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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer
Autoren: Amon Barth
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und zu ihm hingehe. «Was, du
    rauchst? Ich dachte, du bist cool», frage ich ihn
    als engagierter Nichtraucher und «Rotgänger-
    Totgänger»-Schreier empört.
    Er lächelt nur mild und sagt leise: «Das ist
    ’ne üble Angewohnheit, Kleiner, aber ich kann
    mir das irgendwie nicht abgewöhnen.»
    «Was rauchst du denn für 'ne Marke?»
    «Camel.»
    «Na gut. Das kann ich ja noch verstehen»,
    lenke ich ein und denke dabei an die coole
    Werbung, die Camel macht.
    «Das gehört wohl zu so ’nem Abenteurer,
    was?»
    Am nächsten Morgen unternimmt Kurt mit
    Michael und mir eine Bootstour. Obwohl es
    regnet und stürmt, paddeln wir nach dem
    Frühstück zu dritt flussaufwärts, bis der Sturm
    uns zwingt, an Land zu gehen, und meine
    Mutter Michael und mich abholen kommen
    muss. Kurt macht sich alleine auf, das Boot
    wieder zurückzurudern.
    Völlig durchnässt und durchgefroren kommen
    wir schließlich zu Hause an. Meine Schwester
    und ihre Freundin stecken uns sofort in die
    heiße Badewanne. Was gibt es Schöneres, als
    mit seinem besten Freund nach einer
    Abenteuerfahrt und einem heißen Bad in dicke
    - 14 -

    Decken eingemummelt auf dem Sofa zu sitzen
    und Musik zu hören?
    - 15 -

    «Das Gegenteil von Harmonie ist
    Amonie« – Wie alles anfing

Engtanzpartys und Jungenstreiche
    «Dunkel war's, der Mond schien helle,
    als ein Auto blitzeschnelle
    langsam um die Ecke fuhr,
    drinnen saßen stehend Leute,
    schweigend ins Gespräch vertieft,
    als ein totgeschoss'ner Hase
    auf der Sandbank Schlittschuh lief.»
    Gemeinsam mit Markus und Tina stehe ich auf
    dem Balkon einer edlen Eppendorfer Wohnung,
    zitiere Sprüche und rauche. Wir sind auf der
    Engtanzparty von Diana, die erst vor kurzem
    neu in unsere Klasse gekommen ist. Als wir uns
    eine Zigarette anzünden wollten, hat sie uns
    gleich auf den Balkon geschickt. Diana meint,
    ihre Mutter würde uns auf der Stelle
    rauswerfen, wenn sie mitbekommt, dass wir
    rauchen.
    «Total langweilig!», kommentiert Markus
    meine Darbietung.
    «Weißt du was Besseres?», frage ich leicht
    gereizt zurück.
    «Gib mal noch ’ne Kippe.»
    - 16 -

    «Ich finde das voll daneben, dass ihr jetzt
    alle anfangt zu rauchen. Ist schon schlimm
    genug, dass ihr Jungs euch ständig kloppt.»
    Markus wirft Tina einen überlegenen Blick zu
    und zündet sich demonstrativ eine Zigarette an.
    Das ist mal wieder typisch für ihn: Markus zieht
    sein Ding durch, ohne sich um andere zu
    kümmern. Er ist zusammen mit Florian der
    unbestrittene Anführer in unserer Jungsclique.
    Seine unheimlich starke Überzeugungskraft
    zieht uns alle in seinen Bann, ohne Ausnahme.
    Außerdem hat er einen riesigen Freundeskreis
    und kennt Unmengen von Leuten, auch von
    anderen Schulen.
    Jetzt grinst er nur breit. «Hört zu:

    Auf dem Wege nach Havanna,
    liegt die tot gefickte Anna,
    neben ihr der treue Franz
    mit dem feuerroten Schwanz.
    Da kommt der König angerummst:
    Wer hat Anna tot gebumst?
    Da meldet sich ein kleiner Dicker:
    Ich, Herr, war der edle Ficker,
    Majestät, lasst Gnade walten –
    Ich lasse keine Gnade walten
    und werde dir die Eier spalten.
    Ein kurzer Schnitt, ein langer Schrei
    und durch den Saal rollt ein halbes Ei!
    Und die Moral von der Geschieht’:
    Halbe Eier rollen nicht!»
    - 17 -

    Triumphierend blickt Markus um sich. Noch
    bevor wir einen Kommentar dazu ablassen
    können, stürmen Dirk und Florian mit einer
    Schüssel Hackbällchen bewaffnet den Balkon
    und fangen feixend an, Autos und Passanten
    mit den Bällchen zu bewerfen. Markus und ich
    machen sofort begeistert mit, während Tina
    entrüstet reingeht. Wahrscheinlich verpetzt sie
    uns gleich bei Diana.
    «Habt ihr noch Kippen? Meine sind wieder
    alle», frage ich laut japsend vor Lachen
    zwischen zwei Würfen.
    «Deine Kippen? Du schnorrst doch schon den
    ganzen Abend bei mir, meine sind gleich alle»,
    beschwert sich Florian, bevor er mir seine
    Schachtel hinstreckt.
    Mit Florian, der auch in meine Klasse geht
    und bei mir um die Ecke wohnt, habe ich vor
    ein paar Wochen meine erste Zigarette
    geraucht. Ansonsten haben wir eigentlich nicht
    viel gemeinsam, außer dass wir beide McGyver
    mögen. Florian ist ein ziemliches Sportass. Ein
    totaler Fußballfan. Ich hingegen hasse Fußball –
    in erster Linie, weil ich total unsportlich bin und
    immer nur im Tor stehen darf. Trotzdem ist es
    cool, ab und zu mit Florian rumzuhängen. Er
    hat immer lockere Sprüche drauf und schon
    Erfahrung in Sachen Rauchen und so.
    Florians Mutter ist
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