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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce
Autoren: Deadly 05 - Nacht der Angst
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bewältigen konnte –, denn
schließlich war Montag.
    Ihr Lächeln erstarb, als sie das Tablett auf dem kleinen
Nachttisch an seinem Bett absetzte. »Rick, es ist beinahe vier Uhr. Finney hat
dir wegen der Schmerzen Laudanum verabreicht. Er wollte, dass du dich ausruhst,
und ich war ganz seiner Meinung.«
    Er drehte sich zu ihr um und sah sie wütend und ungläubig
zugleich an. »Ich habe zu arbeiten«, presste er zwischen zusammengebissenen
Zähnen hervor. »Wie kannst du es wagen, mich daran hindern zu wollen, dass ich
meine Pflicht erfülle?«
    Leigh Anne erstarrte. »Das ist ungerecht von
dir.«
    »Wann geht es im Leben schon gerecht zu?«,
fuhr er sie unwirsch an. Ach, wenn sie doch nur endlich ein für alle Mal
verschwinden würde! Hatte sie nun etwa vor, ihn zu umsorgen und sich um ihn zu
kümmern? Dazu war es ein bisschen zu spät. Vier Jahre zu spät, genau gesagt.
»Ich werde zur Arbeit gehen«, verkündete er und brachte es mit
zusammengebissenen Zähnen fertig, aufzustehen. Dabei durchfuhr ihn ein Schmerz,
als ob ihn ein Messer durchbohrte. Es war hundertmal schlimmer als am Vortag.
Aber da hatte er wohl auch unter Schock gestanden und war sich des Ausmaßes
seiner Verwundung nicht bewusst gewesen.
    »Nein«, widersprach sie bestimmt. »Du wirst heute nicht ins Büro
gehen.«
    Er musste sich verhört haben. Langsam drehte er sich zu ihr um.
»Wie bitte?«
    »Du bleibst im Bett«, sagte sie energisch, aber auch ein wenig
atemlos und sah ihn dabei mit weit aufgerissenen Augen an. Sie kam ihm so
verletztlich vor. Hoffentlich hatte sie Angst vor ihm – sie hatte allen Grund
dazu. Am liebsten hätte er sie aus dem Zimmer geworfen.
    »Du wagst es, mir Vorschriften zu machen?«, fragte er mit
gefährlich sanfter Stimme.
    Sie nickte. »Ja, ganz recht. Finney hat gesagt, du sollst drei
Tage lang im Bett bleiben – mindestens.«
    »Den Teufel werde ich tun«, zischte er.
    »Du bist verletzt!«, rief sie.
    »Aber nicht so schlimm, dass ich nicht arbeiten könnte. Hast du
vergessen, welche Verantwortung ich trage?« Er marschierte an ihr vorbei und
riss den Schrank auf.
    Sie blieb schweigend hinter ihm stehen.
    Er nahm ein frisch gebügeltes Hemd und eine Krawatte heraus und
drehte sich um.
    Ihre Augen sprühten Funken. »Ich hatte ganz
vergessen, wie das ist. Es hat sich nichts geändert. Du wachst auf – und gehst
zur Arbeit. Du kommst zu irgendeiner unchristlichen Zeit nach Hause, arbeitest
noch etwas weiter und gehst dann zu Bett. Es hat sich einfach gar nichts geändert.«
    »Das stimmt«, versetzte er zufrieden. »Aber du brauchst ja nicht
hierzubleiben, hast du das etwa schon vergessen? Es war deine Idee, nicht
meine. Du kannst auf der Stelle einer Scheidung zustimmen – und brauchst nie
wieder unter meinem Terminplan zu leiden.«
    Sie stemmte ihre kleinen Fäuste in die zierliche Taille. Ihre
Brust hob und senkte sich heftig – ein deutliches Zeichen dafür, wie es um ihre
Beherrschung stand. »Wir haben eine Vereinbarung. Wir haben Verträge
unterschrieben. Sechs Monate als Mann und Frau, Rick. Ich werde dich nicht
verlassen.«
    »Nun, das ist ungemein erfrischend,
schließlich bist du doch so gut darin.« Plötzlich überkam ihn noch einmal mit
aller Macht der Schmerz, den er vor vier Jahren empfunden hatte, als er
entdecken musste, dass ihn seine Frau verlassen hatte. Er war wie gewöhnlich
spät nach Hause gekommen und sie war mit all ihren Sachen verschwunden. Nur
einen Zettel hatte sie ihm dagelassen – das war alles, was von ihrer Liebe und
ihrer Ehe übrig geblieben war. Die Nachricht damals vor vier Jahren hatte
folgendermaßen gelautet:
    Lieber Rick,
    ich habe mich entschieden, nach Frankreich zu
reisen und dort meinen Urlaub zu verbringen. Ich wollte es eigentlich mit dir
besprechen, aber jedes Mal, wenn ich versucht habe, mit dir zu reden, warst du
entweder gerade im Begriff zu gehen, in Arbeit vertu oder bist erschöpft im
Bett gefallen. Ich kann so einfach nicht mehr weiterleben. Da wir uns ja
ohnehin kaum sehen, macht es wohl keinen Unterschied, wenn ich einen
verlängerten Urlaub ohne dich verbringe. Vielleicht brauchen wir beide einmal etwas
Abstand voneinander.
    Wenn du diesen Brief liest, werde ich
vermutlich seit fünf oder sechs Stunden auf See sein. Ich beabsichtige für
einen Monat im Excelsior Hotel in Paris abzusteigen und werde dich dann über
meinen weiteren Aufenthaltsort unterrichten.
    Deine
dich liebende Frau
    Leigh Anne
    Er hatte seit
so vielen Jahren nicht mehr über
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