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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce
Autoren: Deadly 01 - Lügen
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warum sollte sie
ihn also nicht besuchen? Da sie befreundet waren, konnte man eine solche
Handlung gewiss nicht als Dreistigkeit ihrerseits betrachten, oder?
    Alles, was sie wollte, war, Bragg die gute
Neuigkeit mitzuteilen. Aber warum in aller Welt war sie dann so nervös? »Miss
Cahill! Hallo!«
    Francesca zuckte beim Klang von Joel Kennedys
Stimme zusammen. Als er aus der Menschenmenge, die sich auf den Bürgersteigen
drängte, heraustrat und auf sie zueilte, lächelte sie. Er trug wie üblich
seinen schäbigen, braunen Mantel und eine graue Mütze, die er sich tief über
Stirn und Ohren gezogen hatte. Sein Kinn zierten ein paar Dreckspritzer. Er
grinste sie an.
    »Wie geht es dir, Joel?« Beim Anblick des kleinen Jungen wurde
Francesca gleich munterer.
    »Recht gut, Miss Cahill. Kaufen Sie ein?«, fragte er, die Hände
tief in den Manteltaschen vergraben, und blickte auf ihre Einkaufstüte. Er
zitterte.
    »Ja, in der Tat. Es ist ein wunderschöner Tag, nicht wahr? Aber
schrecklich kalt. Möchtest du vielleicht mitfahren?«, fragte Francesca.
    Joel nahm das Angebot nur zu gern an. Jennings hatte weiter oben
auf der Straße in zweiter Reihe geparkt, und sie machten sich auf den Weg zur
Kutsche.
    »Was führt dich zum Union Square?«, fragte Francesca, und kaum
waren die Worte aus ihrem Mund, da kam ihr auch schon ein unangenehmer Gedanke.
Sie blieb wie angewurzelt stehen. »Joel! Ich hoffe doch« – sie senkte ihre
Stimme –, »dass du auf der richtigen Seite des Gesetzes bleibst!«
    Der Junge wich ihrem Blick aus. »O ja. Natürlich. Ich habe meine
Lektion gelernt.«
    Er log ganz offensichtlich. Francesca war
sich sicher, dass er als Taschendieb auf dem Union Square unterwegs war. »Komm
schon«, sagte sie. Sie stiegen in die Kutsche, und Francesca wies Jennings an,
zur Mulberry Street zu fahren. »Ich schaue kurz beim Polizeipräsidium vorbei.
Du kannst in der Kutsche bleiben, wenn du willst. Anschließend werde ich dich
zu Hause absetzen.«
    Jod saß ihr mit ausgestreckten Beinen gegenüber. »Verstehe«,
sagte er mit einem frechen Grinsen.
    Francesca ignorierte seinen Kommentar und erkundigte sich nach
seiner Mutter, seinen Brüdern und seiner Schwester. Einige Minuten später ließ
Jennings die Pferde vor dem roten Sandsteinhaus halten, das Francesca
inzwischen so vertraut geworden war. »Ich bin gleich wieder da«, versprach sie
Joel.
    Er zwinkerte ihr ein wenig anzüglich zu und sagte: »Lassen Sie
sich ruhig Zeit.«
    Kopfschüttelnd eilte Francesca die Eingangsstufen des Gebäudes
hinauf. In der Halle schritt sie mit zunehmender Nervosität auf den Polizisten
hinter dem Tresen zu. Sie rief sich in Erinnerung, dass es sich um einen völlig
unverfänglichen Höflichkeitsbesuch handelte. Hinter dem Tresen stand ein
Beamter, den sie nicht kannte. Doch sie erinnerte sich an den stämmigen, kahlköpfigen
Mann neben ihm.
    »Hallo, Sergeant«, sagte sie lächelnd.
    Er blickte auf. »Miss Cahill.« Er sah sie freundlich an. »Gehen
Sie nur gleich hinauf.«
    Francescas Lächeln vertiefte sich vor Freude. Sie wollte sich
gerade abwenden, verharrte dann aber in der Bewegung und fragte: »Sergeant? Wie
lautet Ihr Name?«
    »O'Malley«, antwortete der Mann.
    Sie nickte und schritt die Treppe hinauf, da der Aufzug gerade
benutzt wurde.
    Die Tür mit dem Milchglaseinsatz war
geschlossen. Francesca hörte Braggs Stimme und fragte sich, ob er telefonierte
oder mit einem seiner Männer redete. Sie zögerte einen Moment lang, klopfte
dann an und wurde hineingebeten.
    Bragg stand mit finsterem Gesichtsausdruck
hinter seinem Schreibtisch. Er trug wie immer nur sein Hemd mit aufgerollten
Ärmeln und hatte die Hände in die Hüften gestemmt. Ein Herr in einem dunklen
Anzug verharrte mit dem Rücken zur Tür vor dem Schreibtisch. Bei Braggs Anblick
begann Francescas Herz heftig zu klopfen, und ihr wurde klar, wie sehr sie sich
freute, ihn wieder zu sehen.
    Ihr fiel auf, dass er glatt rasiert war, was
sein markantes Gesicht besonders zur Geltung brachte. Doch
als sie den starren Ausdruck darin sah, begriff sie sogleich, dass etwas
geschehen sein musste. Zuerst durchlief sie ein freudiger Schauer, der sich
jedoch rasch in Besorgnis verwandelte. Der Besucher drehte sich um, und
Francesca erblickte einen dunkelhaarigen, gut aussehenden Mann, der aus irgendeinem
Grund etwas Gefährliches an sich hatte.
    »Francesca!«, sagte Bragg verwundert und fügte dann lächelnd
hinzu: »Mit Ihnen hatte ich nicht gerechnet.«
    »Ich hoffe, es
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