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Brennende Kälte

Brennende Kälte

Titel: Brennende Kälte
Autoren: Wolfgang Schorlau
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der Wohlanständigkeit verborgenen Zonen der Stadt. Auch das Bohnenviertel, in dem Dengler seine Wohnung gefunden hatte. Dort, über dem Basta, wohnten damals bereits Martin Klein und – Olga.
    Martin Klein hatte noch immer die Augen geschlossen.
    »Wurde das Verbrechen also nicht in dem Bunker verübt?«, fragte er.
    »Nein, das ist ja das Rätsel.« Mario schien nun in seinem Element. »Es gibt keinerlei Anzeichen für Feuer in dem Bunker. Das hätte doch auch ordentlich qualmen müssen. Jetzt sucht die Polizei den Tatort in unmittelbarer Nähe des Marktplatzes. Und sucht Zeugen, die gesehen haben, wie jemand die verbrannten Männer zurück in den Keller getragen hat. Aber niemand scheint etwas beobachtet zu haben.«»Auch der Bauer nicht, der die Leichen gefunden hat?«
    »Nein. Der ist ja auch noch nicht vernehmungsfähig. Steht unter Schock. Kann man ja verstehen.«»Sag du doch mal was«, sagte Klein immer noch mitgeschlossenen Augen zu Dengler. »Schließlich bist du der Bulle
    in unserer Mitte.«
    »Ich bin kein Bulle mehr.«
    »Sag trotzdem was. Wie erklärst du das?«
    »Überhaupt nicht. Ist nicht mein Fall.«
    Dengler dachte an die beiden Hauptkommissare Weber und Joppich, die er bei seinem letzten Auftrag kennengelernt hatte. Weber würde sicher das Richtige tun. Er war bereits zum Leiter der Sonderkommission »Flammentod« ernannt worden.
    »Mensch, Georg, irgendetwas musst du doch dazu sagen können?«
    Dengler schüttelte den Kopf.
    »Ein Fall ist für mich Arbeit. Weber macht die seine, ich die meine.«
    »Und an welchem Fall arbeitest du gerade?«, fragte Mario.
    »Ich suche einen entlaufenen Ehemann.«
    »Klingt ja superspannend«, sagte Mario, gähnte und goss ihm nach.

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    Auf der Suche
    Am nächsten Morgen rief er Sarah Singer an. Ihr Mann war nicht aufgetaucht. Sie hatte kein Lebenszeichen von ihm erhalten, keinen Anruf, keinen Brief, keine E-Mail, nichts.
    Dengler fragte sie nach den Adressen der nächsten Verwandten.
    »Abgeklappert habe ich alle. Gemeldet hat er sich da auch nicht.«
    »Sagen Sie mir die Adressen trotzdem. Mit Telefonnummern.«
    »Muss das sein?«
    »Wenn ich meine Arbeit richtig machen soll, dann schon.«
    »Sehen Sie ...« Sie zögerte.
    »Sehen Sie«, wiederholte sie nun lebhafter. »Wir sind doch ein Team. Sie und ich. Ich suche ihn in meiner Verwandtschaft. Sie ...«
    Sie zögerte erneut.
    »Bei dem Rest suchen Sie.«
    Dengler schwieg. Er stellte sich vor, wie sie sich mit der Zunge über die Lippen fuhr.
    »Es ist so: Beide Eltern haben unsere Ehe nicht unterstützt. Ein riesiges Getratsche wird es geben, wenn sich herumspricht, dass er ... dass er mir weggelaufen ist. Wenn ich nur an meine Mutter denke! Einen Bundeswehrling hat sie ihn immer genannt.«
    »Freunde?«
    »Bitte?«
    »Hatte Ihr Mann Freunde?«
    Sie schwieg einen Augenblick.
    »Eigentlich nicht.«
    »Ihr Mann hatte keine Freunde?«
    »Vielleicht hat er welche. Wenn es sie gibt, kenne ich sienicht. Nach Hause hat er nie jemanden gebracht. Doch, warten Sie, einen Kameraden habe ich einmal kennengelernt. Den Namen, an den kann ich mich nicht erinnern. Wenn er mir einfällt, rufe ich Sie an.«
    »Gut. Wie lang waren, äh, sind Sie verheiratet?«
    »Vier Jahre. Warum fragen Sie?«
    »Ich muss mir ein Bild von Ihrem Mann machen. Und Ihre Ehe gehört nun mal dazu.«
    »Verstehe.«
    Sie schwiegen beide, und Dengler kam es vor, als würde sie die vier Jahre ihrer Ehe rekapitulieren.
    »Sie meinen«, sagte sie und holte einmal tief Luft, »ob wir noch Sex hatten.«
»Zum Beispiel.«
    Plötzlich wusste er nicht mehr, ob er die Antwort hören wollte. Rasch wechselte er das Thema: »Außerdem brauche ich weitere Fotos von Ihrem Mann. Ich muss wissen, wie seine Dienststelle heißt. Ich würde mir auch gerne mal seine persönlichen Sachen ansehen.«
    »Gut, dann kommen Sie doch vorbei. Meine Adresse haben Sie ja. Mir passt es am besten vormittags, wenn die Kinder in der Schule sind, oder abends ab neun, wenn sie schlafen.«
»Ich komme heute Abend«, sagte er und legte auf.
    * * *
    Dengler fuhr den Rechner hoch. Er startete das Programm, das Singers Handy orten konnte. Noch vor wenigen Monaten verfügten nur die Polizei und die Geheimdienste über solche Programme, doch nun boten zahlreiche Firmen im Internet ihre Dienste an. Eifersüchtige Frauen konnten feststellen lassen, wo sich ihre Männer gerade befanden, und besorgte Eltern konnten überprüfen, ob die Tochter tatsächlich bei der besten Freundin
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