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Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)
Autoren: Sarah Crossan
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Finger und winkt mich näher zu sich heran. Ich senke meinOhr zum Luftauslassventil seiner Maske. »Ich bin nicht der beste aller Väter«, sagt er.
    Das stimmt, er war manchmal sogar ein ziemlich grauenhafter Vater. Aber irgendwie hat es sich so angefühlt, als habe er es nicht besser gelernt. Ich hebe den Kopf und blicke meinem Vater in die Augen. »Oscar hat mir erzählt, du hättest ihn nach mir geschickt. Danke.«
    Ein Schuss bricht die Stille und Oscar hebt das Gewehr. »Wir sitzen hier voll auf dem Präsentierteller.« Er versucht, meinen Vater wieder auf die Trage zu heben. Ich helfe ihm nicht. Es ist sinnlos.
    »Du hast mal gemeint, dass wir in einer anderen Welt vermutlich Freunde hätten sein können.« Ich halte inne und warte auf ein Zeichen, dass er mich verstanden hat. Ich muss wissen, dass er mir zuhört.
    »Hör auf«, flüstert er.
    »Und ich glaube, du hattest recht.« Er reißt sich die Maske vom Gesicht und schleudert sie außer Reichweite. Aus seiner Nase tröpfelt das Blut. Seine Augen sind leer.
    Oscar eilt nach der Maske. Aber mein Vater wird sie nicht mehr brauchen.
    Ich lege ihm meine Hand auf die Brust. Er blickt empor zum Himmel, dann zu mir. »Quinn«, sagt er. Sein Atem ist flach und sanft. »Quinn«, wiederholt er und schließt die Augen.

BEA
    Sequoianer, Rebellen und Ministerium starren auf den schwarzen Dunst, der den Himmel erfüllt. Ich liege hinter einem ausgebombten Geländewagen und bemühe mich nach Kräften, Jazz daran zu hindern, sich ins Getümmel zu stürzen. Lennon und Keane müssen sich regelrecht auf sie draufsetzen, als wir Silas auf die Explosion zujagen sehen. Gideon und Harriet sind dicht hinter ihm. Von Alina keine Spur.
    »Der Turm!«, plärrt Vanya ins Megafon, um ihre Miliz an ihre Aufgabe zu erinnern. Dann verschwindet sie vom Balkon der Aufbereitungsanlage. Sie möchte, dass sie den Turm stürmen, aber sie sind viel zu wenige, um noch irgendwas auszurichten. Ich spähe über den Rand des Autowracks. Nur noch vier Sequoianer sind auf den Beinen, die Hände in die Luft gereckt. Die anderen liegen auf dem Rücken und bekommen dort von Ministeriumssoldaten und Rebellen den Fuß auf die Brust gesetzt. Wenn Vanya glaubt, hier noch einen Krieg gewinnen zu können, ist sie völlig verblendet. Sie hat ihn längst verloren.
    »Angriff!«, kreischt Vanya, hebt sich aus dem Staub und stürmt auf uns zu.
    Doch ehe ich es verhindern kann, hat Jazz sich meine Waffe geschnappt und sie auf Vanya gerichtet. Wenn stimmt, was Quinn gesagt hat, ist sie drauf und dran, die eigene Mutter erschießen. So durchgeknallt und gemeingefährlich Vanya auch sein mag, das kann ich nicht zulassen. Ich schlage Jazz die Waffe aus der Hand und sie landet neben Lennon. Voller Grauen betrachtet er sie.
    »Die Kuppel gehört mir!«, schreit Vanya. Sie hat keine Waffe, nur das Megafon. Zwei der Rebellen, die mit mir auf Oscars Dachboden gehaust haben, marschieren auf sie zu.
    »Knall sie ab«, trägt Jazz Lennon auf und greift wieder nach der Waffe.
    »Nein«, sage ich und stelle den Fuß drauf. Vielleicht sollte ich Jazz eine Erklärung liefern, aber nicht jetzt. Das hat auch später noch Zeit.
    Die Rebellen zerren Vanya zu Boden, sie tritt und schlägt um sich wie ein Tier.
    Silas, Gideon und Harriet sind jetzt Pünktchen am Horizont. Doch Alina kann ich immer noch nicht sehen. »Bleibt hier«, befehle ich.
    Jazz klammert sich an meinem Bein fest. »Nimm mich mit.«
    Ich schüttle den Kopf. »Ich komm ja wieder. Kümmer du dich um Lennon und Keane.« Sie schaut zu den vor sich hin schniefenden Zwillingen und verdreht die Augen.
    »Na gut« , sagt sie.
    Ich renne so schnell wie möglich los, wiederhole das Mantra Alina lebt, Alina lebt endlos in meinem Kopf. Sie ist zäher als wir alle zusammen, und wenn die Zeit gekommen ist, wird sie als Letzte gehen.
    Als ich bei Gideon und Harriet anlange, dringt ein penetranter Chemiegestank in meine Maske. Der Boden ist mit Metallkonfetti bedeckt. Sie kauern neben Alina. Über ihnen steht Silas. Sie blicken zu mir hoch, als sei ich ein Geist.
    »Alina?«, frage ich. Ihr Gesicht ist schwarz, ihr Haar an den Spitzen verkohlt. Ich warte darauf, dass sie die Augen aufschlägt und uns zusammenstaucht. »Alina.«
    »Die Druckwelle…«, sagt Silas und bricht erstickt ab.
    »Aber sie ist doch in Ordnung, oder?« Ich knie mich neben sie und berühre ihre Hand. Sie ist warm. Über einer Augenbraue hat sie eine fiese Schnittwunde.
    »Sie ist tot«, sagt Silas.
    »Nein,
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