Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
Vom Netzwerk:
stattdessen stieß sie die Türflügel auf, dass die Türknäufe mit einem dröhnenden Knall innen gegen die Wände schlugen.
    Alle untoten Augen im Raum richteten sich auf die Tür. Ich wand mich innerlich und rückte unauffällig hinter Nathanial.
    »Das Lieblingskind und sein Gefährte sind angekommen«, verkündete Anaya in die verblüffte Stille hinein, die den Raum einhüllte. Dann drehte sie sich um und schlenderte zurück in den Korridor.
    Die hatte bei mir so was von verschissen!
    In der Mitte des Raums, wo er lässig auf der Kante der Ratstafel saß, schüttelte Tatius den Kopf. Sein schneidender Gesichtsausdruck drückte mich regelrecht nieder. Dann wanderte sein Blick weiter, und das Gewicht hob sich wieder von meiner Haut, nicht jedoch das Gefühl, schon allein dadurch mürbe gemacht worden zu sein, dass mich seine Aufmerksamkeit gestreift hatte.
    »Alle hinaus.« Tatius’ Stimme war weich, nicht einmal erhoben, doch die Vampire im Raum, die nicht dem Rat angehörten, zuckten zusammen. Dann drehten sie sich einvernehmlich um und steuerten auf die Tür zu.
    »Eremit, danke, dass du den Rest des Rates mit deiner Anwesenheit beehrst. Du wirst verstehen, dass wir ohne dich weitergemacht haben, also begib dich bitte mit deiner Gefährtin in den Warteraum. Ich werde nachkommen, sobald ich Zeit habe, mich um euch zu kümmern«, sagte Tatius, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder den um die Tafel versammelten Vampiren zuwandte.
    Nathanial nickte und führte mich an der großen Ratstafel vorbei, dann hob er einen Vorhang hoch, um dahinter den Durchgang in einen kleinen, dunklen Raum zu enthüllen. Flauschiger Teppich dämpfte das Geräusch meiner Schritte, als ich ihm zu einer dunklen Ledercouch in der Mitte des Zimmers folgte. Gemälde anstelle von Stoffbahnen säumten die verputzten und gestrichenen Wände. Das Einzige, was fehlte, war elektrisches Licht.
    Stattdessen waren im ganzen Raum Kerzenhalter verteilt. Überall sonst wäre das Zimmer nicht weiter bemerkenswert gewesen, doch gerade seine Normalität machte es bemerkenswert im Vergleich zu dem, was ich bisher von den unterirdischen Bereichen des Death’s Angel gesehen hatte.
    Nathanial ließ sich auf die Couch sinken und schlug ein Bein über das andere. Als er ein kleines Buch aus der Innentasche seiner Smokingjacke zog, runzelte ich die Stirn. Wie kann er in solch einem Augenblick lesen?
    »Du solltest dich setzen«, sagte er und blickte dabei flüchtig von seinem Buch hoch. »Wir haben Tatius warten lassen. Dafür wird er sich revanchieren.«
    Ich nahm seinen Rat nicht an. Ich war viel zu hibbelig, um mich zu setzen. Stattdessen tigerte ich im Kreis durchs Zimmer und spielte nervös in meiner Manteltasche mit einer Murmel, die ich durch meine Finger rollen ließ.
    Es war schwierig, in einem unterirdischen Raum die Zeit zu schätzen, aber es fühlte sich an, als hätten wir schon über eine Stunde lang gewartet, als Nathanial sich zurücklehnte und mich mit seinen grauen Augen fixierte. »Hinsetzen, Kita!«
    »Sorry. Ich bin eine Katze. Kein Hund. Ich mache nicht auf Befehl Sitz.«
    Seine Mundwinkel verformten sich beinahe zu einem Lächeln, und diese kleine Veränderung ließ sein Gesicht aufleuchten und zerbrach die Maske der Gleichgültigkeit, an deren Anblick ich mich an diesem Abend bereits gewöhnt hatte. Die Veränderung war minimal, kaum merklich, doch sogar die Luft im Raum reagierte darauf und wirkte weniger dicht, weniger gefährlich.
    Okay, dann warteten wir eben auf das Oberhaupt des Vampirrats, und ja, Tatius hatte einmal in Betracht gezogen, mich zu töten, aber diesmal hatte ich nichts falsch gemacht. Ich hatte eine Leiche gefunden. Verdammt, er war im selben Raum gewesen, als ich sie entdeckt hatte! Er konnte nicht so viele Fragen haben. Ich würde ihm sagen, was ich wusste, und dann würden wir verschwinden. So einfach war das.
    Ich ließ mich neben Nathanial auf das Sofa sinken, und er nahm meine Hand und verschränkte seine Finger mit meinen. Die Wärme seiner Handfläche drang mir durch die Haut und schraubte sich meinen Arm empor, um sich als Brennen auf meinen Wangen zu sammeln. Oder zumindest hoffte ich, dass es nur seine Wärme war, die meine Wangen zum Glühen brachte.
    »Äh… wie lange dauert es denn noch?«, fragte ich, während ich meine Finger befreite und die Hände im Schoß verkrampfte. »Bei der Geschwindigkeit wird es dämmern, bevor wir gehen können.«
    Krachend flog die Tür auf, und Flammen erwachten flackernd

Weitere Kostenlose Bücher