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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht
Autoren: Kalayna Price
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Schlange glitt näher und wickelte sich um meinen Körper, enger und enger. Wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt riss sie weit das Maul auf. Ihre vor Gift triefenden Fangzähne blitzten auf.
    »Trevin, es reicht.« Elizabeths Ballerinas machten leise Geräusche, als sie durch den Schnee auf mich zustapfte. »Tu ihr nichts.«
    »Nur diese eine?« Wieder ertönte die Stimme der Schlange klar und deutlich, als käme sie aus einer menschlichen Kehle. Ihr Kopf kam näher.
    »Nein. Wir könnten ihren Tod nicht erklären. Außerdem ist sie als Köder viel nützlicher. Und jetzt geh!«
    Die Zunge der Schlange schnellte hervor und züngelte über meine Wange. Dann löste sie ihre Umklammerung und schlängelte zurück zur Lagerhalle. Ein Schrei gellte durch die Straße, und ich sah Steven fallen. Er wehrte sich heftig gegen die Silberketten, die ihn fesselten. Bobby lag bereits am Boden. Nein! Mein Magen krampfte sich zusammen. Wieder kämpfte ich gegen die Kette, aber die Taubheit wanderte durch meinen ganzen Körper und machte es mir schwer, mich zu bewegen. Ronco zerrte Steven vom Asphalt hoch und schleifte ihn zum Geländewagen.
    »Aaric, reise zu mir«, rief Elizabeth in melodischem Singsang, und Augenblicke später stand der Reisende neben ihr.
    Er sah sich um und zog die buschigen Augenbrauen zusammen. »Elizabeth, was soll das hier bedeuten? Was geht hier vor?«
    »Ronco und ich sind ihr gefolgt.« Sie ließ das Wort abstoßend klingen, während sie mit ihrer kleinen Hand in meine Richtung wies. »Sie hat sich mit ein paar Gestaltwandlern getroffen, und wir haben sie gefangen genommen. Ich denke, die Sammlerin wird zufrieden sein.« Sie schmiegte ihre Stirn an seine Hand, und sein Blick wurde abwesend, als spreche er mit jemand anderem, ohne die Lippen zu bewegen.
    »Sie ist zufrieden. Du wirst belohnt werden«, sagte er, als sein Blick wieder klar wurde.
    Da Elizabeth das Gesicht in seine Hand schmiegte und den Kopf gesenkt hatte, konnte der Reisende das grausame Lächeln nicht sehen, das ihre Lippen kräuselte. Ich schon. Aber ich konnte nicht das Geringste dagegen unternehmen.
    Der Reisende musterte die blutbesudelte Straße. »Die Sammlerin wird einen Reinigungstrupp schicken.«
    »Das hat Ronco schon veranlasst«, entgegnete Elizabeth und blickte wieder hoch. Ihr Gesichtsausdruck war wieder freundlich, ohne jede Spur des Lächelns, das sie noch einen Augenblick zuvor getragen hatte.
    »Sehr gut. Und nun schnell nach Hause. Die Dämmerung naht.« Er beugte sich herab und küsste seine Gefährtin zärtlich. Dann verschwand er, als wäre er nie in der Straße gewesen.
    Elizabeth wandte sich wieder zu mir um. Als ich von Firth in die Menschenwelt gekommen war, hatte ich anfangs die starren Glasaugen und das aufgemalte Lächeln von Porzellanpuppen ziemlich verstörend gefunden. Als ich jetzt in Elizabeths perfekte, aber grausame Züge blickte, entschied ich, dass meine Angst gerechtfertigt gewesen war.
    »Du kannst nicht sprechen, oder?«, fragte sie. Die gespielte Sorge in ihrer Stimme ließ sie blechern klingen. Sie ging neben mir in die Hocke, dabei raffte sie ihre Röcke zusammen, damit sie nicht den Boden berührten. »Nicht sprechen zu können, ist nicht gut genug. Du darfst auch nicht in der Lage sein, zu teilen.«
    Teilen? Was zum Teufel soll das bedeuten? Nicht dass ich sie fragen konnte.
    Elizabeth ergriff mein Handgelenk. Ich versuchte, meine Hand wegzureißen, mich zu wehren, aber meine Arme waren taub. Nutzlos. Ihre Fangzähne blitzten auf, aber anstatt mich zu beißen, zögerte sie den Augenblick hinaus.
    »Das ist eine meiner Fähigkeiten«, flüsterte sie. »Ich schließe Erinnerungen fort, damit niemand sie finden kann. Und niemand weiß das, außer denjenigen, die mein Geheimnis nicht preisgeben können. Wie du.« Dann grub sie die Zähne in mein Fleisch. Die erste Welle der Empfindungen überrollte mich. Ich konnte meinen eigenen Körper kaum spüren… Aber die verräterische Lust? Die spürte ich. Meine Augen traten mir hervor. Als sie sich zurückzog, lächelte sie mich an, mein Blut immer noch an den Zähnen. Sie kicherte.
    Ich starrte sie an, unfähig, etwas anderes zu tun. Was ich tun wollte, war, Elizabeth die Kehle herauszureißen, damit dieses verdammte Kichern aufhörte.
    Ronco zerrte Bobby zum Wagen, dabei kippte der Kopf des Gestaltwandlers schlaff zur Seite. Mein Gehör war vom Silber zu betäubt, als dass ich hören könnte, ob er noch atmete, aber wenn ich mich hätte bewegen
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