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Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt

Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt

Titel: Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt
Autoren: Catherine Price
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allerdings keinen gesteigerten Wert darauf legen, von Drogen und nackten, mit Glitter bemalten Menschen umgeben zu sein, sollten Sie lieber nicht hinfahren.
    Aber immer der Reihe nach: Das Festival ist gigantisch. Der erste Burning Man , der 1986 in San Francisco am Baker Beach abgehalten wurde, zog etwa zwanzig Leute an. Heute kommen zu diesem Event etwa fünfzigtausend Besucher. Um die Feiernden unterzubringen, erbauen die Organisatoren in der Salztonwüste von Nevada vorübergehend eine Stadt: Black Rock City. Die Siedlung liegt halbkreisförmig um eine gigantische, menschlich geformte Skulptur namens »The Man«, die am letzten Abend des Festivals angezündet wird, was auch den Namen des Events erklärt. Am Ende der einwöchigen Party wird die Stadt komplett wieder abgebaut.
    Die Organisatoren des Festivals statten die temporäre Stadt mit medizinischer Notfallversorgung und Dixie-Toiletten aus. Aber das war’s dann auch schon. Besucher müssen alles, wassie für ein einwöchiges Überleben in der Wüste brauchen, selbst mitbringen und sind komplett auf sich allein gestellt. Um diese Erfahrung zu verstärken, gibt es in Black Rock City keine Geschäfte. Sollte einem an etwas mangeln, sind allein Tauschgeschäfte zugelassen. Die Abneigung gegen kapitalistische Bräuche endet allerdings beim Eintrittspreis: Tickets für Burning Man kosten über 350 Dollar.
    Für die meisten Besucher des Festivals steht die Kunst im Zentrum. Manche verbringen das ganze Jahr damit, an den Installationen zu basteln, die sie mit in die Wüste bringen. Die Bandbreite reicht von aufgemöbelten Dampflokomotiven bis hin zu kompletten viktorianischen Häusern auf Rädern. Aber auch wenn es Spaß macht, mitten in der Wüste Nevadas eine gigantische Zoetrope zu bewundern, wird die Euphorie gleich gedämpft, wenn man in der prallen Mittagssonne an der Toilette anstehen muss.
    Das Wetter ist die Kehrseite von Black Rock City. Tagsüber kratzt das Thermometer grundsätzlich an der Vierzig-Grad-Marke, was dazu führt, dass Dehydrierung und Hitzeschläge an der Tagesordnung sind. Sobald die Sonne jedoch untergeht, fallen die Temperaturen locker um dreißig Grad, und in den frühen Morgenstunden kann es durchaus einmal Bodenfrost geben. Der Wind erreicht häufig Orkanstärke und wirbelt so viel Staub auf, dass die Veranstalter den Gebrauch von Mund- und Augenschutz empfehlen. Überhaupt, der Staub: Er ist so alkalisch, dass er eine Erkrankung hervorrufen kann, die es nur in der Black-Rock-Wüste gibt. Sie nennt sich »Playa Foot« und ist im Prinzip eine basische Verätzung der Haut.
    Burning Man ist bewusst offen für alle, was allerdings manchmal auch zur Teilnahme von Leuten mit Drogenproblemen führt. Das Prinzip der Offenheit funktionierte noch ganz gut in der Zeit, als das Festival kleiner war. Heute jedoch übersteigt die temporäre Bevölkerung von Black Rock City die Größe einer amerikanischen Durchschnittsstadt und leidet allmählich unter den gleichen Symptomen wie jede Metropole: Esgibt Fahrraddiebstähle, illegale Müllentsorgung, sexuelle Übergriffe und sogar Brandstiftung. Während einer Mondfinsternis im Jahr 2007 wären beinahe mehrere Menschen ums Leben gekommen, als jemand »The Man« fünf Tage vor dem geplanten Abend in Brand setzte (der Schuldige war im Übrigen die gleiche Person, die einige Jahre zuvor die Skulptur mit überdimensionalen Hoden ausgestattet hatte). Die offizielle Website des Festivals warnt davor, offene Getränke von Unbekannten anzunehmen, und berichtet von zivilen Polizeistreifen, die mithilfe von Nachtsichtgeräten versuchen, den illegalen Drogenhandel zu unterbinden. Allerdings zeigen die geröteten Augen und leeren Blicke vieler Teilnehmer, dass die Polizeiarbeit nicht sonderlich erfolgreich ist.
    The Man
    Für das Burning Man gibt es eine Reihe spezifischer Regeln. »Zünden Sie keinesfalls das Eigentum anderer Teilnehmer an«, lautet eine. »Bringen Sie keine öffentlichen Swimmingpools oder öffentliche Duschen mit«, sagt eine andere. Und dann ist da noch meine Lieblingsregel: »Die Darmentleerung außerhalb der Sanitärsysteme ist gesetzeswidrig.« Das entsprechende Gesetz wäre sicher nicht erlassen worden, wenn es dafür keine triftigen Gründe gäbe.
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Jennifer Kahn
Burning Man
    In dem Jahr, in dem ich das Burning Man besuchte, gab es eine Reihe von Unglücksfällen. Der folgenreichste war, dass während des großen Finales einer dergigantischen, mechanisch kontrollierten Arme der Figur
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