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Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt

Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt

Titel: Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt
Autoren: Catherine Price
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lockend. WAS MAG ES SEIN ?
    Was immer es sein mag – es kostet nur einen Dollar, und außerdem ist es mit der einzigen Toilette im Umkreis von vielen Kilometern ausgestattet.
    Ehe Sie sich jedoch vornehmen, Ihren Familienurlaub in der Nähe »des Dings« zu verleben, sollten wir vielleicht klarstellen, worum es sich dabei handelt. Nachdem Sie durch einen höhlenartigen Eingang den Andenkenladen betreten haben, werden Sie von gelben Fußspuren auf dem Boden zu zwei Metallbaracken geleitet, in denen Antiquitäten sowie künstlerische Produkte unterschiedlichster Art und Qualität sowie manchmal dubioser Herkunft ausgestellt sind. Zusätzlich zu einem großen Schaufenster, das Holzfiguren zeigt, die gefoltert werden, steht in der ersten Baracke ein Auto, in dem mehrere grimmig dreinblickende Plastikgestalten sitzen. » ROLLS ROYCE 1937 « verkündet ein gelbes Schild. » MÖGLICHERWEISE WURDE DIESER WAGEN VON ADOLF HITLER BENUTZT  …  DAS DING IST NUR  – ES GIBT DAFÜR KEINE BEWEISE «.
    Die zweite Baracke enthält Objekte von so vermeintlich großem Wert, dass man sie auf Teppichresten in verglasten Sperrholzboxen ausstellt – unter anderem ein angeblich antikes Butterfass aus Kentucky, das aus dem achtzehnten Jahrhundert stammen soll, sowie eine alte Krämerwaage und die lebensgroße Skulptur zweier sich paarender Rinder.
    Hier brauchen Sie sich nicht lange aufzuhalten. Die dritte Baracke ist dann nämlich endlich Heimstätte des legendären »Dings«, das sich in einer Art Sarg aus weißen Hohlziegeln unter einem letzten gelben Hinweisschild befindet. Ich möchte Ihnen allerdings davon abraten, Ihre Vorfreude überhandnehmen zu lassen.
    Was ist »das Ding« denn nun eigentlich? Ein Alien? Ein lebender Dinosaurier? Nein, Freunde. Bei »The Thing« handelt es sich um eine ausgetrocknete Mumie, die ein mumifiziertes Baby im Arm hält und deren untere Regionen unter einem überdimensionalen Hut verborgen sind. Eine nähere Erklärung sucht man vergeblich.

    Gläubige Fans weisen darauf hin, dass das geschrumpfte Gesicht des »Dings« sowie eine sichtbare Rippe der Beweis dafür sind, dass es sich um eine echte Mumie handelt. Als jedoch der in Phoenix ansässige Lokalradiosender KJZZ nach dessen Ursprung forschte, fanden die Redakteure heraus, dass das »Ding« möglicherweise von einem Herrn namens Homer Tate hergestellt wurde. Mister Tate war ein Bergmann und Bauer, der sich mit der Herstellung von Requisiten ein Zubrot verdiente. Er arbeitete mit Pappmaschee und Teilen von toten Tieren und füllte nach seiner Pensionierung die Haushaltskasse dadurch auf, dass er Kuriositäten wie Teufelsbabys und Schrumpfköpfe fabrizierte, für die er folgendermaßen warb: »Ein wunderbarer Fensterschmuck, der Ihre Schwiegermutter schon bei der Ankunft in die Flucht schlägt.« Ich könnte mir vorstellen, dass »das Ding« – unabhängig vom Betrachter – einen ähnlichen Effekt hat.

97. Four Corners

    D ie schnurgeraden Grenzverläufe der Bundesstaaten des amerikanischen Westens haben etwas Beruhigendes. Man hat den Eindruck, dass die Landvermesser es leid waren, so komplizierte Grenzen wie etwa die von Maryland zu schaffen und sich irgendwann damit begnügten, gerade Linien zu ziehen. Das klarste Beispiel hierfür sind die Grenzen zwischen Utah, Colorado, Arizona und New Mexico. Sie treffen sich nach schnurgeradem Verlauf an einem Ort namens »Four Corners«, der dafür berühmt ist, die einzige Stelle zu sein, an der vier Bundesstaaten aneinanderstoßen.
    Im Jahr 1912 wurde die entsprechende Stelle mit einer Zementplatte gekennzeichnet, die jedoch irgendwann als nicht angemessen erachtet und 1992 durch eine in Granit eingelegte Bronzeplatte ersetzt wurde. Sie trägt die Wappen der vier Staaten und die Aufschrift: HIER TREFFEN SICH VIER STAATEN IN VON GOTT VERLIEHENER FREIHEIT und eignet sich erheblich besser für den für die meisten Touristen wichtigsten Zweck: sich auf alle viere niederzulassen und sich mit jeder Extremität in einem anderen Bundesstaat ablichten zu lassen.
    Wenn Sie nach Four Corners kommen, sollten Sie es ihnen nachmachen. Ich sage das deshalb, weil es dort nichts weiter zu tun gibt, abgesehen von einer kleinen Bude, wo Fliegende Händler Indianerschmuck und kleine Imbisse anbieten. Dies gibt selbst die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit zu. »Das Gelände ist sehr abgelegen«, steht in den Prospekten, und: »Die unmittelbare Umgebung von Four Corners hat nicht viel zu bieten.«
    Es gibt keine
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