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Braut der Schatten

Braut der Schatten

Titel: Braut der Schatten
Autoren: Kresley Cole
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Jahre – oder genau in diesem Augenblick …

»Wer der Frau eines Assassinen ein Leid antut, wird dafür bezahlen.«
    – Trehan Cristian Dakiano, Prinz von Dakien, letzter Nachkomme des Hauses der Schatten
    »Ich dachte immer, Gold wäre das Kostbarste und Schönste auf Erden – bis ich
ihm
begegnete.«
    – Prinzessin Bettina von Abaddon, Königreich der Todbringenden

1
    Ein brutaler Tritt in den Rücken der Prinzessin von Abaddon durchtrennte ihr Rückenmark.
    Was für ein Segen.
    Der brennende Schmerz, der sich in ihren gesamten Körper gekrallt hatte, ließ unterhalb der Taille nach. Zuerst spürte sie noch einen leichten Druck, dann ein Prickeln, und dann …
    Nichts mehr.
    Ein Segen.
Sie hatte längst aufgegeben, um ihr Leben zu betteln, und sie wusste, dass sie dieses Mohnblumenfeld nicht lebendig verlassen würde.
    Die vier geflügelten Ungeheuer, die sie hierher verschleppt hatten, verfolgten einen Plan: Sie wollten ihr so viele Schmerzen wie nur möglich zufügen, ehe sie starb. Ihrer Sorcera-Mutter hatten sie vor zwanzig Jahren das Gleiche angetan.
    Auch wenn sie zur Hälfte ein Dämon war, war Bettinas Körper unbrauchbar im Kampf. Sie hatte sich immer darauf verlassen, dass ihre Sorceri-Macht sie schützte. Doch jene Vrekener hatten ihr diese Macht mit derselben Leichtigkeit ausgesaugt, mit der sie ihr auch die Kleider vom Leib gerissen hatten.
    Sie war nicht einmal mehr imstande, die geschwollenen Augen zu öffnen. Das Letzte, was sie gesehen hatte, war deren Anführer, der über ihr aufragte und mit rasendem Blick seine Sense schwang. Seine Schwingen mit den Klauen an ihren Enden hatten das Licht eines tief stehenden gelben Mondes verdeckt. Die Klinge der Sense war nicht aus Metall gefertigt, sondern bestand aus einer schwarzen Flamme …
    Doch Bettina konnte immer noch hören, war immer noch bei Bewusstsein. In der Ferne spielte eine New-Age-Band auf einer Freilichtbühne. Junge Sterbliche sangen und tanzten …
    Ein gewaltiger Tritt warf sie auf den Bauch. Ihr übel zugerichtetes Gesicht landete inmitten zertrampelter Mohnblumen. Der Anführer spielte mit ihr, wie ein Falke mit einer Maus spielen würde, während er ihr das Fleisch von den Knochen riss. Seine Gefolgsleute jubelten und übergossen sie mit Branntwein aus ihren Flaschen.
    Drohende Schreie, Stiefelspitzen mit Stahlkappen, das Brennen von Alkohol auf ihrer Haut.
    Oh ihr Götter, all das bekam sie bei vollem Bewusstsein mit. Verzweifelt bemühte sie sich, die Erinnerungen an einen Jungen mit lächelnden blauen Augen und von der Sonne gebleichtem Haar heraufzubeschwören.
    Er weiß nicht, wie sehr ich ihn liebe. Es gibt so viele Dinge, die ich gern getan hätte …
    Eine weitere Explosion des Schmerzes erschütterte ihren Oberkörper – wie um die Taubheit in ihren zerschmetterten Beinen auszugleichen. Sie spürte die gebrochenen Rippen, die aus ihrer Haut herausragten. Ihre verstümmelten Arme lagen schlaff auf der Erde, wo sie hingefallen waren, als sie zuletzt versucht hatte, ihren Kopf zu schützen. Ihre Qualen wuchsen ins Unermessliche.
    Oder vielleicht schlugen die Vrekener nun auch rascher und heftiger auf sie ein. Der Tod war nahe.
    Dabei hatte sie doch nur mit ihren sterblichen Collegefreunden auf eine Party gehen wollen. Sie war so aufgeregt gewesen, überglücklich, unter ihnen nicht aufzufallen – zumindest dem Anschein nach. Als Halbling hatte sie noch nie zuvor irgendwo dazugehört. Doch da ahnte sie noch nicht, dass sie mit ihren Zauberkünsten bereits die Aufmerksamkeit des Feindes auf sich gezogen hatte. Sie hatte sie ja nie absichtlich benutzt …
    Durch all den anderen Schmerz hindurch nahm sie die Hitze der brennenden Sense wahr, die ihr immer näher kam. Heißer, heißer,
versengend
.
    Alkohol auf ihrer Haut, die schwarze Flamme …
    Bettina unterdrückte ein Schluchzen. Sie hatten vor, sie zu verbrennen?
    Mit einem Mal fühlte sie sich schwerelos.
Fühlt es sich so an, zu sterben?
    Nein, sie bewegte sich.
Hatte man sie gerufen?
Ihr guten Götter, ja, der Dämon in ihr war durch Zeit und Raum beschworen worden. Nackt, hilflos, blind glitt sie von jenem Feld in der Welt der Sterblichen hinüber in ihre Heimatebene Abaddon.
    Im nächsten Augenblick wichen die Mohnblumen kaltem Marmor – ein Balsam für die verbliebenen Reste ihrer Haut. Ihre Wahrnehmung wurde wieder klarer.
Ich liege auf dem Boden im Hof meiner Burg, zerschmettert, und trage nichts als mein eigenes Blut und den widerlichen Branntwein der
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