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Brennnesselsommer (German Edition)

Brennnesselsommer (German Edition)

Titel: Brennnesselsommer (German Edition)
Autoren: Annette Pehnt
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gehört schon eine Menge Land rund um Lauterbach. Der alte Lönnemeier. Der würde hier alles aufkaufen. Das Angebot ist gut, so viel Geld hat Fränzi niemals.«
    Auf einmal ist sich Anja ganz sicher, dass sie weiß, wer dieser Jemand ist.
    »Hat er ein rotes Gesicht?«, fragt sie.
    »Keine Ahnung«, sagt Papa, »ich weiß nur, dass sein Sohn in dem grünen Haus an der Ecke wohnt, hier gegenüber, und dass der immer am Fenster steht, mit gutem Ausblick auf den Gnadenhof. Der erzählt seinem Vater immer, was hier los ist, da bin ich sicher.«Anja und Flitzi haben noch nie jemanden im grünen Haus ein und aus gehen sehen, Kinder jedenfalls wohnen dort nicht, das wüssten sie.
    »Aha«, sagt Martin finster. »Der Lönnemeier will bestimmt die Fränzi verjagen. Das ist vielleicht der Kerl, der schon bei der Demo Ärger gemacht und die Polizei geholt hat. Und der Sohn ist sein Spion und hat Fränzi verfolgt, als sie die Pferde holen wollte. Das ist alles Einschüchterung, damit du abhaust, Fränzi. Dann kann der Lönnemeier hier seine Villa aufstellen.«
    Papa versucht Martin zu beruhigen.
    »Das muss ja nicht so sein. Und eine Villa hat er schon, die braucht er hier nicht zu bauen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Na ja«, sagt Papa verlegen, »unser Büro hatte damals den Auftrag, wir haben sie geplant.«
    »Du hast für so einen das Haus gebaut?«, fragt Anja entsetzt.
    »Hör mal«, sagt Papa, »so einfach ist das nicht. Natürlich kriegt er ein Haus, wenn er dafür bezahlt. Er hat eben Geld.«
    »Warum will er denn dann noch ein Haus?«, fragt Flitzi.
    Martin klopft wütend auf den Küchentisch. »Weil die eben nie genug kriegen können, diese Haie.«
    Papa will widersprechen, bestimmt will er wieder sagen, dass alles nicht so einfach ist, aber jetzt reicht es Anja.
    »Wir kaufen den Gnadenhof«, sagt sie, »ganz einfach. Dann kriegt er ihn nicht.«
    »Von deinem Taschengeld, oder wie?« Tim klingt spöttisch, so wie Martin vorhin. Aber als er sieht, dass Anjas Nasenflügel anfangen zu zittern, legt er ihr eine Hand auf den Arm. »Würde ich ja auch gerne machen.«
    »Geld, Geld, Geld«, schimpft Martin. »Lönnemeier hat es, wir haben es nicht, er kriegt alles, was er will, so geht das doch.«
    Fränzi steht auf.
    »Mir reicht es. Genug Gequatsche. Ich gehe jetzt mit den Hunden raus, und morgen sehen wir weiter.«
    »Ist das Fest vorbei?«, fragt Flitzi weinerlich.
    »Wir feiern einfach morgen weiter«, sagt Fränzi und nickt ihr zu.

 
    Aber am nächsten Tag wird nicht gefeiert. Als Anja und Flitzi nach der Schule hinüber zum Gnadenhof gehen, werfen sie scharfe Blicke auf das grüne Eckhaus, aber sie können niemanden im Fenster erkennen.
    »Ist der unsichtbar?«, flüstert Flitzi.
    »Vielleicht guckt er nur abends, er muss ja auch mal arbeiten.«
    Fränzi liegt auf dem Sofa, blass und mit geschlossenen Augen, während Martin draußen den Ziegenstall ausmistet. Krümel, der sonst nicht auf das Sofa darf, hat sich wie eine Katze auf ihren Füßen zusammengerollt, und eine Hand hat sie auf Kenos Rücken gelegt.
    »Mir geht das alles nicht aus dem Kopf«, sagt sie leise, als Anja und Flitzi sie umringen. Flitzi will ihr gleich ein Bild malen und Anja ihr einen heißen Kakao machen. Wenn sie selbst krank sind und Geschenke bekommen und etwas Heißes in den Bauch, ist meistens schon alles etwas besser.
    »Wenn wir dir den Gnadenhof kaufen könnten, dann wäre alles in Ordnung«, sagt Anja, während Flitzi Stifte und Blätter von drüben holt, und rechnet in Gedanken ihr Erspartes durch. Aber das reicht höchstens für einen neuen Kaninchenstall.
    »Ich will ihn ja gar nicht besitzen, ich will nur hier wohnen und mich um alles kümmern«, seufzt Fränzi.
    »Wir müssen einen Plan machen«, überlegt Anja, »damit du hierbleiben kannst.«
    Als Flitzi ihre Blätter auf Fränzis Küchentisch ausbreitet, machen sie erst mal eine Liste, was sie unternehmenkönnen.
     
    Liste zur Rettung des Gnadenhofes:
    –  Schnell viel Geld bekommen
    –  Lönnemeier überreden, dass er schon genug hat und nicht noch mehr braucht
    –  Die Stadt überreden, dass Fränzi den Gnadenhof behalten muss
    –  Lönnemeier wegzaubern
    –  Den Gnadenhof woanders hinzaubern
    –  Alle Tiere auf Lönnemeier loslassen, bis er Angst kriegt
    –  Lönnemeier auf den Gnadenhof zaubern
     
    Die Geldideen sind zwar verlockend, aber eine Liste ist noch lange nicht die Wirklichkeit. Also können sie die Zeilen mit dem Geld gleich wieder
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