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Braut der Schatten

Braut der Schatten

Titel: Braut der Schatten
Autoren: Kresley Cole
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dämonisch aussah. Ihre Züge wurden meist als »elfenhaft« bezeichnet. Das Problem war jedoch: Sie war keine Elfe.
    Vielleicht waren ihre Brüste einfach zu klein. Sie blickte an sich hinunter, um ihnen einen kurzen bösen Blick zuzuwerfen.
    Ganz egal. Trotz all ihrer körperlichen Defizite würde sie heute Abend alles daransetzen, ihre Freundschaft mit Cas zu verändern und auf eine neue Ebene zu bringen.
    Zur Vorbereitung hatte sie die Kronleuchter ausgelöscht, sodass ihre Gemächer nur von einigen Kerzen erleuchtet wurden. Sie hatte mehrere Krüge Dämonenbräu bereitstellen lassen und schließlich die Wachen fortgeschickt, die normalerweise vor ihrer Tür standen.
    Und sie hatte sich dem Anlass entsprechend gekleidet.
    »Willst du mir denn nicht sagen, was los ist, mein Liebling?«, fragte sie. Sie rutschte noch näher an ihn heran. »Du hast mir deine Geheimnisse doch immer anvertraut. Du weißt, dass ich sie niemals verraten würde.«
    »Mein Problem hat nichts mit dir zu tun«, sagte er, während er sich geistesabwesend den Hals rieb. »Das darf es auch nicht.«
    »Hmm. Na gut.« Sie würde eine andere Taktik ausprobieren. »Du hast mir ja noch gar kein Kompliment für mein Outfit gemacht.« Bettina hatte sich an die Kleidung gewöhnt, die sie während ihrer zwei Semester am College getragen hatte – Jeans, T-Shirt und Sandalen –, aber in Abaddon kleidete sie sich nun wieder traditionell, wie ihre Vorfahrinnen.
    Mit anderen Worten: Sie trug ziemlich aufreizende Kleidung, hatte ihre Haare in wilde, unordentliche Zöpfe geflochten und so viel Goldschmuck angelegt, wie ihr Körper nur tragen konnte.
    Wie bei den Sorceri üblich trug sie dazu noch eine Maske: ein dünnes Band aus scharlachroter Seide über den Augen, das deren Farbe – champagnerbraun mit einem schwarzen Ring – betonte. Ihrer Patin Morgana zufolge waren ihre großen Augen das Attraktivste an ihr.
    Doch Cas hatte ihrem roten Schnürmieder und dem knappen schwarzen Rock mit Schlitzen bis zur Hüfte bisher kaum Beachtung geschenkt. Die schenkelhohen Stiefel, deren weiches Leder sich eng an ihre Beine schmiegte, riefen keinerlei Reaktion hervor. Auch über die goldenen Armbänder, die ihre Arme schmückten, und das dazu passende Collier um ihren Hals oder das Diadem, das auf ihrem Kopf thronte, sagte er nichts.
    Als meisterliche Goldschmiedin hatte Bettina jedes dieser Stücke selbst in ihrer Werkstatt angefertigt – mit einer besonderen Designmodifikation als Überraschungseffekt. Sie war insgeheim überaus stolz auf ihr Geschick.
    »Wirklich hübsch«, sagte er geistesabwesend nach einem flüchtigen Blick in ihre Richtung. »Du wirst mit jedem Jahr hübscher.«
    In einer Frauenzeitschrift hatte sie einmal gelesen, dass ein Mann, der eine Frau mochte, diese am liebsten die ganze Zeit ansah. Angeblich würde eine Frau den Mann dann ständig dabei erwischen, dass er seine Blicke über sie wandern ließ.
    Cas sah sie manchmal überhaupt nicht an. Und wenn doch, dann schien er Sie häufig gar nicht richtig wahrzunehmen.
    Nein, ich muss seine Aufmerksamkeit auf mich ziehen!
Es gab zwei mögliche Schicksale, die sie erwarteten, abhängig vom Ausgang ihrer Mission heute Nacht.
    Wenn es ihr gelang, Cas zu verführen, würde sie denjenigen heiraten, den ihr Herz begehrte, und für immer von dem einzigen Mann beschützt werden, den sie je geliebt hatte. Sie würden König und Königin der Todbringenden werden und bis in alle Ewigkeit zusammenleben.
    Wenn sie bei ihrem Dämon versagte, würde ein Turnier abgehalten werden, dessen erster Preis ihre Hand – und die Krone von Abaddon – war. Bettina hatte bereits einen Blick auf die Kandidaten werfen können, die zurzeit nach Rune strömten, und sie wusste, von welchem Kaliber ihre Bewerber waren.
    Versoffene Dämonenlords, die bereits Dutzende misshandelter Ehefrauen besaßen.
    Schlangengleiche Cerunnos, die von ihr erwarten würden, dass sie ihre Nachkommen fütterte – mit ihrem eigenen Fleisch.
    Ein Troll, dem sie schon rein anatomisch nicht gewachsen war.
    Sie wusste, dass keiner von ihnen sie begehrte. Sie wollten einzig und allein den Thron. Neuerlich an ihre Aussichten erinnert, legte sie Cas die Hand auf den Oberschenkel.
    »In den vergangenen Wochen war es schrecklich einsam hier, ohne dich«, murmelte sie mit gehauchter Stimme. Sie rückte noch näher. »Und du willst mir immer noch nicht anvertrauen, an welchem Ort der Mythenwelt du dich herumgetrieben hast?«
    »Das geht dich nichts an«,
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