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Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)
Autoren: Sarah Crossan
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keine Zeit zum Rechnen und auch keinen blassen Schimmer, wie ich das hier entschärfen soll. Ich bin ja nicht Song.
    214, 213, 212…
    Ich könnte die Bombe jetzt einfach hierlassen und abhauen, aber wenn ich davonkomme und sonst nichts, was soll das bringen? Wenn ich die Bombe nicht entschärfen kann, muss ich sie mitnehmen, sie so weit wie möglich von hier wegschaffen. Bei der Größe kann ich sie nur auf dem Rücken transportieren, aber mit meiner eigenen Sauerstoffflasche am Gürtel ist das nicht drin. Ich schnalle sie samt Atemmaske ab und ziehe mir die widerlichen Vorrichtungen des Solargeräts über den Mund. Es stinkt. Und ist schwer wie ein Felsbrocken.
    Die Digitalanzeige ist jetzt samt ihren Leuchtziffern außer Sichtweite und das ist gut so.
    Ich taumle zur Winde und fahre nach unten. Silas ist verschwunden. Als ich rausblicke, drückt er gerade einen Milizionär auf die Erde. Meine Tante und mein Onkel sind nicht weit, sie halten die Miliz mit ihren Waffen auf Abstand. So stark die Sequoianer auch sein mögen – Rebellen Seite an Seite mit den Ministeriumssoldaten hätten sie nie erwartet.
    Ich sprinte hinten um den Turm herum und taumle raus ins offene Land.
    Die Luft aus dem solarbetriebenen Atemgerät ist feucht, die Maske kratzt mir im Gesicht. Ohne ginge es mir besser und so zerre ich sie ab und lasse sie fallen.Der Sauerstoff in der Atmosphäre ist dünn, aber nach meinem Training komme ich damit aus.
    Eine Stimme schreit: »Zieh es aus, Alina. Runter damit!«
    Aber das kann ich nicht. Nicht, bevor ich nicht alle in Sicherheit weiß. Ganz gleich, wie schwer das Teil ist und wie verbrannt mein Hals sich anfühlt.
    Als ich mich schließlich umdrehe, erglüht die Kuppel im Licht der untergehenden Sonne. Jetzt bin ich wohl weit genug, um sie gerettet zu haben, und so schäle ich mir das Gerät ab und springe davon, ohne noch mal nachzusehen, wie viel Zeit mir bleibt. Einfach nur rennen. Ich renne, so schnell meine Lunge und meine Beine mich tragen.
    Die Stimme kehrt zurück. Es ist Silas. »Lauf, Alina. ALINA!« Aber er muss sich keine Sorgen machen. »ALINA!«, brüllt er.
    Und ich lächle.

QUINN
    Die Explosion reißt mich kopfüber zu Boden, rammt mir das Gesicht in die Steine und schabt mir die Haut von den Händen. Die Luft ist plötzlich grau. Ich richte mich auf, der Soldat neben mir nicht, und so rolle ich ihn auf den Rücken. Er stöhnt. »Was ist los?«
    »Mein Bein«, sagt er. Aber ich kann mich nicht dreiteilen zwischen ihm, meinem Vater und dem, was da eben diese Explosion verursacht hat.
    Eine Entscheidung muss her.
    »Bleib hier«, sage ich zum Soldaten und renne zu meinem Vater und Oscar, die ungeschützt nahe einer Anlage kauern. Oscar hat seine Hand am Hals meines Vaters.
    »Lebt er noch?«, frage ich.
    »Er verliert ständig das Bewusstsein«, sagt Oscar. Das Gewehrfeuer in der Ferne reißt ab. Oscar und ich schauen uns an. Könnte es das gewesen sein?
    »Dad«, sage ich. »Dad?«
    Er zieht die Atemmaske ab und spuckt Blut. »Quinn?«
    »Ja, ich bin’s.« Mit meinem Ärmel wische ich ihm das Blut vom Gesicht. Ich versuche, ihm die Maske wiederrichtig anzulegen, doch er dreht abwehrend den Kopf zur Seite. Oscar lässt den Stoff los, den er ihm gegen den Hals gedrückt hat, und entblößt eine klaffende Wunde.
    »Er hat einen Schuss abgekriegt«, sagt Oscar, als ob ich mir das nicht selbst zusammenreimen könnte.
    Mein Vater stöhnt und hustet einen Blutklumpen in seine Hand. Diesmal sträubt er sich nicht, als ich ihm die Maske wieder anlegen will. »Die Anlagen haben drinnen Ventile zum Flaschenauffüllen«, röchelt er. »Selbst wenn sie’s schaffen sollten…«
    »Nicht reden«, sage ich, weil ich merke, wie sehr es ihn anstrengt. »Versuchen wir mal, dich reinzuschaffen.«
    »Quinn«, setzt Oscar an und legt mir eine Hand auf den Arm.
    »Hilf mir«, sage ich und gemeinsam wuchten wir meinen Vater auf die Trage. Zurück bleibt eine dunkle Pfütze. Noch nie zuvor habe ich meinen Vater bluten sehen. Irgendwie hatte ich mir den Kinderglauben bewahrt, dass er das gar nicht könnte.
    Auf der Trage breitet sich ein Blutsee aus und er lässt sich kaum transportieren, weil er so viel herumzappelt. Wir setzen ihn wieder ab und ich knie mich neben ihn.
    »Die Zwillinge. Deine Mutter«, sagt er.
    »Es geht ihnen gut«, sagt er, weil ich es zumindest hoffe. »Mom hat das Baby bekommen.«
    Mein Vater schließt die Augen, und als er sie wieder aufschlägt, stehen Tränen darin. Er hebt einen
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