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Brennende Schuld

Brennende Schuld

Titel: Brennende Schuld
Autoren: Burkhard Driest
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Großmutter, und Karin verstand nicht, dass er nicht ganz entschieden seinen Platz im Familienunternehmen einnahm.
    »Da wäre ich nicht so sicher. Dein Vater erbt nichts. Und Josefa weiß, wie auch Campaña und jeder andere, dass du die Verliererlinie fortsetzt.«
    Es war ein Fehler gewesen, Sticheleien wollte er heute vermeiden. »Es war nur ein Scherz.«
    Sie richtete sich auf. »Ein Scherz? Dann gehst du gar nicht zur Taufe bei den Campañas?«
    »Doch. Antoni Campaña hat mich angerufen, und im Büro lag eine schriftliche Einladung. Ein Brief von Montse.«
    »Campañas Tochter will, dass du Pate ihres Kindes wirst?«
    »Ja. Die Patin wird die Tochter von Jaume Prats sein.«
    »Dem Inselrat?« Sie richtete sich auf. »Kennst du sie?«
    »Nein.«
    »Laureana Sanchez. Das ist sie. Ich habe dir beim Frühstück von ihr erzählt. Sie ist die Leiterin des archäologischen Museums, die auch die Ausgrabungen an der Nekropolis macht.«
    »Und?« Er merkte, wie sein Widerstand gegen ihre aufgekratzte Stimmung wuchs.
    »In der letzten Ausgabe war ein Artikel von mir über die Ausgrabungsarbeiten. Aber du liest meine Sachen ja nicht.«
    Er wollte etwas zu seiner Verteidigung sagen, aber sie gab ihm keine Gelegenheit dazu. Sie erwähnte die Ausgrabungsarbeiten zum ersten Mal. Die Beschäftigung mit der Geschichte Ibizas gehörte zu seinen unerledigten Hausaufgaben, seit er in seine Heimat zurückgekehrt war. Er würde sich gerne jetzt am Sonntag in aller Faulheit das Leben der Karthager oder Phönizier, der Römer oder der Muslime, die hier bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts geherrscht hatten, schildern lassen, wenn sie so gut darüber Bescheid wusste. Was danach gekommen war, konnte er selbst immer noch spüren, die Herrschaft der christlichen Kastilianer, deren Nachfolge schließlich Franco angetreten hatte. Das kannte er aus seiner Kindheit besser als sie, die in Niedersachsen und Berlin aufgewachsen war.
    »Du hast mir nichts von dem Artikel gesagt. Er hätte mich interessiert.«
    »Das kannst du nachholen, wenn du Laureana Sanchez triffst. Sie ist spezialisiert auf die Jahrhunderte vor Christus bis zur Herrschaft der Römer. Sie ist eine berühmte Wissenschaftlerin und kann dir alles haarklein auseinander setzen.«
    Das fand er übertrieben. Er wollte sich nicht mit einer Wissenschaftlerin befreunden, nur um etwas über die Ursprünge der hiesigen Kultur zu erfahren. »Mich interessiert sie nicht.«
    »Das ist dumm«, belehrte sie ihn küssend. »Laureana Sanchez hat Licht in die dunkle und geheimnisvolle Zeit der punischen Geschichte gebracht. Dieser Wissenschaftlerin verdankt die Insel es, dass Ibiza heute weltweit das am meisten untersuchte Zentrum punischer Kultur ist«, fuhr Karin fort.
    Costa drehte sich auf die Seite und streckte sich wohlig in der Sonne aus.
    Der Schmuckverkäufer hatte sich in den Sand gehockt und ordnete sein Sortiment. Er nahm die Brillen und Ringe in die eine Hand, das Tableau mit den Uhren in die andere. Zwischendurch wischte er sich den Schweiß von der Stirn und warf einen Blick zur Hütte, die immer noch nicht geöffnet war.
    »Das archäologische Museum ist neben dem in Cagliari auf Sardinien und dem in Tunesien das bedeutendste karthagische Museum der Welt«, erläuterte Karin. »Es ist eine Schande, dass du noch nicht dort warst. Du kannst die komisch verzierten Straußeneier sehen, das Symbol der Wiederauferstehung und des Lebens, die unter den Grabbeigaben in der Nekropolis gefunden wurden. Die Sanchez hat darüber publiziert; auch über die blutigen Riten und die magischen Kulte der Karthager. Sehr spannend. Eine wirklich tolle Frau«, sagte sie, und Costa gähnte behaglich. Er schaute zwei Möwen nach, die über dem Wasser kreisten.
    Karin stupste ihn an: »Holst du uns was zu trinken?«
    Er hatte ebenfalls Durst und ging hinüber zur Hütte.
    Der Besitzer machte sich im Halbdunkel des Inneren am Grill zu schaffen.
    Der afrikanische Schmuckverkäufer stand an der Bar, vor sich ein Bier. Als Costa kam, wollte er ihm seine mit Tand gefüllten Hände entgegenstrecken, stockte aber, als er seinen Blick sah.
    Mit der Zeit entwickeln sie ein Gespür für uns, dachte Costa. Kein Wunder, wenn man zu fünft oder mehr in ein winziges Zimmer gesperrt ist, drangsaliert von einem Drückerchef, der einem nur einen Bruchteil des Gewinns zum Leben lässt, ausgeraubt von der Policía Local, die die Ware regelmäßig beschlagnahmt, um sich die besten Stücke herauszupicken. Dabei ging es ihnen
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