, die vor seinem Schreibtisch schwebte, konkretisierte sich.
    Kyles Sprechanlage summte hektisch, und er fuhr erschrocken herum. Er eilte zum Schreibtisch, drückte den Empfangsschalter, und eine atemlose Stimme sagte: »Alec, da ist irgendetwas im Haus!« Es war Carl Quint, ein hochempfindlicher Spitzen-Talentspürer.
    Kyle drückte die Sprechtaste. »Ich weiß. Es ist jetzt hier bei mir. Aber alles ist okay – ich hatte den Besuch geradezu erwartet.« Dann drückte er die Rundruftaste und sprach zur gesamten Belegschaft des Hauptquartiers: »Kyle hier. Ich will von niemandem gestört werden, solange … solange es eben dauert. Keine Nachrichten, keine Anrufe und keine Fragen. Hört mit, wenn es euch gefällt, aber versucht nicht einzugreifen. Ich melde mich wieder.« Er drückte den Sicherheitsknopf auf der Tastatur seines Computers und augenblicklich verriegelten sich klickend sämtliche Schlösser an Tür und Fenstern. Nun waren er und Harry Keogh wirklich allein miteinander.
    Kyle versuchte, sich etwas zu entspannen, und starrte Keogh – oder seinen Geist? – an, der ihm gegenüber vor dem Schreibtisch schwebte. Und ihm kam etwas Altes in den Sinn, ein Gedanke, der nie sehr fern gelegen hatte, seit seinem ersten Tag im Dienste von INTESP: Was für eine komische Bande! Roboter und Romantiker. Modernste Wissenschaft und das Übernatürliche. Telemetrie und Telepathie. Computerberechnete Wahrscheinlichkeitsmuster und Hellseherei. Technische Spielereien … und Geister!
    Keine Geister, Alec, antwortete Keogh mit einem matten, durchscheinenden Lächeln. Ich dachte, das hätten wir alles beim letzten Mal geklärt?
    Kurz spielte Kyle mit dem Gedanken, sich selbst zu kneifen. Das alles hatte er auch schon beim letzten Mal durchgemacht. »Letztes Mal?«, sagte er laut, denn das fiel ihm leichter. »Aber das war vor acht Monaten, Harry. Ich habe schon gedacht, dass wir nie wieder von Ihnen hören würden.«
    Das hätten Sie vielleicht auch nicht, »sagte« der andere, ohne seine Lippen zu bewegen, denn glauben Sie mir, ich habe reichlich Beschäftigung! Aber … es hat sich etwas ergeben.
    Kyles Scheu verflog langsam, und sein Pulsschlag normalisierte sich. Er beugte sich auf dem Stuhl vor und musterte den anderen von Kopf bis Fuß.
    Oh, ja, es war Keogh! Aber nicht genau der gleiche Mann wie beim letzten Mal. Damals war Kyles erster Gedanke gewesen, es handle sich um eine übernatürliche Erscheinung. Nicht einfach paranormal oder durch ESP-Kräfte erzeugt, sondern wirklich übernatürlich, überirdisch, nicht von dieser Welt.
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